Die Zahl der Migräne-Attacken hat im März einen Höhepunkt erreicht. Eine Klinik am Inselspital Bern registriert deshalb viele Zuweisungen.
Migräne
Starke Kopfschmerzen und Übelkeit – das Wetter im März löste bei vielen Menschen Migräne-Attacken aus. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • «Aus dem Nichts bekam ich starke Kopfschmerzen», sagt eine Nau.ch-Leserin.
  • Die Wetterlage im März war für Migräne-Patienten Gift.
  • Vor allem Frauen sind betroffen.
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Der Föhn hat im März Rekordwerte erreicht. Chur GR meldete Ende März 186 Föhnstunden, Visp VS 175, Altdorf 126 und Vaduz in Liechtenstein 125.

Alle vier Standorte belegen laut «Meteo Schweiz» Rang zwei auf der Liste der föhnreichsten Märzmonate seit 1981. In diesem Jahr begannen die automatischen Messungen.

Zudem fuhren die Temperaturen im März Achterbahn. «Die Temperaturen sprangen auf und ab», sagt Klaus Marquardt, Meteorologe bei «Meteonews», zu Nau.ch.

In der ersten Märzdekade sei es ziemlich mild gewesen, sagt Marquardt. Um die Monatsmitte habe es abgekühlt.

«Lag ganzen Tag im dunklen Zimmer»

Für Migräne-Patientinnen und -Patienten war die Wetterlage Gift. Eine 27-jährige Bernerin hatte deswegen ihre erste Migräne-Attacke.

«Aus dem Nichts bekam ich an einem Abend Ende März richtig starke Kopfschmerzen», sagt eine Nau.ch-Leserin. Sie habe sonst selten Kopfweh.

Danach sei sie früh zu Bett gegangen. «Aber am nächsten Morgen hielt ich es fast nicht aus, als ich den Wecker ausschaltete – der Handybildschirm war so hell.»

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Ihr sei nichts anderes übriggeblieben, als den ganzen Tag im Bett im dunklen Zimmer zu liegen.

Attacken wegen Wetterwechseln

Die Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital Bern registrierte in den letzten Wochen zahlreiche Zuweisungen.

Ihre Patientinnen und Patienten mit Migräne erwähnten sehr häufig gewisse Wettersituationen als Auslöser für ihre Attacken. Dies sagt Franz Riederer, Leiter der Kopfschmerzsprechstunde, zu Nau.ch. Stark wechselndes Wetter zähle zu den erwähnten Attacke-Auslösern.

Junge Frauen sind laut Riederer am häufigsten betroffen. «Bei Frauen spielen hier auch hormonelle Schwankungen eine grosse Rolle.»

Veränderungen des Wetters und der Lichtexposition könnten endogene Rhythmen im Körper beeinflussen. Zu diesen zählt zum Beispiel der Schlaf-Wach-Rhythmus.

«Sprechzimmer sind voll»

Die Nachfrage nach Migräne- Behandlungen nimmt allgemein zu. Anfang April eröffnete die Bellevue Medical Group am Bellevue in Zürich ein Zentrum für Migräne und Kopfschmerzen.

Christoph Schankin ist dort Leitender Arzt. «Unsere Sprechzimmer sind voll», sagt er zu Nau.ch. Bis im Mai sei die Sprechstunde bereits ausgebucht.

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Der Föhn hat im März Rekordwerte erreicht.
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Zudem sprangen die Temperaturen laut «Meteonews» auf und ab.
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Die Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital Bern registrierte in den letzten Wochen zahlreiche Zuweisungen.
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Der ausgeprägte Föhn im März machte Migräne-Betroffenen zu schaffen.
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Bei einer Migräne-Attacke haben Patientinnen und Patienten das Bedürfnis nach Dunkelheit.

Stress im Allgemeinen sei oft ein Auslöser für Migräne-Attacken, sagt Schankin. Meist seien Menschen im berufstätigen Alter betroffen. «Mehrheitlich sind die Patienten weiblich und zwischen 15 und 50 Jahre alt.»

Bei vielen Patientinnen spielt laut Schankin aber auch das Wetter eine Rolle. «Manche Menschen kriegen Migräne-Attacken vor allem bei Föhn oder wenn es besonders hell ist.»

Symptome und Verwechslungsgefahr

Die Kopfschmerzen beginnen mit einem pochenden Schmerz, einseitig oder beidseitig. In der Regel seien die Schmerzen stark, sagt Christoph Schankin.

«Und die Patienten wollen sich in einen ruhigen, dunklen Raum zurückziehen.» Auch gehen Appetitlosigkeit und Erbrechen mit einer Attacke einher.

Unbehandelt dauert eine Migräne-Attacke laut dem Leitenden Arzt zwischen vier und 72 Stunden.

«Dies ist aber nicht zu verwechseln mit Clusterkopfschmerzen», sagt Schankin. Diese seien extrem stark.

Im Gegensatz zur Migräne träten sie zudem über einen längeren Zeitraum mehrmals täglich zur gleichen Tageszeit auf. Zudem spürten Patienten Clusterkopfschmerzen immer auf der gleichen Seite.

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