

MedPlus-Spitäler statt Gesundheits- und Notfallzentren

Die Mitglieder der Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden anerkennen die Notwendigkeit von strategischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Reformen bei den öffentlichen Spitälern. Sie sind auch gewillt, wie Ruedi Mattle, Stadtpräsident von Altstätten, an einer Medienorientierung in Aussicht stellte, ihren «Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Kantonsspitals» zu leisten.
Die vorgeschlagene Strategie «4plus5» weise aber in die falsche Richtung.
Untaugliche Strategie
Die von der Regierung in die Vernehmlassung gegebene Vorlage blende «bestehende Strukturen, regionalspezifische Versorgungssituationen, schwierige Verkehrswege, volkswirtschaftliche Aspekte und Volksentscheide» gezielt aus, sagte Alois Gunzenreiner, Gemeindepräsident von Wattwil. Das Grobkonzept des Verwaltungsrats mit vier Spitalstandorten wurde von der Regierung ohne Begründung und Grundlage sowie mit fehlenden Betriebsdaten als Vorgabe für eine neue Strategie übernommen.
Auf längere Sicht werde offensichtlich eine vollständige Zentralisierung mit dem Kantonsspital St.Gallen als alleinigem Anbieter angestrebt. Ein solches Ziel lehne die Spitalkonferenz ebenso ab wie die Schaffung von regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ).
Diese wären «weder zielführend noch überlebensfähig», so Gunzenreiner. Die minimalistische personelle und medizinische Ressourcenausstattung zeige, dass keine qualitativ hochstehende Medizin angeboten werden könne.
Wohnortnahe Versorgung durch MedPlus-Spitäler mit Zusatzangeboten
Für die Mitglieder der Spitalkonferenz stellen sogenannte MedPlus-Spitäler eine bedürfnisorientierte und ökonomisch sinnvolle Ergänzung zum Zentrumsspital St.Gallen dar. Sie ermöglichen eine wohnortnahe Versorgung und entlasten das teure und hochspezialisierte Kantonsspital.
«MedPlus-Spitäler bieten», sagte Elmar Metzger, Gemeindepräsident von Flawil, «ein einfaches, ambulantes und stationäres Basisangebot mit ambulantem Operationssaal, spezialärztliche Sprechstunden sowie − in Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten der Region − eine 24-stündige Notfallversorgung.» Zudem entsprächen solche Spitäler mit regional unterschiedlichen Zusatzangeboten einem echten Bedürfnis.
Eine derartige Arbeitsteilung zwischen dem Kantonsspital und den MedPlus-Spitälern führe letztlich auch zu tieferen Fall- und Gesundheitskosten. Die MedPlus-Spitalstandorte Flawil, Altstätten, Walenstadt, Wattwil und Rorschach haben sich bereits Gedanken gemacht, welche Angebote sie nebst der allgemeinen und inneren Medizin allenfalls anbieten würden.
Je nach Standort sind beispielsweise die Akutgeriatrie, die Dermatologie, die geriatrische Rehabilitation oder die Palliativmedizin von Interesse. Gemeinderat Roland Sidler aus Walenstadt betonte, dass solche «Zusatzangebote in Walenstadt aufgrund von interkantonalen Patientenströmen auf die Spitalregion Südostschweiz» ausgerichtet wären.
Zehn-Punkte-Programm
Die Mitglieder der Spitalkonferenz forderten an der Medienkonferenz ein Zehn-Punkte-Programm. Der neue Stadtpräsident von Rorschach, Robert Raths, zählte die Punkte auf:
– Verzicht auf die «4plus5»-Strategie.
– Verzicht auf minimalistisch ausgestatte und wirtschaftlich nicht überlebensfähige Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ).
– Erarbeitung einer Strategie mit Blick über die Kantonsgrenzen hinaus.
– Einbezug aller Spitalstandorte in die Strategieerarbeitung.
– Einbezug der Angebote von privaten Klinikgruppen in die Strategieentwicklung.
– Schaffung einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung mit einem starken Zentrumsspital für spezialisierte und hochspezialisierte Leistungen sowie mit grundversorgungsorientierten MedPlus-Spitälern.
– Nutzung von Kooperationsmöglichkeiten und Synergien mit freipraktizierenden Ärztinnen und Ärzten, Ärztenetzwerken und/oder privaten Anbietern.
– Ausarbeitung von regionalen Versorgungs- und Notfallkonzepten.
– Schaffung von MedPlus-Spitälern mit einem medizinischen Basisangebot und regionalspezifischen Zusatzangeboten.
– Kein «Ausbluten» von Spitälern auf Kosten der Patientinnen und Patienten oder der Mitarbeitenden.