

ContentMakers Brüttisellen: Wenn Lernende ein Unternehmen führen

Bei ContentMakers in Brüttisellen wird Eigenverantwortung grossgeschrieben. Um einiges grösser, als es in anderen Lehrbetrieben der Fall ist.
Dies, weil im Vorstand des Unternehmens für Mediamatik und Interactive Media Design ausschliesslich Lernende sitzen.
Projekte für namhafte Kunden
Hinter der Firma steht der Verein Association ContentMakers. Er wurde 2005 gegründet, damals noch unter dem Namen VideoGang.
Drei Jahre später wurde der erste Mediamatiker ausgebildet.
Alle Lernende stehen beim Verein automatisch im Vorstand. Dadurch entstehen flache Hierarchien und ein Mitspracherecht für alle.

«Das Besondere ist, das bei uns Lernende zu einem Grossteil von anderen Lernenden ausgebildet werden», erklärt Vereinspräsident Tim Eberhard.
Er selbst befindet sich im vierten und somit letzten Lehrjahr zum Mediamatiker.
Trotz des jungen Teams – oder vielleicht genau deswegen – haben die ContentMakers schon Projekte für namhafte Kunden realisiert – darunter die VBG, Pro Senectute oder die Stadt Uster.

«Eine ganz tolle Erfahrung war ein Videodreh, den wir für Manor machen durften. Wir waren dafür in mehreren Städten in der ganzen Schweiz unterwegs.» erzählt Latifa Belhiba, angehende Mediamatikerin im dritten Lehrjahr.
Die Jugendlichen organisieren und planen die Projekte direkt mit den Auftraggebern. «Bei uns hat man relativ früh den ersten Kundenkontakt», so Latifa Belhiba weiter.
Keine ausgelernten Profis in Brüttisellen
Dass ein von Lernenden geführter Betrieb Kunden abschrecken könnte, haben Tim Eberhard und Latifa Belhiba bisher noch nicht erlebt.
«Die meisten finden es sogar cool, dass junge Arbeitnehmer so viel Verantwortung übernehmen wollen.»

Man müsse den Firmen jeweils einfach bewusst machen, dass sie es nicht mit ausgelernten Profis zu tun hätten.
«Viele kommen sowieso durch Weiterempfehlungen auf uns zu. Dann kann man als Kunde auch schon etwas besser abschätzen, was man erwarten kann.»
Abgesichert durch Berufsbildner
Was passiert, wenn nun doch irgendwo Probleme auftreten sollten? «Wir haben Berufsbildner, die uns hier immer zur Seite stehen», so Tim Eberhard.
Gänzlich auf sich gestellt sind die Lernenden dann also doch nicht.
Dadurch könne der Betrieb auch beim Berufsbildungsamt anerkannt werden.
«Wir handeln aber eigentlich immer autonom und treffen Entscheidungen im Verein. Durch den Berufsbildner sind wir einfach abgesichert.»
Zudem arbeiten die jungen Kreativköpfe mit mehreren Coaches und Fachspezialisten zusammen.
«Sollten uns für einen Auftrag Kompetenzen fehlen, stellen wir sicher, dass wir daran wachsen, und holen uns die nötige Unterstützung.»
Grosse Eigenverantwortung
Wer bei ContentMakers startet, absolviert zunächst ein Experience-Year.
«Es dient dazu, sich gegenseitig beschnuppern zu können und um dann zu entscheiden, welcher der beiden Berufe sich für die Person besser eignet», so die beiden Lernenden.

Denn die grosse Eigenverantwortung ist nicht für jeden etwas – vor allem in so jungen Jahren.
«Einige brauchen einfach jemanden, der ihnen immer klare Anweisungen gibt und sie führt. Das wird man bei uns so in diesem Rahmen nicht finden.»
Absolventen von ContentMakers haben sich nach der Lehre bereits selbstständig gemacht.
Auch Latifa Belhiba hat dies vor. «Da ich mir diese Autonomie bereits jetzt gewohnt bin, wird das sicherlich ein Vorteil sein für später.»
Offen für Investoren
Um das Konzept des selbstständigen Lehrbetriebs aufrechterhalten zu können, möchte der Verein mehr Lehrstellenplätze schaffen. «Das ist wiederum aber mit Kosten verbunden», erklärt Tim Eberhard.
Aus diesem Grund seien die Jugendlichen nicht abgeneigt, künftig mit Investoren zusammenzuarbeiten.
Am 12. und 13. September nimmt ContentMakers deshalb zusammen mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern aus Wangen-Brüttisellen an den «Tagen der offenen Türen» teil.
Die Lernenden werden in der alten Post in Wangen bei Dübendorf zu finden sein.
Interessierte seien herzlich eingeladen, um die Lernenden und das Unternehmen besser kennenzulernen. «Wir freuen uns über jegliche Unterstützung.»