Über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verlangen eine klare Strategie. Die Schweiz solle ihr Potenzial als Vorreiterin nutzen – auch aus Eigeninteresse.
Klimawandel
Ab 2035 sollen Industrieländer für den Globalen Süden jährlich 300 Milliarden Dollar bereitstellen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 100 Forschende fordern vom Bundesrat mehr Geld für internationale Klimahilfen.
  • Ab 2035 sollen Industrieländer jährlich 300 Milliarden Dollar bereitstellen.
  • Für die Schweiz würde das eine Versechsfachung der bisherigen Beiträge bedeuten.
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Über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richten sich mit einem Brief an den Bundesrat. Sie fordern die Landesregierung auf, darzulegen, wie die Schweiz ihren Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung erhöhen will. Darüber berichtet SRF.

Hintergrund ist das Versprechen der Industrieländer auf der Klimakonferenz in Baku: Ab 2035 wollen sie jährlich 300 Milliarden Dollar für den globalen Süden bereitstellen – dreimal mehr als bisher.

Florian Egli, Professor an der TU München und der ETH Zürich, findet: Die Schweiz wäre besonders geeignet, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Sie verfüge über die nötigen finanziellen Mittel und weise ihre Beiträge transparent aus.

Kosten der Klimakrise überfordern den globalen Süden

Die Klimaerwärmung verursacht weltweit hohe Kosten – nicht nur für CO₂-Reduktion, sondern auch für Anpassung und Schadensbewältigung.

Länder des globalen Südens können diese Ausgaben nicht alleine tragen. Bereits 2009 wurde beschlossen, dass Industrieländer ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar bereitstellen.

Klimawandel Waldbrand
Der Klimawandel verschärft natürliche Katastrophen wie zum Beispiel Waldbrände, hier in Israel, 2021.
Flut Pakistan Klimawandel
Auch Fluten werden immer häufiger, wie etwa in Pakistan, 2022. Gemäss Behörden wurden damals 5000 Kilometer Strassen und 3,5 Millionen Hektare an Ackerland zerstört.
Hitzetote WHO Klimawandel
Die Hitze aufgrund des Klimawandels forderte gemäss Schätzungen der WHO in 2022 in Europa 15'000 Menschenleben.
Klimawandel Artensterben
Unter anderem wegen der Erderwärmung sind viele Tierarten gefährdet, was wiederum Ökosystems gefährdet.

Dieses Ziel wurde erst 2022 erreicht und gilt inzwischen als unzureichend. Forschende fordern, den Betrag aus Baku nochmals mindestens zu verdoppeln.

Für die Schweiz würde das eine Versechsfachung ihres bisherigen Beitrags bedeuten. Im Jahr 2022 zahlte sie je nach Berechnung zwischen 600 Millionen und 1,1 Milliarden Franken.

Der Bundesrat sieht darin eine ausreichende Beteiligung. Klimaschutzorganisationen hingegen kritisieren den Betrag als ungenügend, unter anderem weil Emissionen im Ausland nicht berücksichtigt werden.

Ranking sieht Schweiz gut positioniert

Gemäss Ranking der Denkfabrik ODI steht die Schweiz international dennoch gut da: Mit einem «fair share» von 143 Prozent belegt sie Platz 7. Spitzenreiter ist Norwegen mit 270 Prozent.

Der «fair share» errechnet sich im Wesentlichen aus den kumulierten Treibhausgasemissionen und dem wirtschaftlichen Vermögen.

Soll die Schweiz mehr bezahlen für den Kampf gegen die Klimakrise?

Die Wissenschaftler räumen ein, dass ihre Forderung angesichts der aktuellen Sparpolitik des Bundes nicht leicht umzusetzen ist. Vorschläge zur Finanzierung machen sie nicht.

Florian Egli betont jedoch, dass ein ambitionierter Beitrag der Schweiz auch im eigenen Interesse liege. Etwa durch die Stärkung multilateraler Strukturen oder wirtschaftliche Chancen für Schweizer Unternehmen in betroffenen Regionen.

Das Bundesamt für Umwelt kündigt an, dass der Bundesrat in der zweiten Jahreshälfte über die nächsten Schritte entscheiden werde.

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