Der Gemeinderat hat das kommunale Energiekonzept angepasst. Und damit die Weichen gestellt, dass die Technischen Betriebe Algetshausen mit Gas erschliessen können.
Gemeinderat
Nach der letzten Gemeindeversammlung liegt in Kirchlindach ein zerstrittener Gemeinderat vor. - Symbolbild
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Pragmatisch oder dogmatisch – vor dieser Frage stand der Gemeinderat. Die dogmatische Linie: Keine Neuerschliessungen mit Gas, weil das überwiegend (noch) ein fossiler Energieträger ist. Pragmatisch: Lieber mit Gas erschliessen und so durch die einfach mögliche Umstellung von Öl auf Gas den CO₂-Ausstoss spürbar senken. Doch der Reihe nach.

Neue Ausgangslage

Algetshausen. Eines der Uzwiler Dörfer. 575 Einwohnerinnen und Einwohner, 180 Heizanlagen. Davon 108 mit Heizöl betrieben. Bis letztes Jahr weit und breit keine Gaserschliessung in Sicht. Gas deshalb wirtschaftlich und technisch keine Option. Und entsprechend war im Energiekonzept für Algetshausen Gas nicht als Option vorgesehen. Die Situation hat sich inzwischen grundlegend verändert. Die neue 5-bar-Ringleitung zwischen Oberstetten und Niederuzwil wurde Ende 2018 in Betrieb genommen. Sie führt direkt am Algetshauser Siedlungsgebiet vorbei. Technisch und wirtschaftlich wurde dadurch Gas für Algetshausen eine problemlose Option.

Der Kontroverse bewusst

Der Gemeinderat befasste sich 2018 umfassend mit dem Energiekonzept der Gemeinde. Im Wissen um die Veränderung durch die 5-bar-Leitung liess er sich offen, die Grundsätze für Algetshausen anzupassen. Diese Beurteilung hat er nun vorgenommen und Gas als Option für Algetshausen ins Energiekonzept geschrieben. Er ist sich dabei durchaus bewusst, dass diese Frage kontrovers diskutiert werden kann. Es waren verschiedene Punkte, welche für den Rat den Ausschlag gaben. Bei den Treibhausgas-Emissionen liegt Uzwil deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt und auf Kurs, seine Ziele zu erreichen. Mitverantwortlich dafür – auch wenn das paradox klingen mag – ist die dichte Gasversorgung. Denn: Gasheizungen stossen rund 25 Prozent bis einen Drittel weniger CO₂ aus als Ölheizungen. Natürlich wäre Uzwil noch besser dran, würden alle Eigentümer in der Gemeinde ihre Gasheizungen auf erneuerbare Systeme umstellen. Soll dies nun dagegen sprechen, die Gasversorgung auch in Algetshausen zumindest als attraktive Übergangslösung zu betrachten, welche sehr rasch Erfolge durch die Umstellung von Öl- zu Gasfeuerungen zeigen kann? Und: Die Gasversorgung hat durchaus Potenzial, durch die Beimischung von Biogas noch besser zu werden. Seit 2019 werden in Uzwil dem Standardmix 10 Prozent Biogas beigemischt. Ziel ist, den Anteil mittelfristig auf 30 Prozent zu erhöhen. Die Gasversorgung selber fördert mit Beiträgen ihre Kunden, die Gas mit der Sonne kombinieren.

Wahlfreiheit

Zudem sind nicht alle Grundeigentümer finanziell in der Lage, direkt von Öl beispielsweise auf Erdwärmepumpen umzustellen, Luftwärmepumpen sorgen zuweilen für Ärger mit der Nachbarschaft. Die Gasversorgung ist in der Beurteilung des Rates aus heutiger Sicht zumindest eine attraktive Übergangsenergie. Eine intakte Gasversorgung bietet Optionen für die Zukunft. Stichworte sind Power to Gaz und andere Ideen, um mit dem Leitungsnetz in Richtung erneuerbare Energieversorgung zu gehen. Leiten liess sich der Rat auch vom Gedanken, dass in Algetshausen trotz intakter technischer und wirtschaftlicher Voraussetzungen für die Eigentümer eine eingeschränkte Wahlmöglichkeit für den Energieträger herrscht. Noch gilt in der Energiepolitik der liberale Grundgedanke der Wahlfreiheit. Diese Möglichkeit wollte der Rat dem Dorf nicht verwehren und es damit gleichstellen mit den bereits mit Gas versorgten Gebieten. Auch dort steht die Gasversorgung im Wettbewerb mit anderen Energieträgern.

Erste Etappe: Höfli

Die Technischen Betriebe werden im Verlaufe des Jahres in der Gartenmoosstrasse die neue Gasleitung einlegen und in einer ersten Etappe die grosse Siedlung Höfli mit Gas erschliessen. So kann die Eigentümerschaft die alte Ölheizung durch eine neue Gasheizung ersetzen. Dadurch sinkt der CO₂-Ausstoss sofort. Spatz in der Hand…

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