Blatten VS: Grösster Gletscherabbruch seit der Räumung des Dorfs

Am Dienstagabend gegen 18 Uhr kam es am Birchgletscher zum bisher grössten Gletscherabbruch seit der Evakuierung von Blatten VS. Es war ein weiterer grosser Murgang aus Eis, Fels, Schnee und Wasser.

Die Trümmer erreichten das Dorf nicht, sondern rutschten bis zu einer Staumauer oberhalb des Flusses Lonza am südlichen Dorfrand. «Die Trümmer stoppten 400 Meter von den ersten Häusern entfernt», hielten die Behörden auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest.

Der Sturz der Ablagerung verhielt sich also ähnlich wie beim ersten grossen Niedergang am Mittwoch, 14. Mai, der dann am 19. Mai die Evakuation ausgelöst hatte.

Den Angaben zufolge war es am Abend nicht möglich zu sagen, wie viel Schutt hinabgestürzt ist. «Man kann aber von Tausenden von Kubikmetern sprechen», hiess es beim Regionalen Führungsstabs Lötschental.

Auf einem Video von «SRF» ist zu sehen, wie sich die riesige Menge Abbruchmaterial in Blatten in Bewegung setzt. Die Mischung aus Gletschereis, Fels, Stein, Kies, Sand und Wasser wälzt sich mit enormer Kraft talabwärts in Richtung Talboden.

Zahlreiche Bäume knickten unter der Wucht der Masse um und wurden mitgerissen. Laut dem Bericht des Schweizer Fernsehens erfüllt der Lawinenleitdamm bislang seine Funktion: Er leitet das abgegangene Material kontrolliert in Richtung Lonza.

Doch angesichts der zunehmenden Mengen stellt sich laut «SRF» die Frage, wie lange es noch dauert, bis der Damm überläuft. Der Gletscher ist nach wie vor in Bewegung – jederzeit können weitere, grössere Eismassen und Material abbrechen.

Die Brüche im Gletscher nehmen seit einigen Tagen deutlich zu. Die Gletscherfront bewegte sich zuletzt mit einer sehr grossen Geschwindigkeit von rund zehn Metern pro Tag. Das teilte der Führungsstab früher am Dienstag.

Auf dem Birchgletscher hatte sich in den vergangenen Tagen ein massiver Schuttkegel gebildet. Laut den Experten vor Ort drücken rund neun Millionen Tonnen Schuttmaterial auf den Gletscher.

Die Nachrichten vom Kleinen Nesthorn, dem Berg über dem Birchgletscher, waren positiver. Die Lage an der Felssturzfront schien sich seit etwas mehr als 24 Stunden beruhigt zu haben. In der Nacht auf Dienstag gab es noch vereinzelte Felsabbrüche.