

STV Baden spielt unentschieden gegen TV Möhlin 27:27 (16:10)

Städtli 1 gibt in den letzten Minuten einen klaren Vorsprung aus der Hand. Was Möhlin einen wertvollen Punkt beschert – und den zahlreichen Handballfans ein Spektakel der Extraklasse. 15 Minuten wogte die Partie hin und her, bis sich Städtli dank der starken Paraden von Marco Wyss (17/40, 43 Prozent) langsam aber sicher abzusetzen begann. Möhlin fand kaum mehr Zugang zum Tor des Heimteams, Baden traf und traf und lag zur Pause sechs Treffer vorn.
Zeitstrafen waren da bereits sechs Stück ausgesprochen – es sollten noch einige hinzukommen.
Die Stadtturner knüpften nach dem Pausentee dort an, wo sie aufgehört hatten, und kontrollierten das Spiel scheinbar nach Belieben. Der Vorsprung pendelte sich so zwischen sechs und acht Toren ein, was Städtli dazu verleitete, in den Verwaltungsmodus umzuschalten. Was zum zweiten Satz der visionären Spielvorschau führt: «Die Entscheidung fällt gerne erst am Schluss – und nicht selten anders, als es der Spielverlauf vermuten liess.»
Das Badener Verhängnis begann mit einer selten gesehenen Chaosphase: 15 Minuten vor Schluss technische Fehler hüben wie drüben, dann eine Zeitstrafe gegen die Stadtturner. Dann noch eine. Und noch eine! Zu dritt hielt Städtli 1 zwar nach Leibeskräften dagegen, schaffte es aber in der Folge kaum mehr, Zählbares zu produzieren. Was auch daran lag, dass Möhlin zu einer aufsässigen Defensive gefunden hatte, die Städtli immer wieder zu technischen Fehlern und schwachen Abschlüssen verleitete.
Sieben Zeitstrafen später (inzwischen hatten zwei Spieler das Feld mit Zeitstrafen-Rot verlassen) war in der 59. Minute alles für einen Showdown angerichtet, auf den zur Halbzeit kaum jemand gewettet hätte: Baden nur ein Tor vorn. Möhlin 22 Sekunden vor Schluss mit dem letzten Time-out samt Möglichkeit zum letzten Angriff.
War das das Ende?
Welch ein grandioses Wechselbad der Gefühle hatten die lautstarken Handballfans jeden Alters da schon hinter sich. Und nun tatsächlich noch die Krönung des Spektakels: Anpfiff. Pass. Pass. Wurf. Tor! 27:27. Schlusssirene, aus, vorbei.
Während sich Möhlin nun glückselig in den Armen lag, rieb sich Baden ungläubig die Augen. «Derbys haben ihre eigenen Gesetze.» Die in der Vorschau nicht bemühte Binsenweisheit hatte sich ein weiteres Mal bewahrheitet, und auch das jüngste Aargauer Derby zwischen Frick- und Limmattal geprägt. Diesmal mit dem besseren Ende für Möhlin, das den gewonnenen Punkt bei der Vermeidung der Abstiegsrunde gut gebrauchen kann.
Städtli darf sich über die eigene Leistung durchaus ärgern. Was aber wirklich zählt: Die Fans – darunter eine beachtliche Zahl junger und jüngster Nachwuchshandballer – werden noch lange von diesem Samstagabend im Hexenkessel Aue schwärmen. Einen Punkt verloren, aber 450 Herzen für den Badener Handball gewonnen.