Lerna Scherer ist eine lebensfreudige Frau, obwohl sie stets wieder Krebsdiagnosen erhält. Arbeiten kann sie nicht mehr. Torten machen aber schon – meisterlich.
Lernas grosse Leidenschaft ist das Kuchenbacken. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Das Wichtigste in Kürze

  • Lerna Scherer hat das Lynch-Syndrom.
  • Der Gendefekt sorgt dafür, dass sich wiederholt Krebs, vor allem in ihrem Darm, bildet.
  • Freude gibt ihr das Kreieren von unglaublich aufwendigen Torten.
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Spitalaufenthalte gehören zu ihrem Leben wie bei anderen Restaurantbesuche. Lerna Scherer, 34-jährig, verheiratet – und unheilbar krank.

Lynch-Syndrom heisst der Gendefekt, den Scherer von ihren Eltern vererbt bekam. 2013 erhielt sie die Diagnose. «Ich kann damit gut umgehen», sagt sie.

Lerna Scherer spricht über ihre Krankheitsgeschichte und was das im Alltag bedeutet. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Das mag erstaunen. Scherer musste sich zwei Hirn- und einen Lebertumor, den Zwölffingerdarm und den ganzen Magen entfernen lassen. Immer war Krebs die Ursache, der durch den Gendefekt begünstigt wird.

Lerna Scherer Krankheit 1
Lerna Scherer während eines ihrer unzähligen Krankheitsaufenthalte im Jahr 2017.
Lerna Scherer Krankheit 2
2015 musste ihr auf der linken Seite (hier im Bild) ein Hirntumor entfernt werden, worauf Bestrahlung und Chemotherapie folgten.
Lerna Scherer Krankheit 3
Auf die Unterstützung ihrer Eltern (hier mit der Mutter) kann Lerna immer zählen. Ihren Mann bezeichnet sie als ihren «Fels in der Brandung».
Lerna Scherer Krankheit 4
Aktuell macht Lerna Scherer eine Immuntherapie.

Fast beiläufig erzählt sie, dass sie auch noch die Autoimmunkrankheit Lupus hat. «Aber davon ist glücklicherweise nur meine Haut betroffen.»

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Lerna Scherer posiert während der Nau.ch-Reportage vor dem Wasserrad der Schlossmühle in Aarau.
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Die 34-Jährige lehnt sich an einen Baum entlang des Stadtbachs.
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Auf der Treppe zwischen Schlösslirain und Hammer gönnt sich Lerna Scherer eine Pause.

Aktuell ist ihr Darm – dort breitet sich der Krebs meist aus – ohne bösartige Ableger. Das kann sich aber jederzeit wieder ändern. Und wird es auch. «Man muss einfach klarkommen damit, weil man weiss: Es geht das ganze Leben lang so.»

Noch einsamer in der Pandemie

Die Corona-Zeit war für Scherer eine schwierige Phase. Weil sie nicht mehr arbeiten kann, ist sie schon per se häufig zu Hause. Als Hochrisikopatientin verstärkte sich diese Tendenz noch. «Ich getraute mich nicht unter die Leute zu gehen, ging zu Beginn nur mit Maske und Handschuhen raus.»

Lerna Scherer lebte während der Corona-Pandemie sehr isoliert. Langsam kehrt wieder Normalität ein. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Mittlerweile geht Scherer sogar schon wieder wöchentlich tanzen. Mit Maske versteht sich. Dennoch bereitet es ihr grosse Freude, dass sie diese Passion ausüben kann. «Das zeigt mir: Momentan bin ich gesund, auch wenn ich es weiss, es kommt wieder ...»

«Fast ein Profi, aber nur fast»

Eine weitere Leidenschaft der gelernten Pharma-Assistentin ist das Kreieren von Torten. «Ich war schon immer gerne in der Küche.» Vor vier Jahren, als sie ihren Job krankheitsbedingt verlor, habe sie als Hobby die eine oder andere Torte gemacht.

Lerna Scherer Torten 1
Lerna Scherers Torten sind wahre Kunstwerke.
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Sie backt sowohl für Erwachsene ...
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... als auch für Kinder.
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«Paw Patrol» ist ein sehr beliebtes Sujet.
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Lerna Scherer bäckt auch mehrstöckige Torten.

Schnell packte sie der Ehrgeiz und grösstenteils mittels Selbststudiums produzierte Scherer immer ausgefallenere Torten. «Lernas Tortenfactory» liefert mittlerweile für Kindergeburtstage, Taufen oder Hochzeiten. «Die Freude meiner Kunden beim Anblick der Torten zu sehen, macht mich so glücklich», sagt sie mit einem Grinsen.

Scherer liess es sich nicht nehmen, auch für Nau.ch eine Torte zu zaubern. Sie besteht aus einem hellen Vanille-Biskuit, dazwischen Rahm-Mascarpone-Crème mit Aprikosen.

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Lerna Scherer bäckt für Nau.ch extra eine Torte.
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Was für eine Sisyphusarbeit.
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Für das Dekorieren der Torte benutzt sie Fondant.
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So sieht das fertige Meisterwerk aus. Anmerkung der Redaktion: Die Torte war mindestens so fein, wie sie aussieht.

Das Kunstwerk schmeckt vorzüglich. Und es wäre Lerna Scherer zu gönnen, dass sie noch viele solche fertigen kann. Denn das würde gleichzeitig bedeuten, dass der Krebs ihr Leben zwar weiter begleiten, aber nicht bestimmen würde.

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