In den letzten Jahren wurde die Langspielplatte wieder populär. Mittlerweile scheint das Potenzial ausgeschöpft.
Vinyl
Die Nachfrage nach Langspielplatten hat abgenommen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 2019 wurden rund vier Millionen LPs in der Schweiz verkauft.
  • In den letzten Jahren wurde das Umsatzwachstum abgebremst.
  • Im ersten Halbjahr 2020 sank die Nachfrage wegen der Corona-Krise um 30 Prozent.
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Und plötzlich war sie wieder da: die Langspielplatte. In den letzten Jahren erlebte sie ein Revival. Die Umsätze gingen jährlich im zweistelligen Prozentbereich nach oben. Ein gutes Geschäft für Verkäufer und Musiker.

Noch 2017 haben die Umsätze um 10 Prozent zugelegt und sind auf 4,1 Millionen Franken geklettert. Die LP generierte damit fast fünf Prozent des Umsatzes der Branche. Im Jahr darauf gab es noch Wachstum, wenn auch in geringerem Umfang.

Plattenladen Bern
Ein Kunde stöbert in einem Berner Plattenladen. - Keystone

2019 lagen Vinyl-Umsätze wieder bei vier Millionen Franken. Das Revival sei vorerst gebremst, verkündete der Verband Schweizer Musiklabels Ifpi Anfang 2020. Das Wort hat Gewicht, der Branchenverband vertritt rund 90 Prozent des hiesigen Marktes.

Corona drückt auf Umsätze

Die Corona-Krise hat die Situation nicht verbessert, obwohl während des Lockdowns Schweizer vermehrt daheim geblieben sind. Die Umsätze gingen im ersten Halbjahr um rund ein Drittel zurück. «Die Nachfrage für Vinyl hat sich zwar mittlerweile wieder erholt, sie ist aber nicht überdurchschnittlich hoch», erklärt Ifpi-Sprecher Marco Büsch.

Er hält fest, dass in den letzten Jahren sich das Wachstum verlangsamt habe. «Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Höhepunkt des Revivals wohl bald erreicht worden wäre. Die Corona-Krise wird diesen Prozess wohl noch beschleunigen.»

«Potenzial ist ausgeschöpft»

Diese Einschätzung teilen auch die Händler. Bei Migros-Tochter Exlibris heisst es: «Wir denken, dass das Potenzial ausgeschöpft ist und sich die Umsätze kaum weiter vergrössern werden», sagt Sprecherin Marie-Christine Schindler.

Spotify Logo
Bei der Grösse des Unternehmens wie der Musik-Dienst Spotify es hat, sind bei einer Störung viele Menschen betroffen. - dpa

Bei Media Markt glaubt man ebenfalls, dass sich der Trend erschöpft hat. «Ohne weitere Innovationen im Bereich Plattenspieler sehen wir kein weiteres Wachstumspotenzial.»

Vinyl bleibt also eine Nische. Das grosse Geld verdient die Branche heute mit digitaler Musik. Nach jahrelangem Rückgang ziehen die Umsätze langsam wieder an – auch wenn sie aktuell rund halb so hoch sind wie Ende der 90er. Letztes Jahr wurde am Schweizer Tonträgermarkt 183 Millionen Franken umgesetzt.

Seit 2014 sind die Einnahmen mit Spotify, Youtube und Co. höher als jene von CDs oder LPs. Physische Tonträger machen heute noch einen Fünftel des Umsatzes aus.

Unter der Entwicklung zu mehr Streaming leiden viele Künstler. Der Verdienst ist gering, gerade für Interpreten abseits von Stars wie Taylor Swift, Beyoncé und Co. Die Musikbranche beklagt zudem den steigenden Konkurrenzdruck aufgrund des massiven Angebots.

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