Die Stadt Bern will am Beispiel des historischen Wandalphabetes im Schulhaus Wylergut den Umgang mit dem Kulturerbe der Kolonialzeit vorantreiben.
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Das koloniale Wandalphabet aus dem Jahre 1949 im Schulhaus Wylergut in der Stadt Bern. - sda - zvg/Tamara Janes

Die Stadt Bern sieht in der Auseinandersetzung mit dem Werk der Künstler Eugen Jordi (1894 – 1983) und Emil Zbinden (1908 – 1991) im Schulhaus Wylergut eine exemplarische Chance, das Kulturerbe der Kolonialzeit im öffentlichen Raum – und besonders im Schulkontext – kritisch einzuordnen. Die Wandmalerei von 1949 zeigt ein Alphabet, welches die Buchstabenfolge mit Tierbildern, einzelnen Pflanzen und Artefakten, aber auch mit drei stereotyp dargestellten Menschen aus Asien, Afrika und Amerika illustriert.

Um das implizit rassistisch geprägte Kunstwerk zeitgenössisch zu verorten und zu diskutieren, hat eine Fachjury in einem Wettbewerbsverfahren fünf Projektvorschläge erarbeiten lassen. Fünf interdisziplinäre Teams bewerben sich um den Auftrag für eine künstlerische Arbeit und einen Input für den Unterricht, welche die Beziehungen zwischen Kunst, Pädagogik und Politik berücksichtigen.

Die für März geplante öffentliche Präsentation der Wettbewerbsbeiträge musste pandemiebedingt verschoben werden. In einer anonymen Aktion wurde das Wandbild seither teilweise schwarz übermalt.

Podiumsdiskussion am 1. September

Nun können die Präsentationen und eine kleine Ausstellung der Projekteingaben im Stadtsaal des Kornhausforums stattfinden. Drei der Teams stellen ihr Projekt am Mittwoch, 19. August (ab 17 Uhr) vor, die zwei weiteren am Samstag, 5. September (ab 17 Uhr).

Am Dienstag, 1. September (19 Uhr), findet zudem eine Podiumsdiskussion zum Umgang mit dem Kulturerbe der Kolonialzeit anhand des Beispiels des Wandbildes Wylergut statt. Die Diskussion wird von Bärbel Küster, Zürcher Professorin für Kunstgeschichte, moderiert.

Die Stadt Bern will mit dem Ideenwettbewerb über das Wandbild Wylergut zu einer grundsätzlichen Debatte über den Umgang mit dem kolonialen Erbe beitragen. Deshalb steht die Präsentation der Projektvorschläge allen interessierten Personen offen. Aufgrund der begrenzten Anzahl Zuschauerinnen und Zuschauer werden die Präsentationen live auf dem Youtube-Kanal der Stadt Bern übertragen.

Die Entscheidungsfindung der Fachjury erfolgt danach in vertraulichem Rahmen. Die Empfehlung der Fachjury für das weitere Vorgehen geht im September an die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum, welche über die Wahl des Siegerprojektes und das weitere Vorgehen entscheidet. Danach erfolgt zuerst die Orientierung an die Projektverfassenden. Die öffentliche Bekanntgabe des Siegerteams und dessen Projektidee erfolgt voraussichtlich Ende Oktober 2020.

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