

Angeklagte Mutter: «Wir haben den Ärzten vertraut»

Der behandelnde Arzt verschrieb entsprechende Medikamente, die die Mutter, eine ausgebildete Pflegefachfrau, denn auch einsetzte, wie sie am Dienstag vor Gericht sagte. «Wir haben den Ärzten vertraut», betonte die heute 41-Jährige.
Abklärungen ergaben jedoch keinen Epilepsiebefund bei dem kleinen Mädchen. Dies bestätigten auch zwei medizinische Sachverständige, die das Regionalgericht am Montag und Dienstag lange befragte. Hingegen stellten die Ärzte fest, dass das Kind immer wieder hohe Dosen Beruhigungsmittel verabreicht bekommen und apathisch gewirkt habe. Auch punktuelle Einblutungen in der Haut hatte das Mädchen.
Die Mediziner wurden stutzig, denn ihre Befunden wollten einfach nicht zu den Erklärungen der Mutter passen. Diese rückte darauf selbst in den Fokus des Interesses: nicht das Kind sei krank, sondern die Mutter, so der Verdacht. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) wurde eingeschaltet.
Die Frau leide an einer Münchhausen-bi-proxy-Störung, kommt ein psychiatrisches Gutachten zum Schluss. Dabei täuschen Menschen bei anderen Personen Krankheiten vor oder verursachen sie, um ärztliche Betreuung zu bekommen oder um sich als liebevolle Pflegende zu inszenieren. Die angeklagte Mutter bestreitet diese Diagnose vehement.
Die Befunde an dem Mädchen lassen die Mediziner darauf schliessen, dass die Mutter dem Kind immer wieder vorsätzlich die Atmung abgestellt hatte und so die Erstickungskrämpfe auslöste, die für das Töchterchen lebensgefährlich waren. Dies bestritt die Angeschuldigte am Dienstag vor Gericht.
«Wir haben einfach Krämpfe festgestellt und das so an die Ärzte weitergegeben», sagte sie. Auf die Fragen des Gerichtspräsidenten, warum bei der Tochter immer wieder zu hohe, nicht ärztlich indizierte Dosierungen von Beruhigungsmedikamenten wie Valium festgestellt worden seien, konnte die Frau keine schlüssige Auskunft geben. Für sie gilt die Unschuldsvermutung bis zum Vorliegen eines rechtskräftigen Urteils.
Der Mutter wird unter anderem versuchte vorsätzliche Tötung vorgeworfen. Sie soll den Tod ihrer Tochter in Kauf genommen haben.