Die eidgenössische Stiftungsaufsicht hat anonyme Vorwürfe gegen das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen AR untersucht.
quadranti Vergewaltigung
Rosmarie Quadranti, die Präsidentin der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, wies die Vorwürfe «haltlos» zurück. - Keystone
Ad

Die eidgenössische Stiftungsaufsicht hat anonym erhobene Vorwürfe gegen das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen AR geprüft. Es seien keine Missstände festgestellt worden, teilte die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in einer Mitteilung mit. Die Stiftungsratspräsidentin weist die Vorwürfe als haltlos zurück.

Die Vorwürfe seien in einem Schreiben an die eidgenössische Stiftungsaufsicht erhoben worden, hiess es in der Mitteilung des Kinderdorfes.

Der Stiftungsrat und die Geschäftsleitung des Kinderdorfes Pestalozzi vermuteten dahinter mehrere ehemalige Mitarbeitende, «die aus persönlicher Frustration öffentlich Unruhe schaffen und dem Ansehen des Kinderdorfes Pestalozzi schaden wollen».

Hintergrund der Kritik sei die strategische Neuausrichtung des Kinderdorfes Pestalozzi, welche einzelne frühere Mitarbeitende nicht mittragen wollten.

In der aktuellen Ausgabe des «St. Galler Tagblatts» richteten ehemalige Mitarbeiter erneut anonyme Vorwürfe gegen die Leitung des Kinderdorfes.

Anonyme Kritik an Führungsstil

Diese gehe planlos und ineffizient vor. Grund scheine ein Führungsproblem zu sein. Und es würden etwa Spendengelder in den Ausbau des Tourismusangebots fliessen.

Die einstigen Unterkünfte benachteiligter Kinder würden immer mehr für den Tourismus umgenutzt. Damit werde der Stiftungszweck missachtet.

Die Präsidentin der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, Rosmarie Quadranti, wies diese Vorwürfe gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA als «haltlos» zurück. Der Stiftungszweck des Kinderdorfes sei noch immer oberstes Gebot: Kindern zu ihren Rechten verhelfen, ihnen Bildung ermöglichen.

Falls Spendengelder für Umbauten eingesetzt würden, dann werden solche zu diesem bestimmten Zweck gesammelt.

Das Kinderdorf will mit einer Neuausrichtung seine Zukunft sichern.

Neuausrichtung zur Sicherstellung der Zukunft

Während früher Kinder aus Krisengebieten nach Trogen geholt wurden, liege der Fokus heute verstärkt bei der Hilfe vor Ort. Im Kinderdorf Trogen werde aber niemals eine Ferienanlage mit Wellness entstehen, so Quadranti. Eher würde man jenen Familien einen Aufenthalt ermöglichen, die sich keine Ferien leisten können.

Das Kinderdorf bleibe mit Blick auf den Stiftungszweck ein Begegnungsort, denkbar wären allenfalls auch Seminare. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi wurde 1946 gegründet und ist heute als Hilfswerk international tätig.

Von Kriegswaisen bis hin zur heutigen Arbeit

Begonnen hat es mit der Aufnahme europäischer Kriegswaisen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1960 wurden Flüchtlingskinder aus Tibet aufgenommen.

Mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine 2022 bot das Kinderdorf in den heimeligen Appenzellerhäusern oberhalb von Trogen eine sichere Ankunftszone.

Im Kinderdorf finden vorwiegend Projekte für Kinder und Jugendliche statt. Auch lernen ausländische und Schweizer Schulklassen in Austauschprojekten die Grundlagen eines friedlichen Zusammenlebens.

Ausserdem setzt sich die Stiftung in zahlreichen Ländern für den Zugang zur Bildung, etwa für ethnisch diskriminierte Kinder, ein.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Wellness