Die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich hat Informationen zur «gendersensiblen»-Erziehung bereitgestellt und erfährt dabei Kritik.
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Ein Vater und sein Sohn sitzen auf einem Sofa und lesen ein Buch (Archiv). - Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Zürich informiert in einem Newsletter über «gendersensible» Erziehung.
  • Die Mütter- und Väterberatung empfiehlt etwa neutrale Bezeichnungen über Familien.
  • Eine SVP-Kantonsrätin kritisiert die Einmischung der Stadt in Erziehungsfragen.
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Die Zürcher Mütter- und Väterberatung will in ihrem jüngsten Newsletter zeigen, wie «gendersensible» Erziehung funktioniert. Eltern erhalten unter anderem den Ratschlag, bei Gesprächen über andere Familien neutrale Bezeichnungen wie «Elternteil» oder «Betreuungsperson» zu verwenden.

Wenn also beispielsweise über die Mutter einer Schulfreundin mit dem Namen Mia gesprochen wird, soll diese als «Elternteil von Mia» oder «Betreuungsperson von Mia» bezeichnet werden.

Darf eine Mütter- und Väterberatung über «gendersensible» Erziehung informieren?

Weiter empfiehlt die Mütter- und Väterberatung, die an die Sozialen Dienste der Stadt Zürich angegliedert ist, sich als Familie in unterschiedlichen sozialen Umgebungen zu bewegen. Das heisst: Kontakt zu Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien und Alleinerziehenden suchen und mit den Kindern darüber sprechen.

Im Newsletter steht weiter auch, dass Eltern ihre «eigene geschlechtliche Prägung» und die daraus resultierende Wahl der Kleidung für ihr Kind «zurückstellen» sollten.

SVP-Kantonsrätin: «Alarmierend und lebensfremd»

«Das ist alarmierend und völlig lebensfremd», sagt SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner gegenüber der «NZZ». Brunner, die sich mit ihrer Initiative «Tschüss Genderstern» für die Abschaffung des Gendersterns in der städtischen Verwaltung einsetzt, hält erwartungsgemäss wenig vom Inhalt des Newsletters.

Brunner ist nämlich der Meinung, dass die Erziehung eine private Angelegenheit ist, und die Stadtverwaltung nichts angehe. Die SVP-Frau stellt zudem grundsätzlich in Frage, ob es die Aufgabe der Stadt sei, Eltern in Erziehungsfragen zu beraten.

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Die Zürcher SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner kämpft in ihrer Stadt gegen das «Gendern». - Keystone

«Ich finde, in schwierigen Situationen ist das tatsächlich nicht verkehrt, aber grundsätzliche Erziehungstipps sind ein nicht gerechtfertigter Eingriff in die Gesellschaft.» Zudem kritisiert sie, dass der aktuelle Newsletter eine Anleitung für eine «Erziehung zur Auflösung der Geschlechter» darstelle. Ein weiteres Problem sieht sie darin, dass der Newsletter politische Positionen der Stadtverwaltung offenbart.

Stadt Zürich: «Eltern beschäftigt das Thema»

Anders als die «Gender»-Gegnerin Brunner, sieht es die Stadt Zürich. Das Thema sei für den Newsletter ausgewählt worden, da man bemerkt habe, dass es Eltern beschäftige und in den jüngsten Beratungen immer wieder angesprochen wurde.

Julia Köpfli, Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung der Sozialen Dienste, erklärt: «Eltern beschäftigt das Thema, wie sie in ihrer Erziehung Geschlechterrollen reflektieren und Stereotype vermeiden können.»

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Bei der Mütter- und Väterberatung in der Stadt Zürich ist das Interesse an gendersensibler Erziehung gestiegen. - Getty

Bei der Mütter- und Väterberatung habe man festgestellt, dass das Interesse an gendersensibler Erziehung leicht zugenommen habe – möglicherweise auch aufgrund der verstärkten medialen Aufmerksamkeit für das Thema.

Das Ziel des Newsletters sei es gewesen, aufzuzeigen, wie sich Geschlechterrollen kontinuierlich entwickeln. Man habe zudem interessierten Eltern Anregungen für eine genderoffene Erziehung bieten wollen. Weitere Massnahmen oder Aktionen in diesem Themenbereich seien vonseiten der Stadt nicht geplant, sagt Köpfli.

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