Gelnägel-Trend macht Displays von Kassen kaputt

Das Wichtigste in Kürze
- In Bäckereien sind lange Gelnägel auch tabu, weil sie das Display zerkratzen.
- Ein Anbieter von Kassensystemen hat deshalb mit mehr Schäden zu tun.
- Self-Checkout-Kassen in Supermärkten sind für den Trend gerüstet.
Das Verkaufspersonal in Bäckereien tippt gerne mit langen Gelnägeln in die Kasse ein. Die Bäckerei-Konditorei-Confiserie Meier in Wiesendangen ZH erlaubt das Accessoire, solange das Tippen mit den Fingerkuppen noch möglich ist. Zu lange Gelnägel sind tabu.
«Solche Nägel machen die Kassen-Displays kaputt», sagt Geschäftsführerin Manuela Meier zu Nau.ch. Dies komme die Bäckerei teuer zu stehen. «So eine Kasse kostet mehrere tausend Franken.»
Auch Andrea Hotz, Verkaufsleiterin der Bäckerei Hotz Rust AG in Baar ZG, muss ihren Verkaufsangestellten auf die Nägel schauen. Grund dafür sind nicht nur drohende Fehlbeträge, erwischen sie Touch-Felder auf dem Screen nicht. «Lange Gelnägel zerkratzen auch das Display», sagt sie.
Firma registriert mehr Bestellungen
Die Baldegger und Sortec AG in Belp BE bietet Kassensysteme und Zahlterminals für die Gastronomie und den Detailhandel an. Die AG registriert aktuell mehr Bestellungen für neue Kassendisplays.
Ein Teil davon lässt sich auch auf den Gelnägel-Trend zurückführen.
Sollen Angestellte lange Nägel tragen dürfen?
«Es kommt vor, dass unsere Kunden ihre Displays ersetzen oder reparieren lassen, weil diese durch Nägel beschädigt wurden.» Dies sagt Geschäftsleiter Ron Ritschard.
Touch reagiere nicht mehr richtig
Eingaben mit Gelnägeln oder generell langen Nägeln auf dem Display werden laut Ritschard oft nicht gut angenommen.
«Wenn das dann über einen längeren Zeitraum immer so gemacht wird, kommt es zu Kratzern auf dem Display.» In der Folge reagiere der Touch nicht mehr richtig. «Oder es kann auch nicht mehr richtig kalibriert werden.»
Noch vor einigen Jahren hätten die Nägel an den Kassen noch grösseren Schaden anrichten können. Die neueren Bildschirme, die sie verwendeten, hätten eine bessere Technologie als früher, sagt Ritschard.
Gelnagel ist nicht grösster Feind
«Früher wurden oft noch Touchscreens mit Folien verwendet», so Ritschard. Diese verschwänden immer mehr.
Folien auf Touchscreens seien ein grosses Problem. «Heute verwendet man kapazitive Touchscreens. Diese können schon besser damit umgehen.»
Ein kapazitiver Touchscreen reagiert bereits beim Berühren der Oberfläche. Andere Touchscreens setzen hingegen Druck voraus.
Der Gelnagel ist dennoch nicht der grösste Feind von Kassen mit Touchscreens. «Das grösste Problem sind immer noch die verwendeten Stifte – vor allem in der Gastronomie», sagt Ritschard. Tippten die Servicekräfte mit ihren Stiften auf die Kassen, schade dies dem Display am meisten.
«Robust genug»
Noch viel mehr Gelnägel-Tipper müssen Self-Checkout-Kassen in den Supermärkten aushalten. Denn auch zahlreiche Kundinnen und Kunden tragen das kratzige Accessoire.
«Unsere Kassendisplays sind robust genug», heisst es bei der Migros. Dies, um sowohl den Fingernägeln als auch dem täglichen Ansturm der Kundinnen und Kunden standzuhalten. «Ob mit Gelnägeln, ohne oder sogar mit Handschuhen.»
Die Anzahl an Reparaturen oder Ersatzteilen hänge bei der Migros eher von alltäglicher Abnutzung ab. Gelnägel tauchten in ihren Schadensberichten bisher nicht als wiederkehrender Faktor auf.
Zusätzlicher Glanz ist gefragt
Coop kämpft auch nicht mit mehr zerkratzten Displays. «Die Zahlen liegen für eine so umfangreiche Installationsbasis im üblichen und zu erwartenden Bereich», sagt ein Mediensprecher.
Auch bei Aldi machen die Nägel keine Kassen kaputt. «Wir setzen unabhängig von einem Gelnagel-Trend auf robuste Hardwarelösungen, die den Anforderungen im Detailhandel standhalten», so ein Mediensprecher.
Ihre Kassendisplays seien auf den Alltag im Detailhandel ausgelegt – inklusive verschiedenster Fingernägel, sagt der Mediensprecher. «Wir freuen uns, wenn unsere Kundschaft und Mitarbeitenden mit ihren Nägeln zusätzlichen Glanz in unsere Filialen bringen wollen.»