Das war kein Raumfahrtprogramm, sondern ein PR-Stunt. Willkommen beim ersten rein weiblichen Weltraumflug von Blue Origin. Eine Kolumne von Alexandra Lüönd.
katy perry
Wie eine «Bravo Girl»-Coverstory im Weltall: die Blue-Origin-Barbie-Crew beim Abflug. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Alexandra Lüönd schreibt eine monatliche Kolumne über Beauty-Themen.
  • Heute ist der Weltraumflug der Blue-Origin-Barbie-Crew das Thema.
  • Sängerin Katy Perry und Bezos-Verlobte Lauren Sánchez starteten mit einer Rakete ins All.
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Die Bilder gehen viral. In dunkelblauen Weltraumanzügen fliegen Katy Perry und Lauren Sanchez ins All. Sie sind Teil einer rein weiblichen Crew, die kürzlich das elf Minuten dauernde Abenteuer wagten.

Sechs Frauen, perfekt gestylt, mit strahlenden Zähnen (Pardon Veeners), frisch aufgespritzten Lippen und Raumanzügen, die aussehen, als kämen sie direkt aus einer High-Fashion-Kapselkollektion.

Man konnte fast hören, wie irgendwo ein Balenciaga-Stylist leise applaudiert hat. «Space, but make it glam.»

Empowerment
Kolumnistin Lüönd: «Wenn Empowerment aussieht wie ein Sephora-Shooting auf der Startrampe.» - zvg

Weil ich nicht nur Unternehmerin, sondern auch Beauty-Expertin bin, interessiert mich vor allem, was mit all den ästhetischen Eingriffen im Weltall passiert? Nämlich mehr, als man denkt. Und weniger, als man hofft.

Schönheits-OPs im Weltall? Lieber nicht!

Laut Ärzten bleiben moderne Brustimplantate auch bei Raumflügen stabil. Doch ältere Modelle könnten auf Druckveränderungen und eingeschlossene Gase empfindlich reagieren. Beispielsweise mit Spannungsgefühlen oder sogar Volumenveränderungen.

Nicht gerade das, was man im All erleben möchte, oder?

Lauren Sánchez
Silikon über den Wolken: Lauren Sánchez hebt nicht nur mit Jeff Bezos ab. - zvg

Und was passiert mit Filler? Die Schwerelosigkeit verschiebt Flüssigkeiten im Körper, vor allem Richtung Kopf. Das kann durchaus zu temporären Schwellungen im Gesicht führen.

Ein echtes Risiko fürs perfekte «Post-Flight-Selfie». Auch Botox wirkt im Orbit womöglich anders. Nicht wegen des Wirkstoffs, sondern weil der gesamte Organismus in der Schwerelosigkeit anders zirkuliert.

Das wirft eine spannende Frage auf: Ist plastische Chirurgie überhaupt für die Umlaufbahn gemacht? Wahrscheinlich nicht.

Ohne Gravitation verändert sich die Durchblutung, die Haut spannt schneller, das Gesicht wirkt fremd. Selbst das perfekte Implantat verliert seinen gewohnten Look.

Fazit: Ästhetik braucht Gravitation

Was genau wurde da oben eigentlich gefeiert? Fortschritt? Empowerment? Oder doch nur ein exklusiver Influencer-Trip ins All – sponsored by Boyfriend Bezos?

Genau zwei dieser Frauen sind Wissenschaftlerinnen. Die anderen Unternehmerinnen und Show-Girls.

Was hältst du von diesem Flug ins Weltall?

Also ja, schön, dass sie da waren. Aber genauso gut hätten sie auch auf einem Privatjet nach Ibiza Champagner trinken können – die Message wäre dieselbe geblieben.

Bezos schickt sie hoch – wer holt sie an den Tisch?

Ich frage mich: Warum feiern wir All-Female-Flüge in den Orbit mehr als echte All-Female-Führungsetagen auf der Erde?

Warum reicht es, wenn Frauen gut aussehen, während sie durch die Schwerelosigkeit schweben? Aber nicht, wenn sie auf dem Boden der Tatsachen um Respekt kämpfen?

Alexandra Lüönd
Beauty-Kolumnistin Alexandra Lüönd. - zvg

Feminismus beginnt nicht mit einem PR-Shooting

Don't get me wrong: Ich liebe starke Frauen mit perfekt geschwungener Lippenlinie. Wer kann schon Nein sagen zu «Pillow Talk» (übrigens mein liebster Lippenstift von Charlotte Tilbury)?

Ich weiss, was eine gute Jawline kostet. Ich baue schliesslich ein Beauty-Imperium auf.

Aber Feminismus beginnt nicht mit einem PR-Shooting im Catsuit-Raumanzug, sondern mit echter Teilhabe. Mit Entscheidungen, die Frauen selbst treffen. Nicht weil sie hübsch in einer Rakete sitzen. Sondern weil sie etwas bewegen.

Kurz gesagt: Der Himmel war kurz rosa – Pardon, blau. Aber für echten Fortschritt braucht es doch etwas mehr als einen Spacewalk mit Promis.

Vielleicht fangen wir mal mit einer All-Female-VR-Chefetage an. Und dann sehen wir weiter.

Bis nächsten Monat! Same place, neue Gedanken.

Zur Autorin: Alexandra Lüönd ist eine führende Unternehmerin im Beauty- und Medical-Retail. Als Gründerin der Beauty2Go-Kliniken sowie «Brows & Brows» schuf sie die grössten Ästhetik-Ketten in der Schweiz. Mit «Brows & Brows» revolutioniert sie die PMU-Branche. Die 37-Jährige schreibt regelmässig Kolumnen für Nau.ch.

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