Saisonarbeiter schuften für tiefe Löhne auf Schweizer Feldern, die Arbeit ist hart. Fairtrade-Label für Schweizer Gemüse gibt es deshalb nicht.
Gemüse Ernte
Die Löhne auf Schweizer Gemüsefeldern sind tief. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jedes Jahr zieht es Tausende Saisonarbeitende in die Schweiz.
  • Hierzulande erwarten sie lange Arbeitstage und ein tiefer Lohn.
  • Es gibt keine Labels, die faires Schweizer Gemüse kennzeichnen.
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Fair produzierte Produkte sind in der Schweiz gefragt. Das Fairtrade-Label Max Havelaar verzeichnete zuletzt einen Rekordumsatz.

Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten greifen für faire Produkte aus Übersee also gerne etwas tiefer in die Tasche. Doch wenn es um Früchte und Gemüse aus der Schweiz geht, sucht man vergebens nach Fairtrade-Labels.

Dabei ist auch hierzulande die Arbeit auf dem Feld hart und der Lohn tief.

Mindestens 28'000 Saisonarbeitende

Die Schweizer Landwirtschaft setzt auf saisonale Angestellte. Polen, Rumänen und Portugiesen kommen Jahr für Jahr in die Schweiz, um Erdbeeren zu pflücken oder Spargeln zu stechen.

Im Jahr 2024 arbeiteten mindestens 28'000 Personen für eine Saison in der Schweizer Landwirtschaft. Das sagt Matija Nuic, Direktor des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten, gegenüber SRF.

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Jedes Jahr zieht es Tausende Saisonarbeitende in die Schweiz.
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Für ihre harte Arbeit erhalten sie üblicherweise einen Monatslohn von 3450 Franken.
Gemüse
Fairtrade-Labels für Schweizer Gemüse gibt es nicht.
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Der Verband Schweizer Gemüseproduzenten zeigt sich offen für höhere Stundenlöhne. Aber dann müssten die Produkte auch für Detailhändler und Konsumenten teurer werden.

Die genaue Anzahl der Saisonarbeiter ist unklar – ebenso wie ihre Arbeitsbedingungen. Bekannt ist aber, dass in der Branche Wochen mit 55 Arbeitsstunden oder mehr normal sind.

Schon seit längerer Zeit will der Verband Schweizer Gemüseproduzenten die Arbeitszeit auf 49,5 Stunden begrenzen, so Nuic. In einigen Kantonen wurde dies auch bereits umgesetzt.

Doch das komme nicht bei allen Arbeitern gut an, erklärt Nuic. Viele wollen demnach so viel wie möglich arbeiten, damit sie schnell wieder abreisen können.

Tiefer Stundenlohn – aber höhere Kaufkraft zu Hause

Für ihre Arbeit bekommen sie üblicherweise 3450 Franken im Monat – abzüglich 990 Franken für Kost und Logis. Das empfehlen die Branchenverbände.

Auf die Stunde gerechnet sind die Löhne somit sehr tief.

Aber: «Wenn man es aber mit dem europäischen Umland vergleicht, sind es hohe Löhne», sagt Nuic. Zudem seien die Arbeiter ja nur saisonal in der Schweiz. Bei ihnen zu Hause sei die Kaufkraft dann deutlich höher.

Nuic zeigt sich grundsätzlich offen für einen höheren Stundenlohn. Das würde jedoch dazu führen, dass alle für Schweizer Gemüse mehr bezahlen müssten: sowohl die Detailhändler als auch schlussendlich die Konsumentinnen und Konsumenten.

Es gilt festzuhalten: Die Arbeitsbedingungen auf Schweizer Feldern sind hart, aber legal. Denn die Landwirtschaft ist vom Arbeitsgesetz nicht betroffen. Und die von den Kantonen in sogenannten Normalarbeitsverträgen erlassenen Regeln sind nicht bindend.

Höhere soziale Standards kosten

Zurück zu den Labels: Biosuisse, der Dachverband der Schweizer Biolandbau-Organisationen, hat wohl die strengsten sozialen Anforderungen. Er verlangt, dass die gesetzlichen Bestimmungen und Richtlinien der Branchenverbände eingehalten werden, ebenso wie schriftliche Verträge.

Der Fokus liegt laut Sprecher David Herrmann allerdings auf Südeuropa. Dort seien die Arbeitsbedingungen noch viel schlechter.

Achtest du beim Einkaufen auf Labels?

Neu überprüfe Biosuisse deshalb in den dortigen Knospe-Betrieben die Arbeitsbedingungen. Auch in der Schweiz sei es möglich, höhere Standards zu verlangen – das gehe aber ins Geld.

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