VW verdient vor Diess-Abgang üppig - Corona-Krise teils entschärft

Das Wichtigste in Kürze
- Somit verabschiedet sich der zum September ausscheidende Konzernchef Herbert Diess mit insgesamt starken Zahlen.
Der Umsatz legte leicht um 2 Prozent auf 132,3 Milliarden Euro zu, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Dabei spielte die erstmalige Einbeziehung des US-Lkw-Bauers Navistar eine Rolle.
Über alle Marken und Regionen gesehen nahmen die Auslieferungen um mehr als 22 Prozent auf etwa 3,88 Millionen Fahrzeuge ab. Die Produktion ging nicht im gleichen Ausmass zurück - ein Teil der Autos staut sich weiter in den Werken.
Im zweiten Quartal, in dem erneute Lockdowns die Produktion und Verkäufe auf dem wichtigsten Markt in Asien ausgebremst hatten, sackte der Gewinn allerdings um gut 22 Prozent ab. Der Absatz von Elektroautos zog aber weiter an. Dabei schlugen die Bewertungseffekte für die Rohstoffabsicherung schwer zu Buche.
Finanzchef Arno Antlitz sagte, Europas grösste Autogruppe habe ungeachtet «beispielloser globaler Herausforderungen beachtliche finanzielle Robustheit bewiesen». Für die zweite Jahreshälfte geht er von einer Entspannung aus. In Asien habe schon eine spürbare Erholung eingesetzt.
«Allerdings lassen sich die konkreten Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine oder der Covid-19-Pandemie weiterhin noch nicht abschliessend beurteilen», schränkte VW ein. Vor allem profitable Oberklassewagen trugen den Konzern zuletzt durch die angeschlagene Autokonjunktur.
Das Betriebsergebnis der Tochter Audi verbesserte sich von 3,3 Milliarden auf 5 Milliarden Euro, bei Porsche von 2,7 Milliarden auf 3,3 Milliarden Euro. Für die Kernmarke VW Pkw blieben 1,9 Milliarden Euro übrig nach 1,2 Milliarden Euro vor einem Jahr. Hier nahmen Umsatz und Absatz merklich ab. Zugleich wurden ein Viertel mehr E-Autos ausgeliefert.
Die Gewinne sollen auch in eigene Software und Dienstleistungen fliessen. Weitere elektrische Modelle folgen, und nach dem Baustart der Batteriezellfabrik in Salzgitter treibt Volkswagen Planungen für die nächsten Zellwerke voran. Der Rückkauf von Europcar soll genutzt werden, um das Netzwerk der Mobilitätsdienste auszubauen - von Shuttle-Services über Carsharing bis zu Abo- und Mietangeboten.
In der Entwicklung selbstprogrammierter IT-Systeme hakte es zuletzt heftig. Interne Reibereien und teure Abstimmungsprobleme verzögerten geplante Modellanläufe und sollen mit zur Ablösung von Diess geführt haben.
«Wir können die Transformation der Gruppe aus einer Position der Stärke fortsetzen», meinte der Finanzvorstand zu den Verdiensten von Diess, der Anfang September von Porsche-Chef Oliver Blume abgelöst wird. Antlitz soll Blume dabei im Tagesgeschäft unterstützen, weil dieser parallel weiter die Stuttgarter Tochter leiten soll. Die genaue Aufteilung der Aufgaben muss erst geklärt werden. «Wir haben die Spezifika noch nicht ausgearbeitet», sagte Antlitz.