Die Organisation Trial International hat bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige gegen das Zuger Unternehmen Kolmar Group eingereicht.
Die Organisationen Public Eye und Trial International haben in einer Recherche ein Netzwerk für geschmuggelten, subventionierten Diesel aus Libyen rekonstruiert. (Symbolbild)
Die Organisationen Public Eye und Trial International haben in einer Recherche ein Netzwerk für geschmuggelten, subventionierten Diesel aus Libyen rekonstruiert. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/AP NY/ANONYMOUS

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kolma Group soll zwischen 2014 und 2015 Diesel aus Libyen geschmuggelt haben.
  • Der Kauf von Erdöl aus einem Krisengebiet ist international verboten.
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Trial International hat Klage gegen das Zuger Unternehmen Kolma Eingereicht. Das Zuger Unternehmen hat gemäss einem gemeinsam von Trial International und Public Eye am 2. März veröffentlichten Bericht geschmuggelten Diesel aus Libyen gekauft. Aufgrund der Beweisanalyse im Laufe der Recherchen kam Trial zum Schluss, dass der Rohstoffhändler möglicherweise ein Kriegsverbrechen begangen hat.

Libyen
Kolma soll zwischen 2014 und 2015 von Libyen Öl bezogen haben. So sah es zu dieser Zeit im nordafrikanischen Land, und jetzt immer noch, aus (Archivbild). - Keystone

Die Untersuchung von Trial International und Public Eye hat ein internationales Schmuggelnetz zu subventioniertem libyschem Diesel rekonstruiert. Der Treibstoff wurde demnach mit Hilfe einer bewaffneten Gruppe aus Tanks in Libyen gestohlen. Mit Fischerbooten wurde er von zwei maltesischen Geschäftsmännern in internationalen Gewässern auf grössere Schiffe umgeladen und dann nach Malta gebracht. Dies teilte Trial am Samstag mit.

Damit dieser Diebstahl rentabel war, brauchte das Netzwerk internationale Käufer. An diesem Punkt trat die Kolmar Group auf den Plan und soll zum Schmuggel beigetragen haben. Nach Informationen der beiden Unternehmen hat Kolmar über zwanzig Schiffsladungen mit 50'000 Tonnen libyschem Diesel gekauft und in Malta gelagert. Dies zwischen Frühling 2014 und Sommer 2015.

Kolmar weist Vorwürfe zurück

Das Unternehmen bestritt den Kauf von libyschem Diesel in einer Stellungnahme vom 2. April nicht, hob aber hervor dass «Kolmar Group AG nie in illegale Aktivitäten, insbesondere Schmuggel, verwickelt» gewesen sei. Das Unternehmen habe bei den Transaktionen mit libyschem Gasöl ihren branchenüblichen Kundenüberprüfungsprozess («Know-Your-Customer») befolgt.

Eine Reihe von Indikatoren hätten Kolmar davor abschrecken müssen, diese Transaktionen vorzunehmen, schreibt Trial. «Die gesammelten Beweise erscheinen uns ausreichend, um eine Anzeige bei der Bundesanwaltschaft zu rechtfertigen. Diese muss jetzt prüfen, ob Kolmar die Hinweise wissentlich ignorierte», erklärte Trial-Direktor Philip Grant. «Wenn das der Fall ist, hat sich das Unternehmen möglicherweise eines Kriegsverbrechens schuldig gemacht.»

Phillip Grant
Phillip Grant von Trial International (Archivbild). - Keystone

Wenn ein Unternehmen wissentlich gestohlene Rohstoffe eines kriegszerrissen Landes kauft, könnte es der Plünderung schuldig gesprochen werden. Das sei sowohl gemäss dem Römer Statut des Internationalen Strafgerichtshofes (ICC) als auch nach Schweizer Strafrecht ein Kriegsverbrechen. Die Bundesanwaltschaft bestätigte am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die Klage erhalten zu haben. Mehrere Vertreter des Schmuggelnetzwerks sind zurzeit in Italien vor Gericht.

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