Gegen Einweggrills: Städte stellen Elektrogeräte auf

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Städte setzen auf Elektrogrills gegen Qualm und Abfall.
- Die Elektrogrills in Luzern, Basel und Zürich reduzieren den Rauch.
- Ein Experte fordert ein Verbot von Einweggrills zugunsten der Nachhaltigkeit.
Die Grillsaison steht vor der Tür. Um Qualm und Abfall zu reduzieren, stehen Elektrogrills in Luzern, Basel oder Zürich wieder in Betrieb.
In Luzern surrt der Elektrogrill bei der Ufschötti am Vierwaldstättersee wieder. 2022 nahm die Stadt diesen Betrieb.
Projektleiter Claudio Läng sagt zu Nau.ch: «Der Elektrogrill wurde an schönen Sommerabenden rege genutzt, sodass sich zeitweise Wartschlangen bildeten.»

Die Stimmung sei aber «jederzeit sehr gut» gewesen.
Doch nicht alles läuft rund: «Die meisten Rückmeldungen betrafen einen Defekt des Elektrogrills, der in der Regel schnell behoben werden konnte.»
Anwohnende hätten bemerkt, dass nun weniger Einweggrills benutzt werden. Die städtischen Mitarbeitenden konnten diese Beobachtung allerdings bislang nicht bestätigen. Eine detaillierte Abfall-Erhebung steht noch aus.
Läng stellt klar: «Aufgrund der starken Rauchentwicklung sind Einweggrills für die Umwelt sowie für Anwohnende und Erholungssuchende in derselben Grünanlage eine Belastung. In Bezug auf die Rauchentwicklung hat der Elektrogrill entscheidende Vorteile.»
Zürich hat dank Elektrogrills weniger Brandlöcher
Früher als Luzern war Zürich dran. Bereits seit 2009 stehen Elektrogrills am See, auf dem Seefeld-Areal und der Blatterwiese.
Und die Stadt zeigt sich zufrieden. «Das Problem mit den Brandlöchern hat sich entschärft», sagt Grün Stadt Zürich zu Nau.ch.

Das sei allerdings nicht nur auf die Elektrogrills zurückzuführen, sondern auch auf eine stärkere Sensibilisierung.
«Auch hat geholfen, dass die Anbieter ganz oder verstärkt auf Einweggrills mit Beinen als Abstandshalter setzen. Zum Schutz der Grünflachen raten wir aber, ganz auf den Einweggrill zu verzichten.»
Brätelst du gerne?
In Basel wurde mit der Oetlinger-Buvette 2012 einige Jahre später der erste Elektrogrill in Betrieb genommen. 2022 folgte die Dreirosen-Buvette, 2023 dann die Flora-Buvette.
Daniel Hofer vom Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt sagt zu Nau.ch: «Die Elektrogrills erfreuen sich grosser Beliebtheit und werden gut genutzt.»
«Sie reduzieren Rauch und Abfälle, die ansonsten durch Einweggrills und andere Holzkohlegrills entstehen würden», sagt er.

Trotz der Beliebtheit: «Einweggrills werden am Rheinufer auch weiterhin verwendet», so Hofer.
Ein möglicher Grund dafür: Auf den öffentlichen Grills hat zwar viel Platz. Doch in der Brätle-Rushhour ist Geduld gefragt, ehe man seinen Cervelat, sein Pouletspiessli oder den Grillkäse brutzeln kann.
Elektrogrills glänzen mit Nachhaltigkeit
Die Städte versprechen sich durch die Elektrogrills nicht nur weniger Qualm, sondern auch ökologische Vorteile im Vergleich zu Einweggrills.
Neben der Abfallproblematik verweist Luzern auf die energieaufwendige Herstellung von Aluminium und die tiefe Recycling-Quote.
Grün Stadt Zürich sagt: «Die Elektrogrills verursachen praktisch keine Emissionen, insbesondere weder Rauch noch Feinstaub. Anders als bei Holzkohlegrills entstehen weder Glutreste noch andere luftbelastende Rückstände.»
Die Grills verfügen zudem über eine Zeitschaltuhr, was unnötigen Stromverbrauch verhindert.
Doch wie grün sind Elektrogrills wirklich? Nau.ch hat bei einem Umweltprofi nachgefragt.
Für Andreas Kriesi von der Umwelt-Arena Spreitenbach AG ist klar: «Definitiv. Es entsteht kein Abfall und die Energie stammt aus erneuerbaren Quellen.»
Öko-Experte fordert Einweggrill-Verbot
«Gegenüber Gas- und insbesondere Kohle-Grills sind Elektrogrills klar überlegen. Sowohl was die Kosten, vor allem aber was die Ökobilanz angeht.»
Einweggrills sieht er kritisch: «Neben den Emissionen und dem Liegenlassen der Einweggrills ist vor allem der Ressourcenverbrauch sehr hoch.»
Sollten Einweggrills verboten werden?
Seine klare Forderung: «Einweggrills sollten deshalb verboten werden.»
Für ihn ist klar: Nachhaltigere Alternativen gibt’s keine – ausser: weniger grillieren.
«Man sollte sich von der Vorstellung lösen, in Freizeiträumen stets warme Gerichte zu sich nehmen zu können. Vielmehr sind unerhitzte Speisen wie verschiedene Salate eine passende Alternative, um der Sommerhitze zu begegnen», rät er.
Berner Brätler wollen weiterhin «fürle»
Übrigens: Im beliebten Grill-Hotspot Eichholz bei Bern sind Elektrogrills kein Thema. Susanne Bandi von der Gemeinde Köniz sagt: «In der Anschaffung und im Betrieb sind sie zu teuer.»
Auch wenn die laufenden Kosten niedrig seien. «Diese Grills haben hohe Initialkosten und sie bräuchten intensivere Betreuung/Reinigung. Ansonsten ist es dann schnell mal eklig, sie zu nutzen.»

Und noch ein Problem: «Zudem fällt der ‹Fürle›-Effekt weg, den ja viele Besucherinnen und Besucher suchen, gerade entlang der Aare.»
Deshalb wird mit Gratis-Holz gegrillt – geliefert von Bern und Köniz. Das soll das Abholzen der Umgebung verhindern und so Flora und Fauna schützen. Zudem sind Einweggrills in Ufernähe erlaubt.