Der Schweizerische Gemeindeverband gab bekannt, dass weit mehr als die Hälfte aller Nationalräte bereits in der Kommunalpolitik aktiv waren oder noch sind.
Gemeinderat.
Fehlendes Vertrauen führt im Gemeinderat Gampelen zu Rücktritten. (Symbolbild) - Keystone

Rund 60 Prozent der bei den nationalen Wahlen 2023 gewählten Nationalrätinnen und Nationalräte bringen einen kommunalen politischen Hintergrund ins Bundeshaus mit. Von den 119 Gewählten sind aktuell 34 auch auf der Gemeindestufe politisch aktiv, wie der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) am Freitag mitteilte.

Diese Zahl werde, so der SGV, nach den zweiten Wahlgängen für den Ständerat nochmals steigen. Die Gemeinden seien daher die «stärkste Fraktion in Bundesbern». In der abgelaufenen Legislaturperiode von 2019 bis 2023 engagierten sich 25 Nationalrätinnen und Nationalräte gleichzeitig in einer Gemeindeexekutive oder -legislative – also deutlich weniger als heuer.

Vor allem Lateinschweiz kommunal vertreten

In der neuen Legislaturperiode stellt Zürich als bevölkerungsreichster Kanton mit 21 Personen die Nationalratsdelegation mit der grössten Kommunalerfahrung, wie der SGV weiter mitteilte. Darauf folgen der Kanton Waadt mit 18 und der Kanton Bern mit 16 Personen. Im Tessin engagieren sich fünf der acht Nationalratsmitglieder als Gemeinderäte, zwei weitere hatten früher ein Milizamt auf Gemeindestufe inne.

Allgemein falle zudem auf, dass der Weg ins Bundeshaus vor allem in der lateinischen Schweiz vornehmlich über die Gemeinden führe: Rund 80 Prozent aller Westschweizer und Tessiner Parlamentarierinnen und Parlamentarier bekleideten oder bekleiden ein Amt auf kommunaler Ebene. Auch in der Deutschschweiz stellen diejenigen Nationalräte mit Kommunalerfahrung mit 52 Prozent die Mehrheit, so der SGV.

Lateinschweiz-Politiker fester verwurzelt als urbane

Ein Grund für die vielen Politiker mit Gemeindehintergrund aus der lateinischen Schweiz seien die in der Romandie viel verbreiterten Gemeindeparlamente. Das führe automatisch dazu, dass mehr Personen politische Erfahrungen auf lokaler Ebene aufwiesen, sagt der Politikwissenschaftler Adrian Vatter von der Universität Bern laut Communiqué.

Zudem hat Vatter den Eindruck, dass es in der Westschweiz weniger politische Quereinsteiger als in den urbanen Zentren der Deutschschweiz gibt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Universität BernWahlen 2023Ständerat