Auslöser für den Rücktrtitt von Sabine Lautenschläger waren offenbar Meinungsverschiedenheiten über die ultralockere Geldpolitik der EZB.
Sabine Lautenschläger
Sabine Lautenschläger räumt ihren Posten im EZB-Direktorium vorzeitig. Foto: Marc Tirl - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sabine Lautenschläger tritt aus dem Direktorium der Europäischen Zentralbank aus.
  • Offenbar gab es Meinungsverschiedenheiten über Geldpolitik.
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Zu den Gründen machte die Zentralbank keine Angaben. Aus Notenbankkreisen hiess es jedoch: Anlass für Lautenschlägers Abgang seien die jüngste Zinsentscheidung der EZB und die Wiederaufnahme milliardenschwerer Anleihekäufe gewesen.

Sabine Lautenschläger habe EZB-Präsident Draghi darüber informiert, dass sie vorzeitig zum 31. Oktober aus dem Direktorium ausscheide, teilte die EZB am Mittwochabend in Frankfurt am Main mit. Zum Direktorium zählen neben Draghi fünf weitere Mitglieder.

Gemeinsam mit den 19 nationalen Notenbankchefs der Eurostaaten bilden sie den EZB-Rat. Er ist das wichtigste Beschlussorgan der Zentralbank, das den geldpolitischen Kurs im Euroraum absteckt.

Sabine Lautenschläger gehörte seit 2014 dem Direktorium an

Sabine Lautenschläger gehört dem Direktorium seit Januar 2014 an, eigentlich hätte sie noch bis Ende Januar 2022 bleiben sollen. Wie AFP aus Notenbankkreisen erfuhr, dachte die 55-Jährige schon seit einiger Zeit über einen Rückzug aus dem EZB-Direktorium nach. Die am 12. September verkündeten Entscheidungen der Zentralbank seien dann der «Auslöser» gewesen.

An diesem Tag hatte die EZB angekündigt, ab November wieder Staatsanleihen im Wert von 20 Milliarden Euro monatlich zu kaufen. Dies «so lange wie nötig», um damit das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Expansive Geldpolitik wird erneut ausgeweitet

Die Zentralbank weitete damit ihre expansive Geldpolitik erneut aus. Dies, um die Inflation in der Eurozone näher an das angestrebte EZB-Ziel von knapp unter zwei Prozent zu bringen. Erstmals hatte die EZB 2015 Staatsanleihen von Euroländern aufgekauft. Da man einer einer möglichen Deflationsspirale aus sinkenden Preisen und damit auch sinkenden wirtschaftlichen Aktivitäten vorbeugen wollte.

Dieses Anleihekaufprogramm hatte sie aber im Dezember 2018 eingestellt, nachdem die Gefahr gebannt schien. Draghi hatte aber nun bereits im Juni darauf hingewiesen, dass sich die Risiken für das europäische Wirtschaftswachstum wieder erhöht hätten.

Es gab «Meinungsverschiedenheiten» im Zentralbankrat

Die Entscheidung war dabei unter den 25 Ratsmitgliedern stark umstritten, nach AFP-Informationen stellten sich etwa zehn Ratsmitglieder gegen diesen Kurs. Draghi selbst hatte mitgeteilt, bei der Wiederaufnahme der Anleihekäufe habe es «Meinungsverschiedenheiten» im Zentralbankrat gegeben.

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