Die hohen Temperaturen der letzten Wochen hatten einen Nebeneffekt: Neue Bahnhofs-Geruchsemissionen. Die SBB bezweifelt diesmal, dass ihr Pannenzug schuld ist.
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Am Bahnhof Bern stinkt es bei schönem Wetter erneut. Ist wieder der Pannenzug FV-Dosto schuld? - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Ehe es Anfang Woche abkühlte, war das Wetter gut zwei Wochen schön.
  • Die geknackte 20-Grad-Marke sorgte am Bahnhof Bern für unangenehme Gerüche.
  • Ist erneut der Pannenzug FV-Dosto schuld? Die SBB hat Zweifel.
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Gut zwei Wochen lang zeigte sich der Frühling: Bis Anfang dieser Woche waren die Temperaturen warm, sogar die 20-Grad-Marke wurde geknackt.

Einen unschönen Nebeneffekt hatte das Ganze jedoch. Leser berichten erneut von heftigen Geruchsemissionen am Bahnhof Bern. Eine Beobachtung, die Nau.ch vor Ort ebenfalls feststellt.

Es stinkt wieder.

Wir erinnern uns: Das war in den letzten Jahren – gerade bei schönem Wetter – in praktisch allen grösseren Schweizer Bahnhöfen ein Problem.

Grund für den Fäkalgestank war stets das als Pannenzug bekannte Bahnmodell FV-Dosto der SBB.

Zug-Update letzten Sommer sollte Besserung bringen

Der Dosto ist seit rund sechs Jahren fahrplanmässig im Einsatz. Letzten Frühling, als es erneut warm wurde, zeigte sich, dass das Problem immer noch bestand.

Darauf kündigte die SBB ein Software-Update an, das Verbesserung bringen sollte.

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Der FV-Dosto der SBB ist als Pannenzug bekannt – unter anderem wegen der Geruchsemissionen, die er versursachte. Oder verursacht. (Symbolbild)
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Im letzten Sommer führte die SBB ein Software-Update durch, das Besserung brachte, wie sie betont.
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Am Bahnhof Bern klagen Pendler aber nun erneut über Geruchsemissionen.
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Ob wieder der FV-Dosto schuld ist, kann die SBB weder bestätigen noch dementieren. Sie bezweifelt es jedoch. (Archivbild)
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Am Hauptbahnhof Zürich, der in der Vergangenheit ebenfalls stark von FV-Dosto-Gerüchen betroffen war, stinkt es jedenfalls nicht mehr.

Nur: Auch nach dem Abschluss der Updates im August stinkte es weiter. Damals betonte die SBB, die Wirksamkeit laufend zu prüfen.

Doch hat all das gar nichts gebracht?

Pendler beschweren sich «praktisch» nicht mehr

Die Bundesbahnen sind überzeugt: Das ist nicht der Fall.

«Unsere Abklärungen zeigen aktuell keine Zunahme an Geruchsemissionen beim FV Dosto», sagt Sprecherin Fabienne Thommen zu Nau.ch.

Im Vergleich zur Vorjahresperiode seien die «Rückmeldungen» – also Kundenbeschwerden – auf weniger als die Hälfte zurückgegangen. «Wir haben praktisch keine Reaktionen mehr.»

Ist dir dieses Jahr bei schönem Wetter schon Gestank an einem Schweizer Bahnhof aufgefallen?

Tatsächlich zeigt ein Besuch am Hauptbahnhof Zürich, der in der Vergangenheit ebenfalls besonders heftig von Dosto-Emissionen betroffen war: Von Fäkalgestank fehlt – trotz des schönen Wetters der letzten Wochen – jede Spur.

Diese «deutliche Verbesserung» ist laut der SBB auf die Massnahmen zurückzuführen, die sie unternommen habe.

«Beispielsweise den Ersatz der Seife und die Verbesserung des Zustands der Bakterienkulturen in den Bioreaktoren der Züge.»

SBB rätselt über Ursachen

Trotzdem: Ausgeschlossen, dass die Emissionen in Bern doch vom Pannenzug kommen, ist es nicht. «Das ist schwer nachzuvollziehen», sagt Sprecherin Thommen.

Sie kann weder bestätigen, dass der FV-Dosto die Ursache ist, noch, dass er sie nicht ist.

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Der FV-Dosto der SBB sorgte erst kürzlich wieder für Stink-Schlagzeilen. - keystone

Klar ist: Ganz behoben sind die Geruchs-Probleme beim Pannenzug nicht. Erst vor wenigen Tagen stellten Passagiere in einem Zug am Zürcher HB einen Knall und daraufhin einen üblen Gestank fest.

Auch hier stellte sich heraus: Grund war der FV-Dosto.

«Wissen, dass Zug immer noch unangenehme Gerüche verursacht»

Das bestätigt auch die ÖV-Interessensgemeinschaft Igöv. «Wir wissen, dass der SBB bei den Toilettenproblemen mit dem FV-Dosto Verbesserungen gelungen sind. Aber wir wissen auch, dass der Zug immer noch unangenehme Gerüche verursacht», sagt Vizepräsident Christoph Wydler.

«Wir stellen das immer wieder fest. Einfach seltener.»

Für Wydler ist enttäuschend, dass das Problem noch immer nicht vollständig behoben ist: «Schliesslich sind diese Züge jetzt doch schon lange im Einsatz.»

Zu hart kritisieren will er die SBB jedoch nicht. «Der Hersteller ist auch in der Pflicht.» Wenn er die Situation mit der vor ein paar Jahren vergleicht, hat sich zudem einiges getan.

«Früher waren die Zug-WCs im FV-Dosto oft gesperrt. Ich bin gehbehindert, kann also nicht einfach in einen anderen Wagen gehen – das war enorm störend.»

Dieses Problem stellt er inzwischen kaum mehr fest.

Grosse Baustelle könnte Grund sein

Zu den neuen Emissionen in Bern sagt SBB-Sprecherin Fabienne Thommen jedoch: «Grundsätzlich können unangenehme Gerüche in Bahnhöfen verschiedenste Ursachen haben. Zum Beispiel können je nach Bauarbeiten temporär unangenehme Gerüche entstehen.»

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Im Bahnhof Bern gibt es derzeit eine grosse Baustelle.
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In Etappen werden bis 2032 unter anderem neue Unterführungen gebaut.
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Ob die Geruchsemissionen im Zusammenhang mit den Bauarbeiten stehen, ist unklar.
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Gebaut wird jedenfalls auch direkt neben den Gleisen, wo es in vergangenen Jahren wegen des FV-Dostos zu Gerüchen kam.

Auch hierzu habe die SBB jedoch nichts Auffälliges bemerkt und auch keine Rückmeldungen erhalten.

Am Bahnhof Bern gibt es derzeit allerdings eine grosse Baustelle. In Etappen wird ein grosser Teil der Infrastruktur bis 2032 umgebaut.

Fährst du oft mit dem Zug?

Geplant sind neue Unterführungen, Passagen, Strassenverkehrsmassnahmen, ein neues Gebäude und ein neuer RBS-Bahnhof.

Doch ob die Fäkalgerüche von der Baustelle stammen, ist ebenfalls unklar. Die SBB verspricht, die Situation im Auge zu behalten.

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