Immer mehr Marken preisen ihre Produkte als «klimaneutral» an. Weil die Labels jedoch an Glaubwürdigkeit verloren haben, werden kurzerhand neue lanciert.
Lebensmittel Regal
Etiketten mit der Aufschrift «klimaneutral» verschwinden künftig aus den Regalen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach reichlich Kritik trennen sich viele Firmen vom Label «klimaneutral».
  • Stattdessen stellen sie Massnahmen auf und vergeben neue Etiketten.
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Kaffee, Schokolade, Shampoo, ja selbst Fotoalben: Mehr und mehr Marken bewerben ihre Produkte als klimaneutral. Wirklich daran glauben wollen jedoch nur die wenigsten. Der Grund: Die Labels sind unpräzise und irreführend.

Ovomaltine
Die Verpackung der Ovomaltine gilt dank der Klimaschutzfirma Climate Partner als «klimaneutral». - keystone

Eines davon ist Climate Partner. Die Klimaschutzfirma mit Sitz in München klassifiziert Unternehmen und deren Produkte als «klimaneutral». Darunter befinden sich das «klimaneutrale Trendgetränk» Focus sowie Ovomaltine mit ihrer «klimaneutralen Verpackung».

Unternehmen müssen Massnahmen erfüllen

Mehrere Studien jedoch zeigen, dass der Begriff «klimaneutral» Konsumentinnen und Konsumenten in die Irre führt. Climate Partner lancierte deshalb vor wenigen Tagen ein neues Label.

Anders als zuvor «müssen sich Unternehmen jetzt zu verbindlichen Reduktionszielen und Massnahmen verpflichten», erklärt Geschäftsführerin Vanessa Müller gegenüber dem «Tagesanzeiger». Erfüllen sie die Kriterien, so gelten sie neu als «Climate-Partner-zertifiziert».

kaffee plantage
Bei der Stiftung Myclimate gehen die kompensierten Emissionen an das Land, in dem das Projekt stattfindet. - keystone

Nicht zu Reduktionszielen verpflichtet sind Unternehmen bei der Stiftung Myclimate. Mit dem neu eingeführten Label «Wirkt. Nachhaltig» dürfen sie allerdings ihre kompensierten Emissionen nicht mehr dem eigenen Klimaziel anrechnen. Stattdessen spenden sie diese dem Land, in dem das Projekt stattfindet.

«Sie sollen ihre freiwilligen Investitionen in Klimaschutzprojekte hervorheben», erklärt Schweiz-Geschäftsführerin Kathrin Dellantonio der Zeitung. Viele hätten ohnehin die wachsende Skepsis gegenüber den klimaneutralen Versprechen gespürt.

Der Begriff «klimaneutral» hat ausgedient

Das kann auch Urs Schmid bestätigen. Seine Bündner Allegra-Passugger-Mineralquelle gilt dank der Klimaschutzfirma Climate Partner als «klimaneutral».

Achten Sie auf die Herstellung von Produkten?

«Wir waren damals überzeugt, etwas in die richtige Richtung zu tun.» Er hätte aber schon bald den Eindruck gehabt, dass diese Konzepte wenig durchlässig seien. So fehlte es Schmid vor allem an Transparenz darüber, «wie unsere Mittel konkret aufgeteilt und eingesetzt werden».

Der Inhaber der Mineralquelle sieht es deshalb als Chance, dass der Begriff «klimaneutral» verschwindet. Auch wenn es für ihn bedeutet, dass er neue Etiketten mit der Aufschrift «Climate-Partner-zertifiziert» drucken lassen muss.

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