Sophia Böschs Spielfilmdebüt «Milchzähne» basiert auf Helene Bukowskis dystopischem Roman und zeigt ein Mystery-Drama mit Schwächen und Lichtmomenten.
Kino
«Milchzähne» läuft am 12. Juni in den Deutschschweizer Kinos an. (Symbolbild) - keystone

Sophia Böschs Debüt «Milchzähne» basiert auf einer Romanvorlage. Ein Mystery-Drama mit Schwächen – und grüngrauen Lichtmomenten.

Wer hat das Vieh gestohlen? War es das Mädchen, das plötzlich im Wald steht, waren es wilde Kreaturen, war es ein Dorfbewohner? Skalde und ihre Mutter müssen plötzlich – nach Jahren der Entfremdung – zusammenhalten, sich gemeinsam um den Eindringling kümmern.

«Milchzähne» spielt in einer unbestimmten Zukunft, in der die Welt ein verdorrter Ort ist und von Missgunst und Misstrauen regiert wird. Angst und Aberglaube beherrschen die isolierte Gemeinschaft, die offensichtlich eine Art Apokalypse überlebt hat.

Als Skalde, die sich im Dorf mehr schlecht als recht integriert hat, das Mädchen aufnimmt, ist der Teufel los. Stimmt es, was die Kleine, Meisis, sagt: «Ich bin kein Mädchen. Ich bin ein Wolf»? Soll man den alten Geschichten Glauben schenken, in denen es heisst, dass die Wölfe sich unter die Menschen mischen wollen? Wolfskinder hätten keine Milchzähne. Meisis hat welche. Vielleicht aber auch nicht.

Sophia Böschs Spielfilmdebüt

Die schweizerisch-schwedisch-deutsche Regisseurin Sophia Bösch nimmt sich in ihrem Spielfilmdebüt des dystopischen Erstlings der jungen, deutschen Schriftstellerin Helene Bukowski an. Die hoffnungslose, aber dann und wann von Wärme durchzogene Stimmung des Bestsellers zeigt sich bei Bösch in Grüngrautönen: in den Fetzen, die man nach der angedeuteten Apokalypse trägt, und in den Bücherstapeln, die in Skaldes Haus zu sehen sind.

Die etwas holprigen Dialoge, die wenig erklären und mehr schlecht als recht die Spannung aufrechterhalten, werden glücklicherweise getragen von den schauspielerischen Leistungen der beiden Protagonistinnen: Mathilde Bundschuh als Skalde versteht es, Situationen, die leicht in den Kitsch abdriften könnten, zu entschärfen. Am stärksten ist Susanne Wolff als Aussenseiterin Edith und Mutter von Skalde. Man glaubt ihr, dass die Hunde sich um sie scharen, ohne dass sie gross etwas dazutun muss. Man glaubt ihr, dass sie – genau wie ihre Tochter – ein Herz hat in einer Welt, in der es nicht mehr viel zu lachen gibt.

«Milchzähne», der am 12. Juni in den Deutschschweizer Kinos anläuft, spiele «zu einer Zeit nicht allzu fern von unserer», heisst es in der Synopsis. Es ist eine düstere, freudlose Zukunft. Wer damit umgehen kann, wird sich in diesem Film wohlfühlen, alle anderen haben mit einem Unbehagen zu kämpfen, das lange nachhallt.*

*Dieser Text von Nina Kobelt, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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