

Obwalden feiert den Durchstich des Hochwasserschutz-Stollens

Das Wichtigste in Kürze
- Ein neuer Hochwasserschutz-Stollen soll künftig in Obwalden Überflutungen vermeiden.
- Die letzten Zentimeter wurden am Mittwoch durstochen.
Eine Tunnelbohrmaschine hat am Mittwoch in Obwalden die letzten Zentimeter des 6,5 Kilometer langen Hochwasserentlastungsstollen ausgebrochen. Dieser soll künftig Überflutungen vermeiden. Die 27-monatigen Arbeiten verteuerten sich stark, verliefen aber ohne grosse Unfälle.
Nach dem Unwetter von 2005, das im Sarneraatal Schäden von 250 Millionen Franken angerichtet hatte, bewilligten die Obwaldner Stimmberechtigten 2014 ein grosses Hochwasserschutzprojekt. Herzstück ist der Entlastungsstollen, der dereinst Wasser aus dem Sarnersee abführen soll.
Bewegender Tag
Im Beisein von rund 200 Projektbeteiligten und Gästen fräste sich die Tunnelbohrmaschine kurz nach 10 Uhr von Alpnach OW her durch den letzten Meter Mergelgestein des Stollens in Sachseln OW am Sarnersee. Baudirektor Josef Hess (parteilos) stieg unter Applaus um 10.17 Uhr zusammen mit den Mineuren durch ein Loch im Bohrkopf.
Es sei ein emotional bewegender Tag, sagte Hess, der in den vergangenen 27 Monaten mit dem Stollenbau schwierige Momente durchlebt hatte. Im Mai 2021 erfolgte ein grosser Wassereinbruch, immer wieder war das Gestein weniger stabil als erwartet.
Als Folge musste Wasser gefasst und abgeführt werden, nötig waren auch mehr Stützen als geplant. Die geologischen Schwierigkeiten hielten bis ganz am Schluss an, auch auf dem letzten Meter mussten die Mineure die Bohrmaschine kurz ausschalten, um einen Stahlbogen einzubauen.
Bauarbeiten verzögerten sich
Die Bauarbeit verzögerte und verteuerte sich. Das Obwaldner Kantonsparlament musste einen Nachtragskredit bewilligen. Die Kosten für das Jahrhundertprojekt stiegen von 115 Millionen Franken auf zuletzt 180 Millionen Franken.
Hess stellte den Betrag ins Verhältnis zu den Schäden, die das Unwetter angerichtet hatte. Mit dem Durchschlag sind die Arbeiten noch nicht vorbei, es folgen der Betonausbau des Stollens und der Bau der beiden Einlaufbauwerke. Bis 2026 soll der Stollen bereit sein. Am unangenehmsten wäre es, sagte Hess, wenn bis dann ein Hochwasser die Region heimsuchen würde.
Er bedankte sich in seiner Rede bei den Mineuren. «Obrigado», sagte er an die portugiesischen Arbeiter gerichtet, die das grösste Kontingent der Mineure stellen. Insgesamt waren bis zu 50 Arbeiter pro Tag im Tunnel am Werk.
Grössere Unfälle blieben aus, es gab nur etwa ein Dutzend Verletzungen, wobei keine bleibenden gesundheitlichen Schäden hinterliessen, wie es seitens der Suva hiess.