Die Inhaber der Dübendorfer Stickerei «Crazy World» werden im Lockdown kreativ. Statt Massanfertigungen gibt es beim Ehepaar Thiemann «Schaufenster-Shopping».
Claudia und Markus Thiemann
Claudia und Markus Thiemann führen ihre Stickerei am Dübendorfer Standort seit 18 Jahren. - Tanja Altenburger
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Auf den ersten Blick könnte man meinen, es sei alles wie immer. Claudia und Markus Thiemann stehen vor ihrer Stickerei «Crazy World» an der Dübendorfer Strehlgasse. Der kleine Platz vor dem Geschäft ist normalerweise der Treffpunkt der Nachbarschaft. Jeder, der vorbeifährt, wird auch jetzt freundlich gegrüsst und es werden ein paar nette Worte gewechselt – aber alles nur aus sicherer Distanz.

Diese Woche wurden die ersten Massnahmen des Bundes rund um den Lockdown gelockert. Für das Ehepaar Thiemann ändert sich aber noch nichts. «Wir dürfen erst am 11. Mai wieder öffnen.»

Stickerei "Crazy World" in Dübendorf
Besonders die Baby-Geschenkartikel hat das Ehepaar Thiemann aufgestockt, da dafür nach wie vor eine Nachfrage besteht. - Tanja Altenburger

Kunden dürfen Markus und Claudia Thiemann zwar nicht empfangen, weitersticken können sie aber trotzdem. «Man wird erfinderisch in einer solchen Situation», sagt Markus Thiemann.

Die beiden versuchen, ihre Ware mittels «Schaufenster-Shopping» zu verkaufen. «Interessenten dürfen zwar nicht in den Laden, aber durch das Schaufenster können sie sich trotzdem etwas aussuchen und bei uns klingeln.» Die Inhaber haben einen kleinen Tisch vor dem Eingang aufgestellt, auf dem das Gekaufte übergeben werden kann. «Es ist quasi ein Take-away-Shopping.»

«Man unterstützt sich gegenseitig»

Wie für viele andere kleinere Unternehmen ist die Lage auch für Claudia und Markus Thiemann schwierig. Seit dem Lockdown sind ihre Einnahmen um bis zu 90 Prozent zurückgegangen und ihr Antrag auf finanzielle Unterstützung ist noch immer in Bearbeitung. Besonders die abgesagten Veranstaltungen kosten die Stickprofis viele Aufträge.

«Wir bleiben positiv. Eine andere Option gibt es nicht», betont Claudia Thiemann. Das Ehepaar ist überwältigt von der Solidarität aus dem eigenen Umfeld. «Man unterstützt sich gegenseitig. Es ist ein Geben und ein Nehmen», sagt Markus Thiemann. So haben er und seine Frau für einen befreundeten Gastronomen neue Menükarten angefertigt, im Gegenzug werden ihnen nun warme Mahlzeiten geliefert.

"Crazy World" in Dübendorf
Die kleinen «Glücksbringerli»-Tintenfischchen sollen Mut machen in dieser schwierigen Situation und werden vom Ehepaar auch gerne verschenkt. - Tanja Altenburger

«Es geht nicht ums Geld. Wir tun das nicht, weil wir uns erhoffen, etwas dafür zurückzubekommen.» Auch bei ihren Kunden bedanken sich die Stickprofis mit Rabatten oder einem kleinen Geschenk. «Die meisten wollen das aber gar nicht annehmen.»

Dankbarkeit für persönliche Beratung

Das Bewusstsein fürs lokale Gewerbe ist seit dem Lockdown stärker geworden, dessen ist sich das Ehepaar sicher: «Der Onlinehandel boomt. Aber jetzt, wo viele zu Hause bleiben und in der Nachbarschaft spazieren gehen, springen ihnen kleine Unternehmen wieder viel mehr ins Auge.» Auch die Tatsache, dass zurzeit auf persönliche Beratung verzichtet werden muss, lasse die Dankbarkeit für solche Dienstleistungen wieder grösser werden. «Wir hoffen, dass dieses Gefühl auch nach dem Lockdown noch anhält und die Leute weiterhin so offen durch die Welt gehen.»

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