Uniper ab sofort offiziell ein Staatskonzern

Das Wichtigste in Kürze
- Der deutsche Gaskonzern Uniper ist am Donnerstag offiziell in Staatsbesitz übergegangen.
- Das Unternehmen war seit Kriegsbeginn an den Rand der Insolvenz gebracht worden.
- Wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland hatte Uniper rund 40 Milliarden verloren.
Wie Bundeswirtschaftsminister und Bundesfinanzminister am Donnerstag mitteilten, ist die Beteiligung des Bundes am Energiekonzern Uniper «erfolgt». Die Übernahme solle helfen, die Energieversorgung in Deutschland zu gewährleisten. Der neue Aufsichtsrat mit den vom Bund nominierten Mitgliedern wählte Tom Blades zu seinem Vorsitzenden. Blades war bis 2021 Chef des Industriedienstleisters Bilfinger.
Die zuerst reduzierten und anschliessend gänzlich ausgefallenen Gaslieferungen aus Russland hatten den Konzern an den Rand der Insolvenz gebracht. Das Energieunternehmen musste seine Lieferverpflichtungen gegenüber der Kundschaft einhalten und war gezwungen, Gas zu sehr hohen Preisen zu kaufen. In den ersten neun Monaten des Jahres häufte der Konzern damit Verluste in der Höhe von 40 Milliarden Euro an.
99 Prozent von Uniper in Staatsbesitz
Der Bund kaufte nun über eine Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro 93 Prozent der Anteile an Uniper. Weitere sechs Prozent der Anteile erwarb der Staat für 500 Millionen Euro vom bisherigen Hauptaktionär Fortum aus Finnland. Für «künftige Kapitalbedarfe» sind bis zu 25 weitere Milliarden eingeplant.
Die EU-Kommission hatte den Rettungsplan für den Konzern am Dienstag endgültig genehmigt, aber einige Auflagen gemacht. Der Bund muss seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zurückfahren. Überdies ist eine Verlängerung nur mit Genehmigung der EU-Kommission möglich.
Zudem muss Uniper Geschäftsbereiche verkaufen, «die einen grossen Teil seiner Einnahmen ausmachen», wie die Kommission erklärt hatte. Dazu gehören das Kohle-Kraftwerk Datteln 4 in Deutschland, das Kraftwerk Gönyu in Ungarn und eine Reihe internationaler Tochtergesellschaften. Uniper muss zudem einen Teil seiner reservierten Gasspeicher- und Pipeline-Kapazitäten für Konkurrenten freigeben.
Konzern bleibe für Geschäfte «selbst verantwortlich»
Der Konzern bleibe für die Führung der Geschäfte «selbst verantwortlich», wie die Ministerien betonten. Für die Vorstände und Aufsichtsräte gelten Vergütungsbeschränkungen.
Im Aufsichtsrat ersetzen vier neue Mitglieder die Vertreterinnen und Vertreter des bisherigen Hauptaktionärs Fortum. Der Bund nominierte neben Blades die ehemalige Geschäftsführerin der Bundesfinanzagentur, Jutta Dönges, und die Energierechtlerin Ines Zenke. Uniper nominierte zudem den Investmentbanker Markus Schenck. Die Nominierungen wurden am Donnerstag bestätigt.
Wegen der Verstaatlichung fliegt Uniper aus dem Aktienindex SDax für kleinere Unternehmen. Uniper werde gelöscht, teilte die Deutsche Börse am Mittwochabend mit.
Der Streubesitz sei «im Zusammenhang mit einer Übernahme» auf unter zehn Prozent gesunken. Damit erfülle das Unternehmen nicht mehr die Basiskriterien für den Verbleib im Index. Die Anpassung werde zum 27. Dezember wirksam.