Zaugg (EVP BE): «Globale Zusammenarbeit folgt Fehlanreizen»

Das Wichtigste in Kürze
- Bernhard Zaugg ist Nationalrats-Kandidat der EVP Bern.
- Er gehe Probleme kreativ an und orientiere sich nicht am «aber», sondern an Lösungen.
- Seit vier Jahren setzt er sich für ein Kleinunternehmer-Projekt in Afrika ein.
Die EVP Bern will mit Bernhard Zaugg einen zweiten Nationalratssitz erobern. Er bringt viel Erfahrung in der internationalen Zusammenarbeit mit, welche er in den Nationalrat einfliessen lassen will. Nau.ch hat sich mit ihm über seine Kandidatur unterhalten.
Nau.ch: Welches sind Ihre politischen Schwerpunkte?
Bernhard Zaugg: Aus der heutigen Tätigkeit und meinen bisherigen Erfahrungen ergeben sich für mich klar zwei Schwerpunkte, darunter die Entwicklungszusammenarbeit: Ich bin seit vier Jahren regelmässig für ein Kleinunternehmer-Projekt in Afrika tätig und stehe mit verschiedenen Personen in Kontakt, die ähnliches machen oder machten.
Die internationale Zusammenarbeit verfolgt aus meiner Sicht viele Fehlanreize, da Organisationen nur noch um Gelder für Projekte kämpfen, um ihre Existenz zu garantieren. Oft frage ich mich, ob die Entscheidungs-Gremien überhaupt einen Bezug oder einen Einblick in diese Länder haben.
Mein zweiter Schwerpunkt ist das Gesundheitswesen, wo ich seit 2012 arbeite. Dort sammelte ich verschiedenste Erfahrungen wie administrative Verantwortung von Ärztezentren, Evaluation neuer Standorte und den Bau von neuen Ärztezentren. Viele Schweizerinnen und Schweizer haben mit sehr viel Engagement und Spenden unser Gesundheitssystem aufgebaut.
In den letzten Jahrzehnten versuchte man, mit dem Fokus auf die Wirtschaftlichkeit das Gesundheitswesen zu optimieren. Zur Einführung von Anpassungen scheinen Entscheidungswege zu bestehen, die nicht funktionieren oder politisch immer wieder gekippt werden – Lobbys lassen grüssen. Wir haben eine Not, die erkannt wird, doch niemand will einen entscheidenden Schnitt gutheissen.

Nau.ch: Sie bringen viele Erfahrungen im Gesundheitswesen und der internationalen Zusammenarbeit mit. Welche konkreten Dinge wollen Sie angehen, sollten Sie gewählt werden?
Zaugg: Einiges habe ich vorgängig bereits ausgeführt. Mir liegt es am Herzen, dass wir in der Entwicklungszusammenarbeit mit Menschen und Staaten zusammenarbeiten, die gemäss den Projekten auch handeln. Wir brauchen Wege, die Korruption verunmöglichen und Aktionen, die eine Selbständigkeit fördern.
Ich denke auch, dass es Menschen gibt, die gerne täglich fischen gehen, den kleinen Fang verkaufen und so leben, ohne eine Industrie aufbauen zu wollen. Was diese Menschen brauchen, ist eine Sicherheit für Krisen. Hier gibt es verschiedene Ansätze. In Kamerun sind es aktuell viele Genossenschaften, die gebildet werden, um Ernten in einem Lagerhaus sicher aufzubewahren.
Der Gedanke des Versicherungssystems, welches finanziell und sozial eine Absicherung ist, wäre optimal. Jedoch haben die Versicherungen einen schlechten Ruf, da sie nie zahlen und man als einfacher Bürger rechtlich keine Durchsetzungskraft hat. Im aktuellen Aufenthalt in Kamerun stehen einmal mehr die praktischen Fähigkeiten im Zentrum der Anliegen.
Das Handwerk hat nach wie vor ein schlechtes Level. Vieles wird mangels Wissen und Material falsch oder fehlerhaft erbaut. Fehler führen zu raschem Zerfall oder sind allenfalls gar nicht klimaverträglich. Ein entsprechender Projektvorschlag für eine praktische Ausbildung von verschiedenen Berufsgruppen in Maroua im Norden Kameruns wurde mir mündlich angekündigt.
Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?
Zaugg: Mein persönliches habe ich noch nicht abgeschlossen, wird jedoch 1000 Franken kaum überschreiten. Jenes der EVP Schweiz für mich als Kandidat im Kanton Bern kenne ich nicht.
Nau.ch: Sie waren von 2012 bis 2020 im Gemeindeparlament von Köniz tätig. Was motiviert Sie nun zu dieser Nationalrats-Kandidatur?
Zaugg: Ich sehe, dass ich in dieser Funktion effektiv Veränderungen bewirken könnte. Das motiviert mich sehr. Die Gemeindepolitik war eine wertvolle Erfahrung, die ich nie missen möchte. Ich merkte jedoch, dass wir in der Gemeinde Köniz bereits eine hohe Professionalität erreicht haben und Veränderungen in den Details zu suchen waren.
Das packt mich weniger. So gab ich lieber den Platz frei für jene, die hier effizienter und sich mit Engagement einbringen. Das war bei meinem Nachfolger auch wirklich der Fall.
Nau.ch: Was wollen Sie den Wählenden sonst noch mitteilen?
Zaugg: Ich glaube, dass ich recht kreativ an Probleme herangehen und in einer Gruppe auch Lösungen erarbeiten kann. Ich orientiere mich nicht an dem «aber», sondern an der Suche von Lösungen. Ich erachte mich als ein Politiker, der frisch und unbeeinflusst daherkommt. Meine Person steht für die von mir gelebten Werte und darauf müssten sich meine Wählenden verlassen.
Zur Person: Bernhard Zaugg (52) war für acht Jahre im Gemeindeparlament von Köniz für die EVP tätig. Er wohnt in Schliern BE und tritt bei den Nationalratswahlen 2023 für die EVP Bern an.