Kürzlich wurde einer trans Frau in Deutschland der Zutritt ins Frauen-Gym verweigert. Auch in der Schweiz fühlen sich Betroffene nicht überall willkommen.
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Auch trans Frauen fühlen sich in Fitnesscentern, wo Männer draussen bleiben müssen, sicherer. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Frauen Fitnessstudios bieten einen geschützten Raum für Trainings.
  • Männer müssen hier draussen bleiben. Und teils auch trans Frauen, zeigte sich kürzlich.
  • Eine Zürcher trans Frau macht sich beim Trainieren deshalb Regeln – aus Selbstschutz.
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Es gibt viele Gründe, warum Frauen Fitnesscenter besuchen, die nur ihnen Einlass gewähren. Die sogenannten «Lady’s Gyms» bieten einen geschützten Raum für ihr Training. Ohne Männer, die sie anstarren oder unaufgefordert mit ihnen flirten. Doch während diese Frauen-Fitnesscenter immer beliebter werden, bleibt eine Frage offen: Sind alle Arten von Frauen willkommen?

Diese Debatte ist kürzlich aufgeflammt, nachdem ein Vorfall in Deutschland für Aufsehen sorgte. Ein Lady's Gym verweigerte dort einer trans Frau den Zutritt. Es ging unter anderem um die Tatsache, dass sie einen Penis hat. Dabei hatte sie vorgeschlagen, nur in den Trainingsbereich, nicht aber in die Kabinen zu gehen.

Auch Elena H.* ist trans und besucht ein Lady's Gym in Zürich. Und auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass trans Menschen nicht überall willkommen sind. Um nicht anzuecken, macht sie sich im Frauen-Fitness selbst bestimmte Regeln, wie sie erklärt.

«Duschen gehe ich zuhause»

Aus Angst vor Reaktionen möchte die 30-Jährige weder ihre Identität noch die des Fitnessstudios öffentlich preisgeben. «Aber ich habe alles genau nach Vorschrift gemacht», betont sie.

Und: «Auf meinem Ausweis steht ‹weiblich›.» In der Schweiz kann jede Person den Geschlechtseintrag ändern lassen, wenn sie der Überzeugung ist, dem anderen Geschlecht zuzugehören.

Ladys Gym
Eine trans Frau in Zürich besucht seit einigen Monaten ein Fitnesscenter, wo Männer draussen bleiben müssen. (Symbolbild)
Ladys Gym
Dort kann die 30-Jährige ungestört ihre Workouts machen.
Ladys Gym
Allerdings achtet sie sehr darauf, die Grenzen der Toleranz nicht zu überschreiten. (Symbolbild)
Umkleidekabine
In die Umkleidekabine oder Dusche geht sie beispielsweise nicht. (Symbolbild)

Die 30-Jährige hat sich (noch) keiner Schönheits-OP oder Geschlechtsumwandlung unterzogen. Sie trägt aber Frauenkleidung, hat sich Gesichts-, Arm- und Beinhaare lasern lassen und schminkt sich. Seit etwa drei Jahren nimmt sie Östrogenpillen. «Somit gehe ich vom Aussehen her einigermassen als biologische Frau durch», sagt sie.

Aus diesem Grund, glaubt sie, gab es in ihrem Fitnessstudio bis heute keine Probleme. Trotzdem ist sie vorsichtig. «Ich ziehe mich im Fitnessstudio zum Beispiel nicht um – sondern komme schon in meiner Trainingskleidung. Und duschen gehe ich danach zu Hause.»

Einerseits geht es ihr um die Frauen, die neben ihr trainieren, andererseits um Selbstschutz. «Ich möchte, dass sich die anderen Frauen in meiner Gegenwart sicher fühlen», sagt sie. «Und ich tue es, damit mein Willkommensein nicht gefährdet wird.»

«Ich bin sicher, die Leute haben ihre Vermutungen»

Wie viele Mitglieder ihres Fitnessstudios wissen – oder auch nur vermuten –, dass Elena H. transgender ist, weiss sie nicht. Die 30-Jährige ist deutlich grösser als die durchschnittliche biologische Frau. Schlank, aber stämmig gebaut und flachbrüstig.

«Ich bin sicher, die Leute haben ihre Vermutungen», sagt sie. «Aber ich wurde nie vom Personal oder anderen Mitgliedern direkt gefragt. Und selbst habe ich die Information nie unaufgefordert preisgegeben.»

Sollten auch trans Frauen im Lady's Gym trainieren dürfen?

Dabei will Elena H. es auch belassen. «Mit ‹Don’t ask, don’t tell› (Deutsch etwa: ‹Fragen sie nicht, sage ich nichts›) kann ich leben», sagt sie. Ein Gym, in dem auch Männer Zutritt haben, wäre für sie keine Option.

«Ich kann mich glücklich schätzen», so Elena H. weiter. «Offensichtlich ist nicht überall jede Frau willkommen. Ich kenne generell nicht viele, wenn überhaupt, andere trans Menschen, die überall akzeptiert werden, ohne dass ihre Motive hinterfragt werden.»

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Die LGBTIQ-Helpline hilft dir unter 0800 133 133 oder per Mail hello@lgbtiq-helpline.ch.

www.lgbtiq-helpline.ch

*Name von der Redaktion geändert

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