Bundesverband Windenergie fordert bessere Rahmenbedingungen für Windkraftausbau

Das Wichtigste in Kürze
- Verbandspräsident Albers will Bürger am Umsatz von Windparks beteiligen.
Nötig sei, dass zwei Prozent der Fläche jedes Bundeslands für die Nutzung der Windkraft ausgewiesen würden, sagte der Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), Hermann Albers, der Nachrichtenagentur AFP. Ausserdem sei eine Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für den Anlagenbau nötig. Bürger müssten direkt am Umsatz der Windparks beteiligt werden.
Der BWE beklagte eine schwere Krise der Windenergie in Deutschland. Im ersten Halbjahr dieses Jahres habe es einen Rückgang des Baus von Windkraftanlagen um 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gegeben, bei den Baugenehmigungen betrug der Rückgang demnach 90 Prozent. Das seien «alarmierende» Zahlen, sagte Albers AFP.
Nach den Plänen der Regierung soll der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent gesteigert werden. Nach Ansicht von Experten ist das mit dem derzeitigen Tempo des Windenergieausbaus nicht zu bewerkstelligen.
Der Rückgang beim Ausbau der Windkraft bringe nicht nur die Branche in eine schwierige Lage, sondern «diese Entwicklung stellt den Erfolg der Energiewende in Deutschland in Frage», sagte Albers. Die Windkraft sei eine wichtige Säule der Energiewende. «Was heute ein Problem der Branche ist, ist morgen ein Problem der Politik.»
Seit Jahren werde über den Verlust von 18.000 Jobs durch den Ausstieg aus der Kohle diskutiert - zugleich seien «tausende Arbeitsplätze in der Windenergie verloren» gegangen und die Politik tue nichts dagegen, beklagte der Verbandspräsident. Der BWE fordert vor diesem Hintergrund auch, die Menschen am Umsatz der Windparks mit ein bis zwei Prozent direkt zu beteiligen, um die Akzeptanz der Windenergie in der Bevölkerung zu erhöhen. Nötig sei eine «echte Bürgerenergie», sagte Albers.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lädt am Donnerstag zum Windenergiegipfel in sein Ministerium, um über Auswege aus der Krise zu beraten. Der BWE formulierte ein Acht-Punkte-Papier, das an oberster Stelle fordert, dass sich Bund und Länder «öffentlich und eindeutig» zum Erreichen der Erneuerbare-Energie-Ziele als Notwendigkeit für den Klimaschutz bekennen.
Ausserdem müsse auf Pauschalabstände zwischen Windenergieanlagen und Wohngebäuden verzichtet werden, wie sie in einigen Bundesländern gelten. Bereits heute existierten Mindestanforderungen an die Abstände - diese reichten aus. Bundeseinheitliche Pauschalabstände seien nicht nötig und würden einen «faktischen Ausbaustopp der Windenergie bedeuten», warnte der BWE. Zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren sieht der Verband zudem Nachholbedarf bei der personellen und technischen Ausstattung der Genehmigungsbehörden.
In der vergangenen Woche hatte bereits der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) das «Schneckentempo» beim Ausbau der Windenergie beklagt. Deutschland sei hier «von der Überholspur auf den Standstreifen gewechselt». Der Rückgang ist auch nach Einschätzung des DIHK vor allem auf langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren zurückzuführen.