Die Eskalation im Israel-Krieg schürt auch in europäischen Ländern Gewalt. Ein Experte ordnet ein, was das für Muslime und Juden in der Schweiz bedeutet.
Muslime Schweiz Israel-Krieg
Auch in der Schweiz machen sich Muslime Gedanken über die Eskalation im Nahost-Konflikt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lage im Nahost-Konflikt hat sich zuletzt deutlich verschärft.
  • Das hat auch Folgen für in der Schweiz lebende Juden und Muslime.
  • Ein muslimischer Verein erklärt, wie er die aktuelle Situation wahrnimmt.
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Die Hamas-Angriffe vom 7. Oktober haben Auswirkungen bis nach Europa. Viele solidarisieren sich mit den israelischen Opfern der Anschläge – andere machen eher auf das Leid der Palästinenser aufmerksam. In verschiedenen Ländern kam es bereits zu Ausschreitungen.

Das Thema ist in jedem Fall hochemotional. Insbesondere jüdische Einrichtungen sorgen sich hierzulande um ihre Sicherheit – doch müssen auch Muslime mehr Gewalt und Anfeindungen befürchten?

Nahost-Konflikt
Im Nahen Osten ist die Lage vor eineinhalb Wochen eskaliert.
Hamas
Die Hamas-Angriffe und die israelische Reaktion darauf haben auch Folgen für europäische Länder.
Palästina
Zahlreiche Menschen solidarisieren sich entweder mit Israel oder mit Palästina.
Muslime
Die Gewalt im Nahen Osten kann auch Hass gegen Juden oder Muslime schüren.
Juden
Laut einem Experten ist das Risiko hierzulande für die Juden grösser als für die Muslime.

Der Muslimische Verein Bern sagt auf Anfrage von Nau.ch, dass er bisher keine Anfeindungen erlebt habe. Vorstandspräsident Muveid Memeti führt aus: «Wir sind zuversichtlich, dass unsere Gesellschaft in der Schweiz stark genug ist, um mit solchen Krisen richtig umzugehen.»

Die Stimmung in der Schweiz ist aus der Sicht des Vereins trotz der Eskalation im Israel-Krieg «in einem vernünftigen Rahmen».

Macht Ihnen die Lage im Nahen Osten Sorgen?

Dennoch stellt Memeti klar: «Die aktuelle Situation im Nahen Osten ist dramatisch.» Unschuldige Menschen müssten jetzt geschützt werden.

In einer Medienmitteilung vom 8. Oktober verurteilte der Verein die Anschläge der Hamas auf Israel. Diese seien kein Widerstand gewesen, sondern «grausamer, menschenverachtender Terror».

Experte: Es gibt Islamfeindlichkeit, aber...

Gewaltforscher Dirk Baier von der ZHAW glaubt ebenfalls nicht, dass die Situation in der Schweiz derart eskaliert: «Derzeit gehe ich nicht von einer höheren Gefährdungslage für Muslime, beziehungsweise muslimische Institutionen, in der Schweiz aus.» Er erkenne derzeit keine Gruppe, von welcher diese Gewalt ausgehen könnte.

Baier betont zwar: «Dies heisst nicht, dass es nicht auch in der Schweiz Islamfeindlichkeit gibt.» Mit einer drastischen Zunahme der Anfeindungen und einer Radikalisierung der Gewalt sei aber nicht zu rechnen.

Dirk Baier
Dirk Baier forscht am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). - ZHAW

Allgemein ist die Schweiz im Vergleich zu anderen Staaten ein eher gemässigtes Land. Baier führt aus: «Sie ist in den letzten Jahren weitestgehend von schweren Gewalttaten, egal von welcher ideologischen Seite verübt, verschont geblieben.»

Mehr Sorgen macht sich Baier indes über die Situation der Juden. «Ich gehe davon aus, dass eine erhöhte Gefährdung besteht und dass verstärkte Sicherheitsmassnahmen notwendig sind.»

Dass die Gewalt überhaupt nach Europa überschwappt, hat laut Baier mindestens zwei Gründe. Einerseits würde diese von immigrierten Menschen kommen, die beispielsweise schlecht integriert sind. Andererseits seien auch Leute aus Europa selbst daran schuld. Menschen, die bereits antisemitische Einstellungen haben, würden jetzt in die Hetze mit einstimmen.

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