In den letzten Jahren gibt es immer mehr Remakes, Spin-offs und Fortsetzungen von Filmklassikern. Was sind die Gründe für diese Wiederholungen?
Harry Potter
«Harry Potter» soll 2026 in einer Serie neu verfilmt werden. Hier eine Szene aus «Der Gefangene von Askaban» aus dem Jahr 2004. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In letzter Zeit gibt es viele Spin-offs, Remakes und Fortsetzungen von Filmen und Serien.
  • Im Bereich des Blockbuster-Kinos stimme das, sagt Filmwissenschaftler Simon Spiegel.
  • Das gelte aber nicht für alle Filmbereiche.
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2022 gab es die Fortsetzung von «Top Gun». 2026 soll eine «Harry-Potter»-Serie erscheinen. «Die Ringe der Macht» flimmern als Spin-off von «Herr der Ringe» über die Bildschirme.

Sowohl von «Harry Potter» als auch von «Herr der Ringe» gibt es mit «Phantastische Tierwesen» und «Der Hobbit» bereits Prequels.

Kurz: Das Prinzip vom «alten Wein in neuen Schläuchen» scheint auch in der Filmindustrie zu gelten.

Fehlen der Film- und Serien-Industrie die Ideen?

Kürzlich was es gerade «Beetlejuice Beetlejuice», die Fortsetzung des 1988er-Klassikers mit Winona Ryder, der im Kino gezeigt wurde. Und momentan tourt die Crew des neuen «Gladiator»-Films um die Welt – auch eine Neuverfilmung.

Mangelt es an Ideen für neue Filme und Serien? Oder warum werden so viele alte Klassiker neu aufgelegt oder fortgesetzt?

Wiederverwertung im Blockbuster-Bereich

«Es ist zweifellos richtig, dass im Bereich des Blockbuster-Kinos seit einiger Zeit die Wiederverwertung bestehender Stoffe dominiert.» Das bestätigt Simon Spiegel, Filmwissenschaftler an der Universität Zürich, gegenüber Nau.ch.

Für ein Studio sei es schlicht zu risikoreich, 150 oder 200 Millionen in einen unbekannten Stoff zu investieren. Spiegel: «Da setzt man lieber auf halbwegs sichere Werte.»

Top Gun
1986 flimmerte «Top Gun» über die Bildschirme. Vor zwei Jahren schlüpfte Hauptdarsteller Tom Cruise für eine Fortsetzung erneut in die Rolle des Kampfpiloten.
Harry Potter
Der letzte von acht Harry-Potter-Filmen lief 2011 in den Kinos. 15 Jahre später – 2026 – soll die Buchreihe von J. K. Rowling als Serie neu aufgelegt werden.
Peter Jackson
Der Produzent und Regisseur der Herr-der-Ringe-Filme, Peter Jackson, bei der Premiere des ersten Teils 2001 in Neuseeland.
hobbit
Mittlerweile wurde auch das Prequel «Der Hobbit» dreiteilig verfilmt. Ein weiterer Film aus Mittelerde ist in Planung.
harry
Mit «Phantastische Tierwesen» wurden in den vergangenen Jahren auch schon mehrere «Harry Potter»-Prequels veröffentlicht.

Das betont auch der deutsche Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger. In einem von ihm 2019 publizierten Artikel im Journal «Mediendiskurs» erklärt er: «Wenn etwas schon einmal geklappt hat, lassen sich daraus vielleicht weitere Erfolge entwickeln.»

Hallenberger weiter: «Auf jeden Hit in jedem Medium kommen eine Vielzahl von Flops. Daher sind alle Strategien zur Risikominimierung bei Neuproduktionen äusserst willkommen.»

Je kommerzieller, umso standardisierter

Simon Spiegel erklärt, warum dieses Phänomen bei Blockbustern am meisten verbreitet ist: «Je kommerzieller die Produktion, je grösser das anvisierte Publikum, umso standardisierter die Produktion.» Dies sei bei Genre-Kino – und kommerzielles Kino sei meist Genre-Kino – immer so.

Genre-Filme seien Filme, bei denen viele Elemente im Voraus bekannt seien, respektive sogar erwartet würden. «Ein Actionfilm ohne Schiesserei und Explosion wäre eine Enttäuschung.»

«Prozentsatz interessanter Werke immer gleich gross»

Jedoch mache dieser Blockbuster-Bereich nur einen Bruchteil der gesamten Film-Anzahl aus. Auch im letzten Jahr seien viele Filme mit ungewohnten erzählerischen und formalen Ansätzen erschienen, so Spiegel. Darunter unter anderem der Oscar nominierte Film «The Zone of Interest» oder «Challengers» mit Zendaya in der Hauptrolle.

The Zone Of Interest
Beispiele für Filme mit neuen Handlungen: «The Zone of Interest». Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller (zweite von links) bei der Vorstellung an den Filmfestspielen in Cannes.
Challengers
Zendaya an der «Challengers»-Premiere in London. Sie spielt im Film um ein Liebesdreieck im Tenniszirkus die Hauptrolle.
Emma Stone Poor Things
Emma Stone bei der Premiere von «Poor Things». (Archivbild)

Es sei «offensichtlich falsch» zu behaupten, dass «diese Filme nur ein Wiederkäuen von Altbekanntem» seien. Zwar sei es keine wissenschaftlich fundierte Aussage, so Spiegel, aber: «Ich bin davon überzeugt, dass der Prozentsatz neuer, interessanter Werke letztlich immer ungefähr gleich gross bleibt.»

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