Die Ausbreitung des Coronavirus und die Folgen der Pandemie machen der deutschen Wirtschaft schwer zu schaffen: In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter knapp 3400 Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistung gaben 56,2 Prozent der Firmen an, sie spürten aktuell negative Auswirkungen.
Containerverladung in Dortmund
Containerverladung in Dortmund - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Lage für Reiseveranstalter und Gastgewerbe am schlimmsten.
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Am schlimmsten ist die Lage demnach bei Reiseveranstaltern und Reisebüros sowie im Gastgewerbe.

In der Industrie liegt der Anteil der Firmen, die negative Auswirkungen der Epidemie spüren, laut Ifo-Umfrage bei 63 Prozent. Drei von vier der beeinträchtigten Firmen sagten, es fielen Dienstreisen aus oder verzögerten sich. Die Lieferung von Vorprodukten oder Rohstoffen bereitet demnach 52 Prozent der betroffenen Unternehmen Schwierigkeiten.

Die Geschäftstätigkeit bei ausländischen Töchtern ist bei rund 46 Prozent dieser Firmen beeinträchtigt, 44 Prozent spüren einen Rückgang der Nachfrage. Am stärksten betroffen sind hier laut Umfrage Unternehmen der Elektroindustrie, des Maschinenbaus, der Möbelindustrie und der Chemiebranche.

Im Handel sagten 63 Prozent der befragten Firmen, dass ihre Geschäftstätigkeit leide. Die grössten Probleme bereiten dabei Verzögerungen oder Ausfall von Lieferungen im Einkauf, wovon zwei Drittel dieser Firmen betroffen sind. Auch der Rückgang der Nachfrage und Verzögerungen oder Ausfall von Dienstreisen beeinträchtigen mehr als die Hälfte dieser Betriebe.

Bei den Dienstleistungsunternehmen spürt die Hälfte der vom Ifo befragten Unternehmen negative Auswirkungen der Corona-Krise. Grund sei vor allem ein Rückgang der Nachfrage, wie zwei Drittel der beeinträchtigten Firmen berichten, insbesondere, weil Messen und Kongresse abgesagt und Aufträge oder Reservierungen storniert wurden. Zudem gibt es einen massiven Rückgang im Tourismus.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) wies zudem darauf hin, dass ausgerechnet auch Gesundheitsbetriebe überdurchschnittlich stark von den direkten Folgen der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen seien. So treffe das Exportverbot für Schutzausrüstung auch deutsche Pharmahersteller, die damit ihre Mitarbeiter in ausländischen Produktionsstätten ausrüsten müssten, um dort in sterilen Räumen dringend notwendige Medikamente herzustellen.

«Die gut gemeinten Regelungen belasten die ohnehin schon gestörten Lieferketten nun zusätzlich», erklärte der DIHK. Dies sei einer der Gründe, warum in der aktuellen DIHK-Blitzumfrage zur Corona-Krise fast doppelt so viele Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte durch fehlende Waren und Dienstleistungen erwarten als im Durchschnitt der gesamten Wirtschaft.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet wegen der Corona-Krise mit einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,1 Prozent und einer "starken Gegenbewegung 2021 mit einem Wachstum um 2,3 Prozent.

Die Wirtschaftsforscher warnten allerdings, die konkreten wirtschaftlichen Folgen durch das Coronavirus seien «derzeit kaum zu beziffern». Die Prognose unterliege einer «erheblichen Unsicherheit» und beruhe «auf der für uns zum Zeitpunkt der Erstellung wahrscheinlichsten Annahme, dass die Pandemie zur Mitte des Jahres abflaut und es danach zu spürbaren wirtschaftlichen Aufholeffekten kommt». Das wäre dann eine «Rezession im Zeitraffer».

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