Unser Kolumnist versteht die Freude am Töten einer Kreatur nicht. Förster und Wildhüter sollen die notwendige Bestandeskontrolle übernehmen.
Fadegrad
«Fadegrad»-Kolumnist Reda El Arbi ist gegen die Abschiessung des Wolfes. - zVg/Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
  • Reda El Arbi erlangte als Blogger und Journalist Bekanntheit.
  • Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
  • Er lebt mit Frau und zwei Hunden in Stein am Rhein SH.
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Mit dem neuen Jagdgesetz soll der Schutz von Luchsen, Biber und vor allem den Wölfen gelockert werden. Abschüsse von Wild sollen auf Vorrat möglich sein, und der Bundesrat hat die Möglichkeit, die Liste der freigegebenen Arten im Alleingang zu erweitern. Wir haben seit den 70er Jahren alles dafür getan, um unseren Bestand an Wildtieren wiederzubeleben. Und jetzt wollen die Jagdkantone möglichst freie Hand beim Abschuss. Dabei leben in der Schweiz ungefähr 100 Wölfe. Platz hätte es für 300.

Kurz: Die Jägerlobby hat sich durchgesetzt. Das (vorgespiegelte) Hauptargument waren die Schafsrisse durch Wölfe. Auch hier kurz: Es sterben x-fach mehr Schafe an Krankheiten und Unfällen als an Wolfsrissen. Kein Jäger oder Bauer macht sich aber deshalb für strengere Kontrollen der Höfe und der Herden durch Tierärzte stark. Kommt dazu, dass Wolfsschäden kompensiert werden, und dass es alternative Schutzkonzepte gibt.

Die Jagdkantone sind nicht fähig, die Gesetze durchzusetzen. - NZZ 20.08.2020

Nein, es geht nicht um den Schutz der Herden oder der Menschen. Es geht darum, dass die Jagdkantone sich nicht vom Bund oder den Städtern vorschreiben lassen wollen, was sie umnieten dürfen und was nicht.

Es geht um die Freiheit zu töten.

Ich bin wirklich kein Baumkuschler, und auch kein veganer Sektierer. Ich esse Fleisch, ich hab selbst schon geschlachtet, und auch schon verletzte Tiere von ihrem Leid erlöst. Ein Teil meiner Kindheit hab ich auf einem Bergbauernhof im tiefsten Emmental verbracht. Ich verstehe auch, dass der Wildbestand manchmal reguliert werden muss, und dass die Jagd das Mittel dazu ist.

Was ich nicht verstehe, ist die Freude am Töten. Den «Sport», der darin besteht, ein Leben auszulöschen. Jedes Mal, wenn ich ein Tier töten musste, war das eine schwierige, schmerzhafte Aufgabe, und das Erlöschen des Lebenslichts in den Augen der Kreatur war kein erhabenes oder freudiges Ereignis, sondern Schmerz, Angst und Leiden eines Lebewesens, das nicht verstand, was da passiert.

Reda El Arbi
Gegen den Wolf-Abschuss: Reda El Arbi versteht die Freude am Töten nicht. - Keystone

Wer aus reiner Freude eine Kreatur tötet, um sein Ego zu befriedigen, hat in meinen Augen ein echtes mentales Problem. Die Jäger glorifizieren ihren Todessport ja oft mit ursprünglicher Männlichkeit, mit der Nähe von Mensch und Natur, mit dem intensiven Erlebnis. Man könnte meinen, sie seien auf der Jagd wie die Naturvölker, die mit Nase und Finger Spuren suchen, und sich dann an das Wild heranpirschen, und es ehrenhaft erlegen, um die Familie zu ernähren.

Das ist Bullshit. Normalerweise hängen die Jagdhelden halbbesoffen in versteckten Hochständen, aus denen sie feige die ahnungslosen Tiere aus dem Hinterhalt abknallen – oder aber sie lassen sie die Beute vor die Flinte treiben. Da ist nichts von edler Jagd. Da ist nur das Töten. Und sollte doch mal ein Jäger seinen Hintern hinter einer Beute herbewegen, ists auch keine Herausforderung, aus Distanz ein Tier zu erschiessen. Das ist einfach nur erbärmlich.

Für einige scheint das Töten von unschuldigen Kreaturen zum Spass eine richtiggehende «Lust» im eigentlichen libidinösen Sinne zu sein. Zum Beispiel nennt der Zürcher SVP-Politiker Claudio Schmid die Jagd «die schönste Nebensache der Welt». Das letzte Mal, als ich «schönste Nebensache der Welt» googelte, kam «Sex» als Ergebnis ...

Töten als "schönste Nebensache der Welt". - Screenshot Twitter

Wie gesagt, ich weiss, dass der Bestand beim Wild manchmal geregelt werden muss. Ich weiss auch, dass es vorkommen kann, dass ein Problemwolf getötet werden muss. Nur würde ich diese Aufgaben niemals Leuten überlassen, die aus Freude am Töten auf die Jagd gehen. Die Bestandsregulierung und das Schiessen von Problemtieren sollte eigentlich nur professionellen Förstern und Wildhütern erlaubt sein.

Das Abschlachten von Tieren als «Sport» ist dermassen primitiv, dass ich keine Worte dafür finde. Und ich bin wirklich gespannt, welche Argumente meine geneigte Haterschaft in den Kommentaren dafür findet.

Aber, um zurück zum Anfang zu kommen: Natürlich sollen wir auch nicht die Jägerlobby die Jagdgesetze bestimmen lassen. Damit würde der Bock zum Gärtner gemacht .... sofern er noch nicht hinterrücks erschossen wurde.

Ohne Worte - wildbeimwild.ch
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