

Jeder fünfte Grossratskandidat unterstützt Wolfs-Charta der Bauern

Der Bauernverband fordert darin Nulltoleranz gegenüber dem Grossraubtier und maximal zwei Wolfsrudel im Kanton, anstatt der aktuell sechs bis sieben. Mit zwei Rudeln erfülle das Bündnerland die internationale Verpflichtung zur Erhaltung dieser Art, ist der Bauernverband überzeugt. Zur Nulltoleranz heisst es in der Charta: «Angriffe auf Haus- und Nutztiere sowie Annäherungen an Siedlungen, Einzelhöfe und selbstverständlich Menschen werden nicht toleriert.»
Bis dato haben 104 Grossratsaspiranten die Charta unterzeichnet, wie der Bauernverband am Dienstag, 3. Mai 2022, mitteilte. Hinter die sehr weit gehenden Forderungen des Verbandes stellten sich 58 der 120 Kandidierenden der SVP.
Von den 110 Kandidatinnen und Kandidaten der Mitte-Partei unterzeichneten 40. Zudem unterstützen 6 der 98 von der FDP aufgestellten Personen die Position der Bündner Bauern mit ihrem Namen. Keine Unterschriften erhielt der Verband von der SP, den Grünen und der GLP.
Zustellung der Wolf-Charta nicht optimal
Der Bauernverband versuchte, die Wolf-Charta möglichst allen Kandidatinnen und Kandidaten für die Grossratswahlen vom 15. Mai zuzustellen. Sie sollten die Charta unterzeichnen und sich so «zur Bündner Landbevölkerung und Landwirtschaft bekennen» können.
Wie viele der Kandidierenden das Positionspapier letztlich erhalten haben, ist nicht ganz klar. Das erklärte der Geschäftsführer des Bauernverbandes, Sandro Michael, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der Verband habe die Charta via die Parteisekretariate verteilt. «Nicht alle Sekretariate haben die Charta sämtlichen Kandidierenden ihrer Partei zugestellt», weiss Michael. Die Zahl von mehr als 100 Unterstützern sei daher sehr erfreulich.
Revision des Bundesgesetzes Jagd wird angestrebt
Über die Wahlen hinaus bringt sich der Bauernverband mit der Charta in Position für wiederaufgenommene Diskussionen über eine Revision des Bundesgesetzes über die Jagd. Der für Wolfsfragen zuständige Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli (Mitte) relativierte in diesem Zusammenhang die Maximalforderung der Bauern etwas.
«Wenn man in Verhandlungen einsteigt, weiss man, dass nicht alle Forderungen erfüllt werden», sagte er auf Anfrage am Rande des monatlichen Medientreffens der Bündner Regierung. Die Charta zeige, wie die Stimmungslage sei. Darum begrüsse er sie.