Ist der Geldbeutel nicht gross genug, weint die Bank den Kunden kaum nach. Innert weniger Minuten wird das Konto aufgelöst. Den Experten überrascht das nicht.
Raiffeisen
Kunden können ein Bankkonto schnell auflösen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer ein Bank-Konto auflösen will, dem werden keine Steine in den Weg gelegt.
  • Das hat seine Gründe: Kleinkunden sind für Banken oft wenig attraktiv.
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Wer von seinem Sparkonto eine kleine Rendite erwartet, wird seit Jahren enttäuscht. Neu ist das nicht. So ergeht es auch dem Zürcher Jörg Blatter*.

Erstaunt ist der Nau.ch-Leser aber darüber, wie einfach man ihn bei der Bank ziehen lässt!

Das ist passiert: Blatter eröffnete neben seinem Lohnkonto auf der Kantonalbank vor acht Jahren ein zusätzliches Raiffeisen-Bankkonto, sowie ein Konto bei der Postfinance. Der Grund ist ein mögliches Klumpenrisiko. Und die Vorteile, die eine Raiffeisen-Karte bringt, wenn man gerne (gratis) in Museen geht.

Bargeld Schalter
Eine Kundin bezieht Bargeld am Schalter. - Keystone

Auf beide Konten überweist Blatter je 10'000 Franken. Weil beide Konten ohne Bewegungen in dieser Zeitspanne um über 200 Franken abnehmen, will Blatter sie vergangene Woche kündigen.

Denn: Wie viele Kunden will er künftig nur noch auf ein Konto setzen, um unnötige Kontogebühren und jährliche Kartenbelastungen zu minimieren.

Um die Bank-Kunden werde nicht gekämpft

Steine werden ihm bei der Kündigung keine in den Weg gelegt. Im Gegenteil!

Das äusserst persönliche Gespräch bei der Raiffeisen dauert keine fünf Minuten. «Es war sehr nett. Bedauert wurde mein Abgang aber nicht. Nach den Beweggründen für meine Kündigung wurde ich gar nicht erst gefragt», sagt Blatter.

Er hat das ungute Gefühl, die Bank wolle ihn loswerden. «Um die Kunden wird nicht gekämpft.»

«Wir können gleich am Telefon loslegen»

Von der Postfinance erhielt Blatter vor zwei Wochen eine Information. Er müsse nun monatlich fünf Franken für die Kontoführung bezahlen. Das will er nicht.

Hier ist die Kündigung sogar telefonisch möglich. «Das sei überhaupt kein Problem, man könne gleich loslegen», sagt die freundliche Frau in der Postfinance-Hotline.

Postfinance
Kunden können bei der Postfinance das Konto sogar am Telefon auflösen. - Keystone

Nach wenigen Minuten ist auch hier das Konto aufgelöst, das Geld werde in den nächsten Tagen überwiesen. Blatter ist irritiert, sagt: «Der Kündigungsgrund war auch hier null Thema.»

Kein grosses Geld mit Kleinkunden

Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn überrascht das nicht: «Ein tiefer fünfstelliger Betrag auf einem Konto ist für eine Bank in der Regel wenig interessant.»

Sowieso seien traditionelle Kleinsparer für Schweizer Geldhäuser wenig lukrativ. «Für das Geldhaus entstehen Umtriebe. Die werden in der Regel zwar an den Kunden überwälzt, doch grosses Geld verdienen kann man damit nicht.»

Sind Sie zufrieden mit Ihrer Bank?

Kuhn will aber nicht sagen, Kleinkunden seien für Banken pauschal uninteressant. «Viele Kunden wollen irgendwann eine Hypothek abschliessen. Das ist für die Bank dann wieder von Interesse.»

Nationalbank SNB
Thomas Jordan ist Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB). - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY

Generell seien eher Kantonal- und Raiffeisenbanken auf Kleinsparer ausgerichtet. Doch auch das sei nicht gesetzt. «Häufig kommt es auf die Filiale an.»

Und, wollen die Banken das Fussvolk wirklich loswerden? Kuhn: «Zwar scheinen einige Banken froh, wenn Kleinsparer abspringen, doch offensiv forcieren will das keine.»

Was aber auch nicht heisst, dass man um die Kunden aktiv kämpft.

*Name der Redaktion bekannt

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