Coronavirus: Arzt wehrt sich gegen Vorwurf der Verharmlosung

Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem Interview sieht sich Spitalarzt Huldrych Günthard mit Kritik konfrontiert.
- In sozialen Netzwerken wird ihm vorgeworfen, er würde die Corona-Situation verharmlosen.
- Jetzt wehrt sich der Arzt gegen die Vorwürfe.
Für diese Aussage musste Huldrych Günthard, Arzt am Universitätsspital Zürich, ordentlich Kritik einstecken. Denn was als optimistischer Blick in die Zukunft gedacht war, wurde teilweise als Verharmlosung der epidemiologischen Lage verstanden.
Im Oktober sagte er in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung»: Er könne sich gut vorstellen, dass die Corona-Massnahmen nach der Impfoffensive aufgehoben werden könnten. «Denn irgendeinmal muss Schluss sein. Ich glaube auch, dass das Gesundheitswesen das Problem jetzt stemmen kann», so der Spitalarzt.

Dies begründete er mit der «erheblichen partiellen Immunität»: 65 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind inzwischen gegen das Coronavirus geimpft. Er betonte zwar, dass sich noch mehr Menschen impfen lassen sollten. Eine mögliche Überlastung der Spitäler erwähnte er jedoch nicht – er sagte lediglich, diese könnten künftig wieder erheblich belastet werden.
Coronavirus: Spitalarzt ist «mild zuversichtlich»
Jetzt wehrt sich der Mediziner, der sich als «mild zuversichtlich» beschreibt, gegenüber der Zeitung: Dass die Corona-Massnahmen unabhängig vom Erfolg der Impfoffensive abgeschafft werden können, habe er nicht sagen wollen: «Es ist mir ein Anliegen, dass wir Spitalärzte nicht nur negative Szenarien verbreiten. Sondern auch sagen, wenn es Grund zur Hoffnung gibt.»

Denn: Der positive Effekt der vom Coronavirus Genesenen werde von manchen Wissenschaftlern und Behörden unterschätzt. Die Vorwürfe aus den sozialen Netzwerken, er würde die Corona-Situation verharmlosen, will Günthard jedoch nicht auf sich sitzen lassen: «Auch ich bin der Meinung, dass sich noch mindestens zehn Prozent impfen lassen müssen. Damit wir über die Aufhebung der Massnahmen nachdenken können. Vielleicht hätte ich das präziser ausdrücken sollen.»
In der Vergangenheit äusserte der Spitalarzt bereits mehrfach klar seine Meinung – wobei von Verharmlosung keine Rede sein kann. So bemängelte er etwa, dass mit dem Entscheid bezüglich der Booster-Impfung gegen das Coronavirus lange gewartet wurde.
Günthard spricht von «Stich ins Herz»
Zudem setzt er sich deutlich für die Notwendigkeit von Impfungen ein – so wie etwa in der «Arena» im August. Die Zertifikatspflicht hält Günthard weiterhin für sinnvoll. Mit dieser werde erreicht, dass Ungeimpfte sich nicht an Orte begeben können, wo das Infektionsrisiko grösser ist. Somit würden diese vor sich selbst geschützt.

Gegenüber der «NZZ» sagt der Arzt: «Ich habe inzwischen viele Patienten leiden sehen, die mit grösster Wahrscheinlichkeit noch gesund wären, wenn sie sich hätten impfen lassen.» Auch einige Todesfälle habe er mitbekommen. «Das verstehe ich einfach nicht. Als Arzt gibt mir das jedes Mal einen Stich ins Herz.»