Eine Frau habe mit ihrem Verhalten die Familie «beschmutzt», weshalb der Grossvater sie mutmasslich ermordete. Der 79-Jährige steht nun vor Gericht.
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Ein 79-jähriger Serbe soll in die Schweiz gereist sein, um die Frau seines Enkels zu töten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Frau reichte in Serbien die Scheidung ein und zog daraufhin nach Winterthur um.
  • Der Grossvater ihres Mannes sah dies als Ehrbeschmutzung der Familie.
  • Deswegen reiste er mutmasslich in die Schweiz und ermordete das Opfer.
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In diesen Tagen steht ein 79-jähriger Serbe vor dem Winterthurer Bezirksgericht. Die Anklageschrift spricht von einer «eigentlichen Hinrichtung», die er im Jahr 2021 begangen haben soll: Er wird beschuldigt, die Mutter seiner Urenkel und Frau seines Enkels in Winterthur ermordet zu haben.

Am Dienstag hat das Gericht nun die Befragung des Angeklagten aufgenommen. Einen Antrag der Verteidigung, die Verhandlung vorerst abzubrechen und neue Gutachten einzuholen, lehnte das Gericht ab.

Trotz mehrmals geäussertem Verdacht sei nie richtig abgeklärt worden, ob sein Mandant an einer Demenz leide, hielt der Verteidiger fest. Zunächst müsse geprüft werden, ob er angesichts der bestehenden kognitiven Einschränkungen verhandlungsfähig sei.

Ohne Zustimmung der Familie ausgezogen

Das Bezirksgericht stufte die vorhandenen Gutachten für ausreichend ein. Dem Gesundheitszustand des Beschuldigten, der im Rollstuhl in den Saal geführt wurde, will das Gericht mit stündlichen Pausen Rechnung tragen.

Die Geschichte begann acht Jahre zuvor in Serbien. Das Opfer lebte zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern im Haus des Angeklagten. Im Sommer 2019 kam das dritte Kind zur Welt. Doch die Beziehung des Paares war «konfliktbeladen», wie es laut «Tagesanzeiger» in der Anklageschrift heisst.

Anfang 2020 entschied sich die Frau dazu, ohne Zustimmung ihrer Familie auszuziehen und das Land zu verlassen. Sie zog mit ihren Kindern nach Winterthur um.

Eine Frage der Ehre

Im Juni desselben Jahres reichte sie die Scheidung ein. Schockierend war für ihn auch, dass seine Schwiegertochter eine aussereheliche Beziehung mit einem muslimischen Mann eingegangen war.

Die Anklageschrift beschreibt, wie der Angeklagte glaubte, dass das Verhalten seiner Schwiegertochter seine Ehre und die seiner Familie «beschmutzte». Er fasste den Entschluss, nach Winterthur zu reisen und sie zu töten.

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Die Verhandlung findet ab diesem Dienstag am Bezirksgericht Winterthur statt. - keystone

Am 16. Februar 2021 klingelte er an ihrer Haustür in Winterthur. Sie bat ihn herein und servierte ihm einen Kaffee.

Der Angeklagte soll daraufhin sechs Schüsse auf sein Opfer abgegeben haben. Die Anklageschrift listet laut «Tagesanzeiger» 14 Verletzungen auf, welche durch die Schüsse verursacht wurden.

Die Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes sowie einen Landesverweis von zehn Jahren.

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