Die Einwohnergemeinde Cham gründet Anfang 2022 ein Kinderparlament. Dieses junge Gremium wird die Zukunft der Gemeinde mitgestalten können.
Schulhaus Cham.
Schulhaus Cham. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel
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In diesem Gremium wird die junge Generation Ideen oder Wünsche direkt einbringen und das Gemeinwesen mitgestalten können. Ziel ist es, einerseits kinderfreundliche Lösungen zu finden, andererseits bei Schülern Interesse für Demokratie zu wecken und Kompetenzen für aktives Mitwirken zu fördern.

Die Idee für ein Chamer Kinderparlament ist bei zwei Zukunftswerkstätten im Rahmen der Ortsplanungsrevision entstanden. Insgesamt 70 Schüler der ersten bis sechsten Klasse aus den Schulhäusern Hagendorn sowie Städtli 1 und 2 wirkten daran mit.

Dabei hat sich gezeigt, dass direkte Beteiligung einem echten Bedürfnis entspricht. Diesem will die Gemeinde mit einem Kinderparlament künftig Rechnung tragen.

Kinder anhören und direkt einbeziehen

Die Jugend- und Gemeinwesenarbeit hat mit Kindern sowie verschiedenen Fachleuten ein Konzept erarbeitet. Im Juni wurde dieses vom Gemeinderat genehmigt und beschlossen, ein Kinderparlament auf das Schuljahr 2021 bis 2022 einzuführen. «Partizipation ist in Cham nicht nur ein Schlagwort», sagt Gemeinderätin Christine Blättler-Müller, Vorsteherin Soziales und Gesundheit.

«Für uns ist es wichtig, dass auch Kinder bei Themen, die sie betreffen, direkt in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.» Die Mitwirkung ist jedoch auch mit Pflichten verbunden und nicht einfach ein Wunschkonzert.

«Die Mitglieder im Kinderparlament können die notwendigen Kompetenzen entwickeln, beispielsweise eigene Positionen zu begründen und zu vertreten, dabei aber auch Bedürfnisse von anderen und Gesamtinteressen zu berücksichtigen.»

Eigene Anliegen beim Gemeinderat einreichen

In Cham wird das Kinderparlament die Möglichkeit haben, eigene Anliegen beim Gemeinderat einzureichen. Ebenfalls hat es das Recht, Auskunft über Sachverhalte und Vorgehen zu erhalten, die für die Arbeit im Kinderparlament relevant sind.

Andererseits hat es die Pflicht, den Gemeinderat regelmässig über seine Tätigkeiten zu informieren. Gemeinderätin Christine Blättler-Müller sieht darin auch die Chance, Staatskunde lebendig zu vermitteln: «Wenn Kinder früh die Erfahrung machen, dass sich mit Engagement eigene Ideen umsetzen lassen, werden sie viel eher auch als erwachsene Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken. Unsere basisdemokratischen Strukturen sind darauf angewiesen.»

Interessierte Kinder gesucht

Mitmachen im Kinderparlament dürfen alle Kinder der dritten bis sechsten Primarstufen. In den kommenden Wochen werden die Chamer Schulen genauer orientiert. Interessierte haben anschliessend die Möglichkeit, sich als Mitglied für das Parlament zu bewerben.

Die erste Chamer Session wird Anfang 2022 stattfinden. «Die Jugend- und Gemeinwesenarbeit freut sich auf interessierte und engagierte Kinder und darauf, mit ihnen gemeinsam Cham kinderfreundlicher zu gestalten», sagt Céline Müller, die als Fachperson Gemeinwesenarbeit das Projekt leitet.

Umsetzung der Kinderrechte

Die Schweiz hat sich für den Einbezug von Kindern in politische Prozesse in der Uno-Konvention über die Rechte des Kindes verpflichtet. In Cham sind gute Rahmenbedingungen, chancengleiche Förderung aller Kinder und die Unterstützung ihrer Rechte in den Legislaturzielen verankert.

«Mit dem Kinderparlament kann die angestrebte Mitsprache konkret realisiert werden», so Céline Müller weiter. «Zudem können wir gemeinsam Lösungen entwickeln, die dem Wohl der Kinder und ihren Interessen entsprechen.» Vorbilder für Kinderparlamente gibt es an verschiedenen Orten in der Schweiz. Das älteste besteht seit 28 Jahren in der Stadt Luzern.

Kinderparlamente treffen sich mehrmals im Jahr zu ihren Sitzungen. In diesen werden Themen diskutiert, welche die Kinder betreffen und interessieren. Kinderparlamente haben sich beispielsweise mit Spielplatzgestaltung beschäftigt, Littering und Abfall, ÖV-Angebot oder Sicherheit bei Fussgängerstreifen.

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