

Interview-Domino geht weiter mit Tanisha Jesseau aus Wallisellen

Tanisha Jesseau ist Kindergärtnerin und lebt seit fünf Jahren in Wallisellen. Die 47-Jährige stammt ursprünglich aus Kanada.
Nau.ch: Wie hast du die Ausnahmesituation bisher erlebt?
Tanisha Jesseau: Die Situation ist herausfordernd, aber auch überraschend fröhlich. Sie hat mich gezwungen, herunterzufahren und mein Leben und meine Entscheidungen zu überdenken. Der Schwerpunkt liegt nun auf der Gesundheit und der Präsenz im Alltag. Meine Geduld und mein Vertrauen werden auf die Probe gestellt, gleichzeitig wird aber mein Einfühlungsvermögen und mein Gemeinschaftssinn gestärkt.
Nau.ch: Welche Auswirkungen spürst du in deiner Region besonders?
Tanisha Jesseau: Wir spüren die negativen Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, da viele kleine Unternehmen leiden und wir Menschen kennen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. Wir nehmen aber auch die Zunahme der sozialen und emotionalen Unterstützung der Menschen wahr.
Nau.ch: Was vermisst du am meisten?
Tanisha Jesseau: Ich vermisse meine Familie und die Möglichkeit, Menschen zu umarmen. Ich kann nicht mehr jederzeit nach Kanada reisen, wo ich ursprünglich herkomme. Auch spontane Ausflüge und Besuche fehlen mir sehr. Da ich Kindergärtnerin bin, kann ich zurzeit nicht arbeiten und der Schulalltag ist vorerst gestrichen.
Nau.ch: Dein Tipp für einen guten Alltag im Lockdown.
Tanisha Jesseau: Essen, trinken, kreieren, bewegen, sich mit anderen in Verbindung setzen, lachen, entspannen, schlafen, wiederholen.
Nau.ch: Wird sich die Gesellschaft jetzt verändern?
Tanisha Jesseau: Karl Marx sagte: «Die Geschichte wiederholt sich, erst als Tragödie, dann als Farce.» Ich würde mir wünschen, dass wir als Gesellschaft daraus lernen, aber wir sind Geschöpfe der Gewohnheit. Ich glaube, es wird sich wenig ändern.