Kommunen und Verleihunternehmen vereinbaren Regeln für E-Scooter-Verkehr

Das Wichtigste in Kürze
- Ziel ist «konfliktfreier Betrieb» - Habeck: «Im Moment Wildwest auf zwei Rädern».
In einer Absichtserklärung verpflichten sich die Spitzenverbände der Kommunen und die Unternehmen, gemeinsam für einen «konfliktfreien Betrieb» zu sorgen, wie die «Passauer Neue Presse» am Samstag berichtete. Grünen-Chef Robert Habeck kritisierte den aktuellen Zustand als «Wildwest auf zwei Rädern».
Ziel der Vereinbarung der kommunalen Spitzenverbände mit den Verleihern sei es, E-Scooter-Chaos und Unfälle zu vermeiden und die Roller besser in den Strassenverkehr einzubinden. Das Papier «Nahmobilität stärken - E-Tretroller in den Strassenverkehr integrieren» soll am Montag vorgestellt werden. Es soll als Diskussionsgrundlage für die Abstimmung zwischen Anbietern und Kommunen dienen. Vereinbart werden sollen klare Regeln zum Aufstellen und Umverteilen der E-Scooter.
«Die ersten Wochen seit der Zulassung zeigen, dass es sowohl klarere Vorgaben durch die Kommunen braucht als auch eine gute Kommunikation durch die Anbieter», sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der Zeitung. «Unser gemeinsames Ziel ist ein Höchstmass an Verkehrssicherheit und die Vermeidung von Konfliktsituationen im Strassenraum.»
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, sagte: «E-Tretroller können einen Beitrag leisten zum Klimaschutz, wenn sie tatsächlich Pkw-Fahrten ersetzen.» Damit sie sich gut in den Verkehr integrierten, «braucht es vor allem die Rücksicht derer, die mit den E-Rollern unterwegs sind sowie klare Regeln, wo Roller stehen dürfen und wo nicht». Viele Kommunen sähen die neuen Angebote als Chance, ihre Attraktivität im Tourismus zu steigern.
Die Verleihunternehmen sollen sicherstellen, dass E-Roller nicht ungeordnet auf Gehwegen, in Fussgängerzonen und öffentlichen Plätzen abgestellt werden. Dazu müssten die Mieter per App aufgefordert werden und dies per Foto-Übersendung nachweisen. Feste Verleihstationen und gekennzeichnete Bereiche sollten zudem für eine bessere Ordnung sorgen. Mit Bonussystemen könnten die Nutzer dafür belohnt werden, die Roller an dafür vorgesehenen Stationen abzustellen. Öffentliche Flächen wie denkmalgeschützte Plätze sollen nicht durch E-Roller blockiert werden.
Ausserdem sollten Verstösse gegen die Regeln und Bedingungen durch Sperren der Nutzungsberechtigung bestraft werden. Die E-Fahrzeuge könnten zudem für den Betrieb in bestimmen Gebieten gesperrt werden. Die Verleihunternehmer sollen sich verpflichten, falsch abgestellte und defekte Roller schnell innerhalb einer mit der Kommune vereinbarten Frist zu beseitigen.
Kosten, die den Kommunen für die Entsorgung von E-Scootern entstehen, seien von den Anbietern zu übernehmen, heisst es weiter in dem Papier. Auch gelte es, eine Hotline und ein Beschwerdemanagement einzurichten, über die falsch abgestellte Roller gemeldet werden könnten. Die Kommunen fordern zudem, dass sie regelmässig nicht personengebundene Daten wie die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge, die Ausleihquote und die zurückgelegten Strecken von den Verleihfirmen erhalten.
Grünen-Chef Habeck kritisierte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe die massenhafte Verbreitung von E-Scootern in den Städten. «Im Moment ist das E-Scooter-Fahren Wildwest auf zwei Rädern», sagte er. Den Umweltschutzaspekt könne er derzeit nicht erkennen. «Sinn würden sie meiner Meinung nach vor allem ergeben, wenn man zum Beispiel am Stadtrand mit dem E-Scooter statt mit dem Auto zu S-Bahn fährt und dann weiter mit der Bahn in die Stadt.»
cha/ck