Der US-Dollar ist zum Franken so tief gefallen wie seit Januar 2015 nicht mehr. Der Kurs liegt aktuell unter 88 Rappen.
Schweizerische Nationalbank
Ein Schweizer Banker soll geholfen haben, insgesamt 65 Mio. US-Dollar vor den US-Steuerbehörden zu verbergen.. (Symbolbild) - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Dollar-Kurs bleibt auch im neuen Jahr im Abwärtstrend stecken.
  • Zurzeit befindet sich die Währung auf einem Tiefstand von 88 Rappen.
  • Der Dollar wurde zuletzt im Januar 2015 so tief gehandelt.
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Die Schwächephase des Dollar hält auch im neuen Jahr an. Die US-Devise markiert am Dienstag einen weiteren Tiefststand seit Januar 2015. Damals hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgegeben.

Seit 2015 bewegte sich der Dollar stets mehr oder weniger in einer Spanne zwischen 0,90 und 1,00 Franken. Ab August des vergangenen Jahres zeichnete sich ein neuer Abwärtstrend ab.

Der neue Trend liess den Dollar immer wieder auf neue Mehrjahrestiefststände sinken. Dabei testete er im Dezember die Kursmarke von 88 Rappen. Diese hat er nun klar unterschritten.

Dollar-Kurs unter 88 Rappen

Aktuell kostet die Weltleitwährung noch 0,8765 Franken. Damit erreicht der Dollar einen neuen Tiefstand seit dem 18. Januar 2015, als er zu 0,8609 Franken gehandelt wurde.

Noch weniger kostete der Greenback im August 2011, bevor die SNB die Kursuntergrenze eingeführt hatte. Damals notierte der Dollar gar deutlich weniger als 80 Rappen.

dollar usa franken
Zum Franken bewegt sich der Dollar in einer engen Spanne um 0,9590 Franken. - Keystone

Auch gegenüber dem Euro büsste der Dollar aktuell an Wert ein und kostet aktuell 1,2338 Euro. Gegenüber dem Franken wird der Euro mit 1,0812 Franken gehandelt.

Joe Biden belastet US-Schulden weiter

«Momentan sieht es eher negativ aus für den Dollar», sagte Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank. Das hänge mit den Wahlen in Georgia zusammen.

«Es sieht so aus, als ob Joe Biden die Mehrheit im Senat übernehmen könnte. Dies wäre unerwartet.» Wenn die Demokraten gewännen, stiegen die Schulden in den USA tendenziell stärker, was wiederum den Dollar belaste, erklärt Stucki.

Jen Psaki Biden Coronavirus
US-Präsident Joe Biden. Unter anderem reagieren die USA mit Sanktionen gegen Russland. - dpa

«Bei einem Sieg könnte Biden die Ausgabenprogramme einfacher durch den Kongress bringen», sagt Stucki. Dadurch würden die Schulden in den USA tendenziell weiter steigen.

Demokratischer Sieg könnte Wandel bedeuten

Ähnlich sieht es die Valiant Bank. «Sollten sich die Demokraten beide Senatssitze bei dieser Stichwahl sichern, könnte sich das Patt im US-Senat auflösen. Dies wäre zugunsten von Joe Biden und würde zu grösseren Staatsausgaben führen», schreibt die Bank in ihrem Kommentar.

Darüber stiegen mit dem Sieg der Demokraten auch die Chancen auf einen grundsätzlichen Wandel. Das könnte umfangreichere Infrastruktur-Investitionen und die Förderung einer CO2-freien Wirtschaft bedeuten, schreibt Andreas Busch von der Bantleon Bank.

Dollar erholt sich mit US-Wirtschaft

Die US-Notenbank Fed dürfte die Ausgabenfreude des Staates begrüssen. Daher könnte sie zunächst an ihrer ultraexpansiven geldpolitischen Ausrichtung festhalten. Sie habe sich explizit ein Überschiessen der Inflation über das 2-Prozent-Ziel auf die Fahne geschrieben.

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Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed). - dpa

Aktuell betrachtet werde sehr stark gegen den Dollar spekuliert. Stucki rechnet mit einer Gegenreaktion, sobald sich herausstelle, dass sich die US-Wirtschaft schneller von der Corona-Krise erhole als die europäische. «Und davon gehe ich aus», sagt Stucki.

Dann träten die alten Probleme Europas wie die Unterschiede zwischen den Ländern oder die Verschuldung einzelner Länder wieder stärker hervor. Das stärke dann den Dollar zum Euro und konsequenterweise auch zum Franken. «Der Franken läuft mit dem Euro mit.»

Inflationserwartungen könnten Dollar stärken

Unterstützt werden könnte eine Gegenreaktion zudem von den Inflationserwartungen, die bereits auf rund 2 Prozent zugenommen hätten. Das Fed wolle schliesslich mehr Inflation zulassen.

Und höhere Inflation lässt laut Händlern in der Regel die Zinserhöhungserwartungen steigen, was sich wiederum in höheren Anleiherenditen ausdrückt. «Das Kapital fliesst stets in die Richtung, wo mehr Rendite winkt», sagt ein Händler.

SNB von USA als Währungsmanipulator abgestempelt

Dass die SNB am Markt zulasten des Franken eingegriffen haben könnte, glaubt die Valiant Bank nicht. Auch, wenn die Sichteinlagen der Banken bei der SNB gesunken sind. Diese würden darauf hindeuten, dass die helvetischen Währungshüter nach der amerikanischen Kritik ihr Verhalten geändert haben könnten. Die SNB wurde im Dezember von den USA als Währungsmanipulator gebrandmarkt.

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Die Schweizerische Nationalbank in Bern. (Symbolbild) - Keystone

Die aktuelle Zurückhaltung der SNB beruhe aber vor allem auf der gegenwärtigen Stimmung an den Finanzmärkten. Diese seien trotz der anhaltenden Corona-Pandemie von Optimismus und von einer grösseren Risikoneigung geprägt, hiess es.

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