Coronavirus spielt Cyberkriminellen in die Hände

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz häufen sich die Fälle von Internetkriminalität.
- Seit Krisenbeginn hat sich das Problem weiter verschärft.
«Aufgrund der Corona-Situation bitten wir Sie, sich für die Wohnungsbesichtigung online anzumelden.» Das steht in einem Inserat, welches auf Immoscout24 veröffentlicht worden ist. Auf den ersten Blick scheint das logisch.
Wer den Link kopiert und öffnet, landet zwar auf einem Formular, das wie Immoscout24 aussieht. Überprüft man allerdings die Internetadresse, zeigt sich schnell: Die Webseite stammt weder von der Inserate-Plattform noch von einem Immobilienverwalter.
Das Coronavirus dient als Vorwand.
Betrugsversuche nehmen zu
Ein klarer Fall von Phishing. Betrüger versuchen damit, an persönliche Informationen zu gelangen.

In den letzten zwei Jahren hätten Betrugsversuche branchenweit zugenommen, sagt Jelena Moncilli, Fraud-Expertin bei Immoscout24. «Auch die Vorgehensweise der Betrüger wird immer professioneller. Generell profitieren diese vom Corona-Sondersetting.»
Ein Grossteil der Betrugsinserate werde bereits vor Veröffentlichung entdeckt. Das besagte Inserat wurde schnell von der Plattform entfernt. «In Einzelfällen geschieht es, dass trotz dieser engmaschigen Sicherheitsnetze betrügerische Inserate die Sicherheitskontrollen passieren.»
Coronavirus als Argument gegen Treffen
Das Problem kennt man auch bei der Konkurrenz. Die TX Group, die etwa Homegate und Tutti betreibt, beobachtet seit Jahresbeginn wieder mehr Betrugsversuche. Oft würden attraktive Wohnungsangebote inseriert mit Aufforderung einer Vorüberweisung der Mietkaution, sagt Sprecher Simon Marquard. Neu werde das Coronavirus als Argument angegeben, «dass darum eine persönliche Wohnungsbesichtigung nicht möglich sei».

Cyberkriminalität nimmt seit Jahren zu. Letztes Jahr wurden gemäss dem Bundesamt für Statistik 24'398 Straftaten mit einer digitalen Komponente registriert. Zum Vergleich: 2020 wurden 32'819 Einbrüche gemeldet.
Misstrauisch sein
Besonders oft handelt es sich bei den Fällen um Cyberbetrug. Neben falschen Inseraten fallen darunter auch betrügerische Webshops oder das Vortäuschen einer Liebesbeziehung (Romance Scam).
«Phänomene verändern sich laufend oder neue Phänomene tauchen auf. Auch kommt es vor, dass wir Vermischungen feststellen», sagt Fabian Ilg von der Schweizerischen Kriminalprävention.
Nutzen Sie für jeden Dienst ein anderes Passwort?
Die interkantonale Fachstelle versucht mit Präventionskampagnen die Bevölkerung zu sensibilisieren. Die aktuelle läuft eine Kampagne unter dem Namen S-U-P-E-R: Sichern, Updaten, Prüfen, Einloggen und Reduzieren. «Das Wichtigste im Zusammenhang mit Fake-Inseraten ist, wachsam und misstrauisch zu sein und den gesunden Menschenverstand walten zu lassen.»