

Projekt zur Förderung der Biodiversität in Cham startet

«Der grüne Saum»: Unter diesem Projektnamen wird im Oktober 2021 eine grössere Grünfläche rund um die Pflanzgärten Friesencham neu bepflanzt und ökologisch aufgewertet. Hier sollen Vögel, Insekten und Amphibien ein neues Zuhause finden. Darunter auch viele Gartennützlinge wie Wildbienen, Marienkäfer, Schlupfwespen und Co., die für eine reichere Ernte sorgen.
Aufwertung der Grünflächen
Von März bis September 2021 planten fünf angehende Absolventen des sanu-Lehrgangs «Projektmanagement Natur und Umwelt» im Rahmen ihrer Diplomarbeit die Aufwertung der Grünflächen ausserhalb der Pflanzgärten Friesencham. In der Projektgruppe dabei: Ursula Herzog (Oberwil b. Zug), Florian Bruderer (Hünenberg), Patricia Frison Schnurrenberger (Cham) sowie Yvonne Köhli und Jürg Frick, beide aus dem Kanton Zürich.
«Dank der guten Zusammenarbeit und dem Entgegenkommen des Grundstück-Pächters Markus Matter stand die Grünfläche zur Verfügung», sagt Markus Schuler, Bereichsleiter Gartenbau der Einwohnergemeinde Cham. Weil die Biodiversitätsförderung ein wichtiges Anliegen ist, fand das Projekt auch einige Projektunterstützer: Den Kanton Zug, Zuger Vogelschutz‚ Verein Lebensraum Landschaft Cham und Pro Natura Zug.
Jede aufgewertete Grünfläche ist ein Gewinn
Der Auftrag, Grünflächen ökologisch aufzuwerten, wurde in den Legislaturzielen 2019 bis 2022 der Gemeinde Cham sowie im Massnahmenplan Biodiversität festgehalten. Dies zeigt den hohen Stellenwert der Biodiversitätsförderung für die Einwohnergemeinde Cham angesichts des besorgniserregenden Biodiversitätsverlustes in der Schweiz.
«Jede aufgewertete Grünfläche ist ein Gewinn für die Biodiversität», ist Markus Schuler überzeugt.
Die Wildhecke – das Herzstück
«Mit rund 20 einheimischen Straucharten stellt die Wildhecke das Herzstück der ökologischen Aufwertung dar. Die Hecke wird die Pflanzgärten auf der Südseite auf einer Länge von rund 90 Metern umfassen», erklärt Florian Bruderer aus dem Projektteam.
Sie soll vielen Vögeln als Futterstelle und Nistplatz dienen. Auf der ganzen Länge wird neben der Hecke ein farbenfroher Krautsaum mit kräftigen Wildblumen und Wildgräsern auf 300 m2 angelegt. Der Krautsaum bietet Futter und einen wichtigen Zufluchts- und Überwinterungsort für Insekten und Nützlinge, die dann im Frühling zu Äckern und Gärten zurückkehren.
Zudem sind offene Sandflächen für Wildbienen sowie Strukturelemente wie Steinhaufen und Totholz vorgesehen. «Ein Teich würde den Erhalt und die Förderung vieler Tierarten unterstützen», meint Markus Schuler ergänzend. «Pro Natura Zug interessiert sich im Rahmen eines Folgeprojektes für die Realisierung eines Teiches im Frühjahr 2022. Zu diesem Thema finden noch Abklärungen statt».
Biodiversitätsförderung ist auch Nützlingsförderung
André Rey, Landschaftsarchitekt und Tierökologe, hat das Projektteam bei der Definition der Zielarten unterstützt. Die Aufwertungsmassnahmen sind auf rund 20 Tierarten ausgerichtet, darunter den Stieglitz, auch Distelfink genannt, den Grünspecht, die Gartengrasmücke, die Zauneidechse, die gemäss Roter Liste verletzliche Erdkröte, die Rainfarn-Seidenbiene und die BlutweiderichSägehornbiene – beide sind stark gefährdet – sowie weitere Wildbienen.
«Spannend ist der Standort in Gartennähe, weil gerade auch Nützlinge von der Aufwertung profitieren, die in den Pflanzgärten gebraucht werden», sagt Florian Bruderer. Einige Beispiele: Marienkäfer fressen bis zu 50 Blattläuse pro Tag. Eine Hummelkönigin bestäubt pro Tag 5000 Obstblüten. Mit Schlupfwespen lassen sich unter anderem Weisse Fliegen, Apfelwickler, Kohlweisslinge und Blattläuse bekämpfen.
Pflanzaktion mit dem Gartenverein Cham
Eine gemeinsame Pflanzaktion mit Erwachsenen und Kindern sowie ein Sensibilisierungsanlass mit dem Gartenverein Friesencham bilden den krönenden Abschluss des Projektes. «Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage. Nicht nur öffentliche Flächen, auch private Gärten bieten ein riesiges Potential zur Biodiversitätsförderung. Deshalb war es uns ein Anliegen, mit unserer Aktion das Interesse von Gärtnerinnen und Gärtner zu wecken», erklärt Markus Schuler.
«Wir hoffen, dass der heutige grüne Saum in einigen Jahren zu einem belebten grünen Saum mit einer reichen Tier- und Pflanzenvielfalt wird».