In Europa entsteht ein neuer Autoriese: Die Opel-Mutter PSA und der US-italienische Autohersteller Fiat Chrysler haben am Mittwoch ihre Fusion zum viertgrössten Autokonzern der Welt besiegelt.
Fiat Chrysler
Logos von Fiat Chrysler und PSA - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Experte sieht Opel als «Verlierer» - Rom und Paris feiern «Champion».
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Rom und Paris feiern bereits einen «europäischen Champion», auch wenn die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden noch aussteht. In Deutschland gibt es dagegen Befürchtungen, Opel könne zum Verlierer des Zusammenschlusses werden.

PSA und Fiat Chrysler schlossen nach eigenen Angaben eine «bindende Vereinbarung» für den Zusammenschluss. Zu Standortschliessungen werde er nicht führen, versicherten beide Unternehmen.

«Opel ist der Verlierer bei der Fusion», erklärte dagegen Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. «Kein Mensch braucht Entwicklungszentren in USA, Turin, Paris und Rüsselsheim.» Der neue Konzernchef Carlos Tavares von PSA sei dafür bekannt, «hart und gnadenlos» zur Sache zu gehen. Bereits der aktuelle Sanierungsplan sieht einen Abbau von 2000 der 6400 Stellen im hessischen Rüsselsheim vor.

Die IG Metall hatte bei Bekanntwerden der Fusionspläne Ende Oktober auf die «Eigenständigkeit» von Opel gepocht und Spekulationen über Arbeitsplatzverluste eine Absage erteilt. Mit dem geltenden Tarifvertrag sind betriebsbedingte Kündigungen bei Opel bis zum 31. Juli 2023 ausgeschlossen.

Zusammen haben beide Autokonzerne mehr als 400.000 Beschäftigte und erreichen einen Umsatz von fast 170 Milliarden Euro. Mit zuletzt 8,7 Millionen verkauften Fahrzeugen reiht sich der fusionierte Konzern ein hinter Volkswagen, die Renault-Nissan-Allianz und Toyota. Zu den Marken gehören künftig neben Opel auch Fiat, Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS, Jeep, Lancia, Maserati, Peugeot und Vauxhall.

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sprach von einer «sehr guten Nachricht für Frankreich, für Europa und für unsere Autoindustrie». Auch Rom sieht die Allianz wohlwollend, wie der italienische Ressortchef Roberto Gualtieri erklärte. Beide Regierungen pochen aber auf den Erhalt von heimischen Standorten und Arbeitsplätzen.

In der gemeinsamen Erklärung ist von jährlichen «Synergien» von 3,7 Milliarden Euro die Rede. Diese sollten vor allem durch verbesserte Investitionen und Produktionsprozesse erzielt werden und «nicht durch Werksschliessungen», bekräftigten die Konzerne.

PSA-Chef Carlos Tavares soll das fusionierte Unternehmen leiten. Der Verwaltungsratschef von Fiat Chrysler (FCA), John Elkann, soll dem Aufsichtsgremium auch in dem neuen Konzern vorstehen. Offenbar aus steuerlichen Gründen soll die fusionierte Gruppe ihren Sitz in den Niederlanden haben.

Der Zusammenschluss bedarf noch der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Die Unternehmen streben den Abschluss binnen zwölf bis 15 Monaten an, wie sie mitteilten.

An der Börse ist der fusionierte Konzern rund 50 Milliarden Dollar wert (rund 45 Milliarden Euro). Nach Bekanntwerden der Vereinbarung legte die Peugeot-Aktie an der Pariser Börse um fast zwei Prozent auf 22,54 Euro zu.

Mit dem Zusammenschluss wollen PSA und Fiat Chrysler auch das Thema Elektromobilität gemeinsam angehen. Die Fusion würde PSA zudem einen Zugang zum US-Markt geben, wo Fiat Chrysler unter anderem mit den Marken Jeep und Dodge RAM in sehr lukrativen Segmenten aktiv ist. Fiat Chrysler wiederum braucht einen Partner für den asiatischen Markt und will seine Rolle in Europa stärken.

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