Umlage für Ökostrom steigt 2020 um 5,5 Prozent auf knapp 6,8 Cent

Das Wichtigste in Kürze
- Altmaier verweist auf Beschluss zur schrittweisen Absenkung ab 2021.
Für einen vierköpfigen Privathaushalt sind das etwa 18 Euro mehr im Jahr. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) äusserte sich unzufrieden und betonte, die Regierung habe eine schrittweise Absenkung der Umlage ab 2021 beschlossen.
Die seit dem Jahr 2000 erhobene EEG-Umlage finanziert den Ausbau der erneuerbaren Energien. Grundlage für die Berechnung der Umlage ist die Prognose der 2020 zu erwartenden Einspeisung aus Solar-, Windkraft- oder Biogasanlagen sowie des zu erwartenden Stromverbrauchs.
Die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW erwarten, dass 2020 mit insgesamt rund 226 Terawattstunden Strom aus Erneuerbaren erzeugt wird, etwa 8,6 Terawattstunden mehr als in diesem Jahr. Die Fördersumme dafür entspricht demnach 26,2 Milliarden Euro. Das meiste Geld davon geht demnach in die Förderung der Fotovoltaik, darauf folgen die Biomasse, die Windenergie an Land und die auf See.
Die EEG-Umlage macht knapp ein Viertel des gesamten Strompreises aus. Das Verbraucherportal Check24 berechnete, ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden werde wegen der höheren EEG-Umlage etwa 18 Euro mehr für den Strom im ganzen Jahr bezahlen. Das Verbraucherportal Verivox warnte, auch die Netzgebühren würden steigen - auch sie machen ein Viertel des Strompreises aus. Die jährlichen Kosten für einen Musterhaushalt klettern demnach jährlich sogar um 40 Euro.
Private Haushalte zahlen laut Altmaier gut ein Drittel der gesamten EEG-Umlage. Die Hälfte zahlen demnach Unternehmen - wobei stromintensive Firmen aus Wettbewerbsgründen weitgehend befreit werden können. 2018 waren es knapp 2000, etwa Bahnfirmen, Papierfabriken und Eisengiessereien. Den Rest der EEG-Umlage zahlen laut Minister zum grössten Teil öffentliche Einrichtungen.
«Über eine steigende EEG-Umlage kann sich ein Wirtschaftsminister nicht freuen», erklärte Altmaier am Dienstag. Er betonte, die Umlage sei zuletzt zwei Mal in Folge gesunken - insgesamt habe sie also «stabilisiert» werden können: Sie liege seit 2014 zwischen 6,2 und 6,9 Cent. Gleichzeitig sei die Stromerzeugung aus Erneuerbaren um 50 Prozent gestiegen.
«Die neue Anlagegeneration braucht immer weniger Förderung», erklärte Altmaier. 2014 etwa habe eine grosse Fotovoltaikanlage eine Vergütung von fast 9,5 Cent pro Kilowattstunde erhalten - heute habe sich dieser Wert auf 5,5 Cent fast halbiert. «Das zeigt, dass die Reformen für einen kosteneffizienten Ausbau der erneuerbaren Energien erfolgreich waren.» Seit zwei Jahren wird statt einer fixen Vergütung die Förderhöhe über Ausschreibungen ermittelt: Das niedrigste Gebot für eine bestimmte Ausbaumenge erhält den Zuschlag.
Dies werde sich in Zukunft dämpfend auf die EEG-Umlage auswirken, erwartet der Bundesverband der Energieunternehmen (BDEW). Er kritisierte, dass die Steuer- und Abgabenlast auf Strom mit 53 Prozent zu hoch sei. «Von 100 Euro Stromrechnung sind 53 Euro staatlich verursacht», erklärte Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Er forderte: «Runter mit der Steuerlast!» Das verlangte auch der Bundesverband Neue Energiewirtschaft.
Der Vizevorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, forderte die Abschaffung der EEG-Umlage und eine «drastische» Senkung der Stromsteuer. Für den Klimaschutz bringe die teure EEG-Umlage «rein gar nichts», sagte er AFP.
Die Vizevorsitzende der Linken-Fraktion, Gesine Lötzsch, kritisierte die «überproportionale Belastung einkommensschwacher Haushalte durch steigende Strompreise». Grosse Energiekonzerne seien dagegen weiterhin von der Erneuerbare-Energien-Umlage ausgenommen. «Wir müssen endlich die Verursacher zur Kasse bitten statt die Verbraucher.»
Die energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Julia Verlinden, erklärte, die Regierungskoalition müsse «endlich» die Abgaben und Umlagen im Stromsektor neu ordnen. Mit einem schnell wirksamen CO2-Preis und der Absenkung der Stromsteuer könne sie Verbraucher und Umwelt gleichermassen entlasten. «Wir brauchen mehr Kostenwahrheit und mehr Klimagerechtigkeit beim Strompreis.»