

Bus lässt Pendlerin stehen – um «Verspätung aufzuholen»

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Bus in Thun BE hat zum Ärger einer Pendlerin 20 Minuten Verspätung.
- Als er endlich kommt, fährt er auch noch an der Haltestelle vorbei.
- Das sei eine Massnahme gegen Verspätungen, erklären die Betreiber.
Eine Thunerin macht sich am Mittwochabend um 17 Uhr auf den Weg nach Brig VS in ein Sport-Lager. Weit kommt die 25-Jährige aber nicht.
An der nur wenige Meter von ihrer Wohnung entfernten Haltestelle wartet Vera B.* vergeblich auf den Bus. Alle zehn Minuten sollte dieser in Richtung Thun Bahnhof fahren. Nach 20 Minuten taucht endlich einer auf – die Rettung?
Nein. Denn der Bus ist nicht wie üblich mit der Endhaltestelle angeschrieben, sondern mit «Nur zum Aussteigen». Wie bitte?
Schnell macht sich Ernüchterung breit: «Ich winkte wie wild. Doch der Bus fuhr einfach an der Haltestelle vorbei», schildert die junge Frau gegenüber Nau.ch.

Damit ist klar: Die Thunerin verpasst ihre Anschlussverbindung und kommt zu spät. «Jetzt war ich richtig wütend – erst so viel Verspätung, dann fährt der Bus auch noch an der Haltestelle vorbei. So etwas ist mir noch nie passiert!», ärgert sie sich.
«Ich wartete noch weitere fünf Minuten. Dann wurde es mir zu bunt.» Vera B. beschliesst, zu Fuss an den Bahnhof zu laufen.
Hat Sie auch schon einmal ein Bus an der Haltestelle einfach stehen lassen?
«Den Zug in Thun hatte ich ja sowieso schon verpasst. Zum Glück legte sich der Ärger beim ‹Spaziergang› an der frischen Luft etwas», so die Frau. Schlussendlich trifft sie mit knapp einer Stunde Verspätung im Sport-Lager im Wallis ein.
Vera B. ist ratlos: «Ich kann mir schon die grosse Verspätung nicht erklären. Schliesslich kommt der Bus von ausserhalb der Stadt. Dann ist dieser auch noch mit ‹Nur zum Aussteigen› angeschrieben und fährt einfach vorbei.»
Vorbeifahren Massnahme «wenn Verkehr kollabiert»
Nau.ch hat beim Busbetreiber STI in Thun nachgefragt, was hinter dem Vorfall steckt. Betriebschef Erich Seiler erklärt: «Wegen einer gesperrten Brücke musste die Linie 3 am Mittwochabend einen Umweg fahren.» Aufgrund der Sperrung seien der restliche Verkehr und darum auch der Bus zum Stillstand gekommen.
«Deshalb haben wir angeordnet, dass der Bus an den Haltestellen vorbeifahren soll. Damit wollten wir die Verspätung aufholen und erreichen, dass der Bus spätestens vom Bahnhof Thun wieder pünktlich abfahren konnte.»
Und was passiert mit den Fahrgästen, die an den Haltestellen zurückbleiben? «Die Kunden konnten den unmittelbar nachfolgenden Bus benützen. Auf den gängigen ÖV-Informationskanälen wurde dies so publiziert», sagt Seiler.
Er beschwichtigt: «Solche Massnahmen werden zum Glück nicht allzu oft ausgelöst. Nur wenn der Verkehr kollabiert und der korrekte Betrieb nicht anderweitig sichergestellt werden kann.»
Das Problem mit der Sperrung habe man mittlerweile mit einer Ampel für die Busse entschärft. «Damit sollte es nicht mehr zu solch grossen Verspätungen kommen.»
*Name geändert