Pandemiemassnahmen schützen Babys vor Hirnhautentzündungen

Einfache Pandemiemassnahmen wie Händewaschen und Abstandhalten dürften dafür verantwortlich sein, dass im vergangenen Jahr im Raum Bern keine Säuglinge an Hirnhautentzündung erkrankt sind. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam am Berner Universitätsspital Insel.
Die vorliegenden Daten beziehen sich zwar nur auf das Einzugsgebiet des Berner Inselspitals. Aber die Forscher halten umfangreichere Stichproben und zusätzliche Tests für sinnvoll, um genauere Werte zu erhalten. Das schreibt das Inselspital in einer Mitteilung vom Mittwoch.
«Das beobachtete vollständige Ausbleiben von enteroviralen Hirnhautentzündungen bei Säuglingen weist nun darauf hin, dass auch Viren, die normalerweise fäkal-oral übertragen werden, mit den Pandemiemassnahmen an der Ausbreitung gehindert werden», wird die Erstautorin der im Fachblatt «Open Forum Infectious Diseases» veröffentlichten Studie, Larissa Stoffel, in der Mitteilung zitiert.
Für besonders interessant halten die Forscher dabei den Umstand, dass während des Sommers nur zwei Massnahmen durchwegs aufrechterhalten wurden: Die Handhygiene und das Social Distancing. Dagegen waren die Kinderhorte ebenso wie die Schulen geöffnet.
Aus diesem Grund soll die Forschung genauer untersuchen, wie diese einfachen Massnahmen langfristig zur Eindämmung von viralen Hirnhautentzündungen bei Kindern dienen könnten.
In der Schweizer kommt es jährlich geschätzt zu mehreren hundert Fällen von enteroviralen Hirnhautentzündungen bei Säuglingen und Kindern. Das Berner Universitätsspital betreut ein Einzugsgebiet von rund 1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern.
Aufgrund der Werte der vergangenen Jahre rechneten die Forscher für das Jahr 2020 mit rund 20 Fällen am Inselspital. Doch zur Überraschung aller wurde im Pandemiejahr 2020 kein einzig positiver Befund bei einem Säugling ermittelt. Auch bei Kindern im Alter von 1 bis 16 Jahren wurde ein drastischer Rückgang verzeichnet. Das Forscherteam nimmt daher an, dass die Pandemiemassnahmen für diesen Effekt verantwortlich sind.
Schon bekannt war, dass Pandemiemassnahmen zur Einschränkung von SARS-CoV-2 auch Auswirkungen auf das Auftreten anderer viraler Atemwegserkrankungen haben. Die bisher bekannten positiven Auswirkungen bezogen sich vorwiegend auf Viren, die über die Atemluft via Tröpfcheninfektion übertragen werden.
Schweizweit werden jährlich geschätzt mehrere hundert Fälle der Erkrankung verzeichnet.
https://doi.org/10.1093/ofid/ofab115