Gastbeitrag: Der Klimawandel ist und bleibt aktuell!

Das Wichtigste in Kürze
- Eva Krattiger (JA!) kandidiert für den Grossen Rat im Kanton Bern.
- Die Grossratswahlen finden am 27. März statt.
Vor vier Jahren, im letzten Wahlkampf für die Grossratswahlen, hat die Grüne Freie Liste (GFL) mehrere Vorstösse im Stadtparlament eingereicht. Sie forderten darin eine klimaneutrale Stadt Bern bis 2035.
Gut ein Jahr später, am 28. September 2019, demonstrierten in Bern gegen 100'000 Menschen für mehr Klimaschutz. Es war der Höhepunkt der Klimabewegung.
Das Klima war das grosse Thema, führte in verschiedenen Städten und Kantonen zu grossen Versprechen und bescherte den Grünen einen historischen Wahlsieg bei den nationalen Parlamentswahlen 2019.

Auch die SP Stadt Bern machte sich in dieser Zeit fürs Klima stark und reichte 2019 einen Vorstoss ein, in der sie für die Stadt Bern Netto Null 2030 forderte.
Die Klimabewegung hat durch die Pandemie an Schwung verloren und die unmittelbare Dringlichkeit der Corona-Krise hat, was durchaus nachvollziehbar ist, viele andere Themen in den Hintergrund treten lassen.
Dabei ist die Klimakrise nicht weniger akut geworden: Der Weltklimarat hat am 28. Februar den zweiten Teil des Sachstandsberichtes zum Klima veröffentlicht. Er behandelt die Folgen des Klimawandels, eine mögliche Anpassung an diese und unsere Verletzlichkeit ihnen gegenüber. Der Bericht mutet apokalyptisch an. Doch er beinhaltet auch zwei gute Nachrichten:
1. Je weniger Treibhausgase wir noch ausstossen, desto weniger stark erwärmt sich die Erde und umso geringer fallen die Schäden aus.
2. Eine Anpassung unserer Systeme und Lebensweisen an das veränderte Klima ist bis zu einem gewissen Punkt möglich.
Für Bern heisst das: Jede Massnahme zum Schutz des Klimas zählt. Jede Massnahme, dank der wir weniger Treibhausgase ausstossen, verhindert ein winziges bisschen Erwärmung.
SP und GFL müssen ihren eigenen Forderungen gerecht werden
Deshalb ist es so wichtig, dass Stadt und Kanton Bern ihren Spielraum vollständig ausnützen. Die Stadt Bern hat am Donnerstag die Gelegenheit dazu, die Weichen auf starken Klimaschutz zu stellen und damit mit anderen grossen Schweizer Städten mitzuziehen. Dann berät der Stadtrat das Klimareglement, in dem das Netto-Null-Ziel und verbindliche Absenkpfade für die Stadt Bern definiert werden.
Der Gemeinderat schlägt Netto-Null bis 2045 vor. Dieses Ziel ist aber zu wenig ambitioniert, denn weit mehr als die Hälfte der von der Stadtbevölkerung verursachten Emissionen fallen nicht in der Stadt Bern an. Diese Emissionen sind im Netto-Null-Ziel aber nicht enthalten.

Die JA! und das Grüne Bündnis fordern einen verbindlichen Absenkpfad hin zu Netto Null bis 2035. Dieser Antrag findet nur eine Mehrheit, wenn die SP und die GFL gemäss ihren früheren Forderungen stimmen. Die GFL wirbt für die Grossratswahlen mit dem Slogan «Erste Wahl fürs Klima» - am Donnerstag muss sie beweisen, ob sie diesem Anspruch auch gerecht wird.
Es reicht nicht, sich politisch nur dann fürs Klima einzusetzen, wenn sich damit Wähler:innenstimmen gewinnen lassen. Wer sich auf dem Höhepunkt der Klimaproteste symbolisch für mehr Klimaschutz einsetzte, muss dies auch jetzt bei verbindlichen Vorlagen tun. Nur so schaffen wir es, die nötigen Veränderungen politisch und gesellschaftlich umzusetzen.
Dass wir politische und gesellschaftliche Gewohnheiten ändern können, wenn wir müssen, haben wir gerade in der Pandemie gezeigt. Klimaschutz ist eine Frage des Willens. Nicht des Könnens.
Zur Autorin: Eva Krattiger ist Geographin und arbeitet im Bereich Anpassung an den Klimawandel. Sie ist JA!-Stadträtin und kandidiert für die Grossratswahlen im Kanton Bern vom 27. März 2022.