

Strom in Eggenwil wird ab 2023 um rund 35 Prozent teurer

Gemäss Stromversorgungsgesetz müssen die Strompreise, bestehend aus den Komponenten Netznutzung, Energie und Abgaben, jährlich neu berechnet und Ende August für das Folgejahr publiziert werden. Der Gemeinderat hat die Elektrizitätstarife 2023 im Rahmen der rechtlichen Vorgaben, der branchenüblichen Regeln und der Marktverhältnisse festgelegt (§ 2 Elektra-Reglement Eggenwil, ERE).
Die Energiepreise haben sich an den Märkten innert Jahresfrist vervielfacht. Die Grosshandelspreise bewegen sich in nie dagewesenen Grössenordnungen. So lagen die Beschaffungspreise in den letzten Monaten zunehmend über 20 Rappen pro Kilowattstunde. Aktuell sind es über 30 Rappen pro Kilowattstunde.
Diese exorbitante Preisentwicklung hat unterschiedliche Ursachen. Seit Dezember 2021 stehen wegen technischer Probleme ein Grossteil der französischen Kernkraftwerke still. Diese Energie fehlt in Europa und in der Schweiz, insbesondere in den kalten Wintermonaten.
Zudem sind wegen der politischen Spannungen in Osteuropa seit Jahresanfang die Preise für Öl, Kohle und Gas extrem stark angestiegen. Der Ukrainekrieg hat die Lage zusätzlich verschärft. Die unsicheren russischen Gaslieferungen für den kommenden Winter nach Europa treiben die Preise für Elektrizität weiter nach oben.
Zeit des günstigen Stroms in Europa ist vorerst vorbei
Wer heute Strom für den Herbst und Winter 2023 einkauft, muss an den internationalen Strombörsen rund zwanzigmal mehr bezahlen als vor einem Jahr. Oder in konkreten Zahlen, konnte vor einem Jahr eine Kilowattstunde Strom für fünf Rappen eingekauft werden, kostet derselbe Strom heute an den Börsen einen Franken.
Für die allermeisten Stromkunden im Kanton Aargau wird der Strom für das Jahr 2023 markant teurer. Bei einem Grossteil der Aargauer Stromversorger werden aufgrund der gestiegenen Einkaufspreise die Stromtarife zwischen 25 und 60 Prozent höher sein als im Vorjahr.
Dabei ist von starken regionalen Preisunterschieden auszugehen, die sich allerdings über die nächsten Jahre wieder angleichen werden. Dennoch ist die Zeit des günstigen Stroms in Europa vorerst vorbei. Zu den grossen regionalen Preisunterschieden kann es durch unterschiedliche Beschaffungsstrategien oder durch den unterschiedlichen Eigenproduktionsanteil kommen.
Stromversorger kaufen die benötigte Energie zu einem Fixpreis mehrere Jahre im Voraus ein. Bestehen noch langfristige, günstige Verträge, kann der Stromversorger seinen Kunden weiter günstigen Strom anbieten. Laufen jedoch einzelne Beschaffungstranchen aus, muss derzeit zu enorm hohen Preisen Strom an den internationalen Börsen beschafft werden.
Tarife für die Netznutzung bleiben unverändert
Momentan sind die Schweizer Energieversorger im Vorteil, welche über einen eigenen Kraftwerkspark verfügen. Denn die Produktionskosten für Strom bleiben über mehrere Jahre mehr oder weniger unverändert und sind heute deutlich tiefer als der Strompreis an den Strombörsen.
Dank der strategischen Beschaffung in mehreren Tranchen konnte die Elektra Eggenwil bereits einen erheblichen Anteil der Energie für das Jahr 2023 vor der massiven Preissteigerung einkaufen. Dennoch müssen aufgrund der markant höheren Beschaffungskosten die Energiepreise um durchschnittlich 6 Rappen pro Kilowattstunde angehoben werden.
Die AEW Energie AG als vorgelagerte Netzbetreiberin erhöht zum dritten Mal in Folge ihre Preise für das vorgelagerte Netz. Auf das aktuelle Jahr hat der Gemeinderat die Preise bei der Netznutzung entsprechend leicht angepasst, um die Effekte zu kompensieren. Gleichzeitig stehen grosse Investitionen in die lokale Versorgungssicherheit an.
Trotzdem hat der Gemeinderat entschieden, die Tarife für die Netznutzung unverändert zu belassen. Die von der Swissgrid als Betreiberin des nationalen Übertragungsnetzes erhobenen Abgaben für die Systemdienstleistungen (SDL) erhöhen sich von 0.16 Rappen pro Kilowattstunde auf 0.46 Rappen pro Kilowattstunde.
Betreiber von Solarstromanlagen profitieren von der höheren Vergütung
Dagegen bleiben der vom Bundesamt für Energie jährlich festgelegte Netzzuschlag (bestehend aus der früheren kostendeckenden Einspeisevergütung KEV und des Zuschlags für die Finanzierung von Gewässerschutzmassnahmen) sowie die Konzessionsgebühr für die Nutzung des öffentlichen Grundes zu Gunsten der Einwohnergemeinde unverändert.
Über alle Tarifelemente betrachtet beträgt für den Eggenwiler Endverbraucher die Preiserhöhung rund 35 Prozent respektive für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden zusätzlich 280 Franken pro Jahr. Freuen können sich die Eigentümer von Photovoltaikanlagen.
Die Betreiber von Solarstromanlagen, welche die überschüssige Energie in das öffentliche Netz einspeisen, profitieren von der entsprechend deutlich höheren Vergütung, weil gesetzlich vorgeschrieben die Vergütung mindestens den Beschaffungspreisen entspricht.
Die ab 1. Januar 2023 gültigen Tarife, insgesamt vier Preisblätter für vier Kundengruppen, sowie weitere Informationen können auf der Webseite der Gemeinde abgerufen werden. Auf den Tarifblättern sind die Preise für Netznutzung und Energie inklusive Systemdienstleistungen sowie sämtliche Abgaben separat ausgewiesen.